Interview | Bob Hanning zum DHB-Trainerwechsel - "Das war keine Meisterleistung"

Fr 07.02.20 | 22:06 Uhr
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Bob Hanning bei der Pressekonferenz des Deutschen Handball Bundes. Bild: imago/Noah Wedel
Audio: Inforadio | 07.02.2020 | Thomas Kroh | Bild: imago/Noah Wedel

Völlig überraschend hatte der Deutsche Handball Bund am Donnerstag Bundestrainer Christian Prokop entlassen. Am Tag danach erklärt DHB-Vizepräsident Bob Hanning, wieso Prokop nun doch nicht mehr weitermachen durfte und Alfred Gislason der Richtige ist.

Das Präsidium des Deutschen Handball Bundes hatte einiges zu tun am Freitag. Auf einer Pressekonferenz versuchten die Bosse des DHB zu erklären, wieso es nun überraschend doch zu einem Bundestrainerwechsel kam. Im Interview mit rbb|24 äußert sich Bob Hanning zu den turbulenten Entwicklungen im deutschen Handball-Nationalteam und erklärt, wieso Christian Prokop nach drei Jahren als Bundestrainer entlassen wurde, zwei Wochen nach dem er mit seinem Team bei der Europameisterschaft den fünften Platz erreicht hatte.

rbb|24: Herr Hanning, erklären Sie doch bitte mal, wieso der deutsche Handballbund vor zwei Wochen bei der Europameisterschaft in Wien noch zufrieden mit Christian Prokop war und zwei Wochen später sitzt der Mann dann doch vor der Tür?

Bob Hanning: Ja, wir haben in der Tat am Montag eine Präsidiumssitzung gehabt und die Personalie noch einmal erläutert. Christian Prokop war vor Ort und hat seine Analyse der Europameisterschaft vorgestellt. Im Anschluss hat sich dann das gesamte Präsidium mit der Thematik befasst, die drei Jahre nochmal Revue passieren lassen und sich dann für Alfred Gislason als neuen Bundestrainer entschieden, der zu dem Zeitpunkt auf dem Markt war. Man ist zu dem Schluss gekommen, dass man den Erfolg mit Alfred Gislason wahrscheinlicher machen kann, als wenn man Christian Prokop behält.

Sie werden aber zustimmen, dass der DHB da keine gute Figur abgibt, oder?

Oh ja, da gebe ich ihnen unumwunden Recht. Die Situation hätte definitiv anders gelöst werden müssen, in der Form wie es dann zustande gekommen ist. Da haben Sie vollumfänglich Recht: Das war keine Meisterleistung.

Bei seinem ersten Turnier, der EM 2018, hat Prokop viele Probleme mit der Mannschaft gehabt. Da waren viele Spieler gegen ihn, auch weil er einige umstrittene Entscheidungen getroffen hat. Dann hat sich die Mannschaft aber zusammengerauft und bei dieser EM trotz einiger verletzungsbedingter Absagen ein ordentliches Turnier abgeliefert. Befürchten Sie nicht, dass da im Nachhinein noch was hängen bleibt?

Ja, hängen bleiben tut bei solchen Aktionen immer etwas. In der Tat ist es so, dass das Turnier mit dem abschließenden fünften Platz jetzt kein Drama war. Aber es ist wirklich so, dass wir zu dem Schluss gekommen sind, dass wir mit Alfred Gislason diesen Schritt erfolgreicher sein können. Das Verhältnis Mannschaft-Trainer war damals völlig zerrüttet. Und jeder der mich kennt und weiß wie ich bis jetzt in meinem Leben gehandelt habe, der weiß, dass ich der einzige war, der Christian Prokop hier maximal den Rücken gestärkt hat und ihn immer gegen alle Kritik verteidigen musste. Von daher ist diese Entscheidung auch gerade für mich persönlich sehr, sehr bitter.

Sie sagen, die DHB-Spitze glaubt mit Gislason erfolgreicher zu sein als mit Prokop. Was glauben Sie denn kann Alfred Gislason besser als Christian Prokop?

Also ich möchte da eigentlich nicht vergleichen. Ich kann Ihnen sagen, dass wir von Alfred Gislason erwarten, dass er aufgrund seiner unfassbar langen Erfahrung als Trainer – er ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt – und auch als Spieler, den nötigen Input geben kann, um dann auch die ganz wichtigen Spiele zu gewinnen. Und dann die Medaillen, die sich der deutsche Handball wünscht zu erzielen.

Im April steht in Berlin das Qualifikationsturnier für die Sommerspiele an (17.-19. April in der Max-Schmeling-Halle). Das wird schwierig, denn es kommen nur zwei Mannschaften durch. Haben Sie große Sorgen?

(lacht) Ja, das wird wirklich schwierig. Wir haben mit den Schweden und den Slowenen zwei gute Mannschaften aus Europa als Gegner. Die Slowenen sind Vierter geworden bei der EM, die Schweden haben nicht ganz so gut abgeschnitten, aber werden sicher alles daran setzen um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Dazu kommt mit Algerien eine sehr unangenehme Mannschaft. Ich glaube aber, dass wir das schaffen. Und ich glaube, dass wir an dem Ziel, eine Medaille bei den Olympischen Spielen zu holen, festhalten können.

Das Interview führte Thomas Kroh, rbb Sport. Es handelt sich bei dem Text um eine redigierte Interview-Fassung. Das komplette Interview hören Sie beim Klick auf den Play-Button im Titelfoto.

2 Kommentare

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  1. 2.

    Die Begründung zur Entlassung des Trainers ist „sehr einleuchtend „. Nix wie wischi waschi , nix Konkretes nur Gelaber. Keiner war oder ist schuld, da nehmen wir mal den Trainer.

  2. 1.

    Das war einfach nur noch peinlich Herr Bob Hanning! Aber wer mit solchen lächerlichen bunten Sachen bei der EM rumlaufen tut, den kann man wirklich nicht mehr ernst nehmen!

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