Zwei Jahre nach dem letzten Kampf - "King Arthur" ist jetzt "Papa Arthur"

Mi 06.05.20 | 07:38 Uhr
Arthur Abraham auf einer Gala im Februar 2020. Quelle: imago images/Herbert Bucco
Bild: imago images/Herbert Bucco

Vor knapp zwei Jahren stand Arthur Abraham das letzte Mal für einen Kampf im Boxring. Offiziell ist er im letzten Jahr zurückgetreten. Die Prioritäten des ehemaligen "King Arthur" sind jetzt andere. Für einen bestimmten Fight könnte er sich ein Comeback aber vorstellen.

Die Wohnung von Ex-Boxer Arthur Abraham ist reich geschmückt. Pokale, Gürtel und der jubelnde 'King Arthur' auf etlichen Postern an der Wand. Dass der gebürtige Armenier eine bewegte Karriere hinter sich hat, würde in Abrahams Wohnung im Berliner Westen auch einem absoluten Box-Laien schnell klar werden.

2005 feierte er mit dem Weltmeistertitel der IFB im Mittelgewicht seinen ersten großen Triumph. Zehn Mal verteidigte er den knallrot glänzenden Gürtel, der heute in Abrahams Wohnzimmer liegt. 2012 wurde er in Berlin erneut Weltmeister, diesmal im Supermittelgewicht der WBO. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Triumph. Insgesamt verlor er von seinen 53 Profikämpfen nur sechs. Für seine Erfolge wurde Abraham in Deutschland mehrfach als Boxer des Jahres ausgezeichnet. Mittlerweile ist sein letzter Kampf bereits knapp zwei Jahre her.

Arthur Abraham feiert seinen ersten großen Titel zum Weltmeister im Mittelgewicht 2005. Quelle: imago images/Picture Point
Der erste große Triumph: Arthur Abraham feiert den Weltmeistertitel im Mittelgewicht. | Bild: imago images/Picture Point

Harte Arbeit, Blut und Schweiß

"Natürlich fehlt mir das Boxen. Ein Sportler vermisst seinen Sport immer", erklärt Abraham, während er lächelnd auf seine üppige Trophäensammlung blickt. Viel harte Arbeit, Blut und Schweiß seien dafür nötig gewesen. Heute geht es im Hause Abraham um einiges gemächlicher zu. Sein Sohn Grigor ist dreieinhalb, seine Tochter Maria eineinhalb Jahre alt. Seine Frau ist wieder schwanger, bald erwartet das Paar sein drittes Kind. Während Maria stolz ihren roten Ball präsentiert, kämpft Grigor schon jetzt im geräumigen Wohnzimmer tobend mit seinem Vater, der früher vor tausenden frenetischen Fans in großen Hallen boxte. Erschöpft liegen beide schließlich am Boden. "Er hat gewonnen", sagt Abraham. Naja, ganz so fit wie früher ist 'Papa Arthur' mittlerweile eben auch nicht mehr.

Arthur Abraham mit Trainer Ulli Wegner auf einer Gala im Jahr 2019. Quelle: imago images/Spöttel
Arthur Abraham mit seinem langjährigen Trainer Ulli Wegner auf einer Gala im letzten Jahr. | Bild: imago images/Spöttel

Trainer Wegner ist wie ein "zweiter Vater"

Komplett trennen kann und möchte sich Abraham vom Boxsport aber nicht. "Ich trainiere natürlich nicht mehr so hart wie früher. Heute trainiere ich drei bis vier Mal die Woche, gehe locker laufen. Danach Klimmzüge, ein bisschen was für die Bauchmuskeln und den Rücken", beschreibt Abraham sein Trainingsprogramm als Box-Rentner. Immer wieder ist er auch heute noch in engem Austausch mit seinem langjährigen Trainer Ulli Wegner, den er immer noch respektvoll mit "Sie" anspricht und sonst stets seinen "zweiten Vater" nennt. Wegner machte Abraham einst zu einem Weltklasse-Boxer. "Er ist ein sehr wichtiger Mensch für mich. Da wo ich bin, ist er auch", sagt Abraham. Und ergänzt lachend: "Er war immer unzufrieden. Egal, was man gemacht hat". Die Verbissenheit und der endlose Wille zur Verbesserung machten das Duo erfolgreich.

Während der Corona-Pandemie können sich die Beiden nur über Videotelefonate austauschen. "Ich habe Muskelschmerzen, während ich gehe", berichtet der mittlerweile 78-jährige Wegner - die Internetverbindung ruckelt. Abraham zeigt dafür nur wenig Verständnis: "Trainer, wir haben nie Schmerzen. Das haben Sie uns beigebracht. Schmerz kennen wir nicht", entgegnet der ehemalige Schützling mit einem liebevollen Lächeln.

"Ich habe alles, was ich mir im Leben gewünscht habe"

Abraham wirkt zufrieden mit seinem Leben als Boxer im Ruhestand. Während seiner Karriere sei er ständig unterwegs gewesen, habe seine Familie nur wenig gesehen. Offiziell beendet hat er seine Box-Karriere im vergangenen Jahr. Trotzdem war immer wieder zu vernehmen, dass ein Kampf gegen Felix Sturm Abraham zu einem Comeback bewegen könnte. Oft wurde das Duell der beiden in der Vergangenheit von den Box-Fans in Deutschland gefordert - zu einem Kampf kam es aber nie. In näherer Zukunft wird das Duell der Beiden aber weiter nicht zustande kommen. Erst kürzlich wurde Felix Sturm wegen Steuerhinterziehung und Dopings zu drei Jahren Haft verurteilt.

Dementsprechend verhalten gibt sich Abraham angesprochen auf eine Rückkehr in den Ring: "Wenn, dann geht es gegen Felix Sturm. Ich habe sonst alles, was ich mir im Leben gewünscht habe". Und doch schenkt der 40-Jährige seinen Anhängern ein kleines Stück Hoffnung: "Ich bin ein Sportler, halte mich fit, rauche und trinke nicht. Diesen Kampf wollen viele Fans sehen. Ich hoffe, dass seine Probleme schnell gelöst werden. Wenn er bereit ist, gegen mich zu boxen, bin ich das auch. Ich bin ein Kämpfer", sagt Abraham mit einem breiten Lächeln im Gesicht und seinem Sohn fest im Arm. Und wer weiß. Vielleicht wird aus "Papa Arthur" eines Tages ja doch noch einmal "King Arthur".

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