Verlust von Autorität, Integrität und Respekt - Union-Präsident Zingler kritisiert Deutschen Fußball-Bund

Fr 06.03.20 | 09:14 Uhr
  6
Dirk Zingler
Bild: imago images / Matthias Koch

Union Berlins Präsident Dirk Zingler hat im Zuge der heftigen Auseinandersetzung mit Fans den Deutschen Fußball-Bund kritisiert. "Ich glaube, der DFB hat in den vergangenen Jahren seine natürliche Autorität verloren", sagte der 55-Jährige in einem Interview der Tageszeitung "Welt" am Freitag.

Zingler: "DFB hat Kontakt zu Fußballfans verloren"

Es habe viele Themen gegeben, durch die der Verband an Integrität und Respekt verloren habe, meinte Zingler. Das ständig wechselnde Personal an der Spitze stehe im Kontrast zu erfolgreichen Vereinen. "Mein Kernvorwurf lautet: Der DFB hat den Kontakt zu und das Verständnis für die Mehrheit der Fußballfans, insbesondere der Stadionbesucher, verloren", sagte Zingler.

Beim 1. FC Union war es am vergangenen Spieltag auch zu Schmähungen aus der Fanszene gegen 1899 Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp gekommen, die die Partie gegen den VfL Wolfsburg (2:2) an den Rand des Abbruchs gebracht hatte. Zingler bekräftigte noch einmal, dass es inakzeptabel sei, Menschen zu diffamieren.

"Der DFB kann vom Vereinsfußball lernen"

Der Union-Präsident ist der Auffassung, dass der DFB die Probleme nicht lösen könne, egal, in welcher Verfassung er sei. Es sei vielmehr die "ureigenste Aufgabe der Vereine, mit den Fanszenen und den Zuschauern ein vernünftiges Miteinander zu organisieren. Ich denke, dass der DFB vom Vereinsfußball lernen kann", sagte Zingler. "Wenn er glaubt, dass er mit Menschen und Organisationen so umgehen kann wie vor zehn, 20 Jahren, dann funktioniert das nicht."

Sendung: Inforadio, 06.03.2020, 09:15 Uhr

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Zingler denkt offenbar anders. Profifußball kann man mögen oder auch nicht. Wenn man ihn ablehnt, kommt man international nicht weit. Der DFB ist ein Dachverband, klärt das intern. Union ist Bestandteil des DFB. Wenn Zingler seit Jahren Probleme sieht, dann hätte er schon intern mal was sagen sollen.

  2. 5.

    Zingler hat mit seinen Aussagen bzgl. des DFB absolut recht. Der Verband bietet seit Jahren ein klägliches Bild und sorgt für mehr Ärger als Innovation.

  3. 4.

    Schön immer den Sponsor in die Kamera halten Herr Zingler. Der steht auf der Wunschliste der Enteignungsbefürworter. Wer im Glashaus sitzt....

  4. 3.

    Im Ergebnis stimme ich Ihnen zu. Will nur noch ergänzen, dass gerade die englische Liga die spannendsten Spiele liefert und international beliebt ist. Manchmal darf man auch mal akzeptieren, dass man mit Geld eben Leistung bekommt. Wenn Union der ganze Kram nicht passt, kann es ja auf die Lizenz verzichten und in die Dritte Liga gehen. Aber jeder Verein will auch Erfolg. Die Kommerzialisierung ist für mich nicht schädlich.

  5. 2.

    Die Moral kommt bei Herrn Zingler scheints auch erst, wenn er satt ist. Wer profitiert denn von der in erster Linie monetären Ausrichtung des Fußball? Die Vereine. Die Fans muss man dabei bereits z.T. von den Vereinen ausschließen. Wenn es international wie national nur noch um Übertraguns- und Werberechte geht; alles bekämpft wird, was den genormten Vorstellungen von Investoren und ihren Ausführenden nicht passt, bleibt vom Sport, der Begeisterung, dem Miteinander und sportlichen Gegeneinander nicht mehr viel übrig.

    Jemand, der im eigenen Stadion sogar die Karten von Rollstuhlplätzen verlost und DEM größten Investment-Unternehmen der Welt gehorcht, braucht sich über Reduktionen des Sports auf Ökonomie nicht zu beschweren. Z.T. englische Verhältnisse darf man erwarten: nur noch in der Kneipe Fußball schauen.

    Im Übrigen geht es bei den Bannern in diversen Stadien nicht um Beleidigung allein, sondern auch um Drohung und Aufruf zu Straftaten.

  6. 1.

    Da steckt sehr viel Klugheit drin. Der DFB will erziehen und Vermarktungsgelder verteilen - das scheitert. Und noch weiter gedacht: was wäre wenn man sich der bezahlpflichtigen TV-Übertragungen entzieht, weil keine Familie jeden Wochentag Fußball sehen will?

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren