Interview | Alba-Profi Johannes Thiemann - "Der Turniermodus ist wie gemacht für Überraschungen"

Mo 15.06.20 | 11:18 Uhr
Alba-Profi Johannes Thiemann spielt im Teamhotel Tischtennis. Quelle: imago images/BBL-Foto
Audio: Interview Johannes Thiemann | Nikolaus Hillmann | Bild: imago images/BBL-Foto

Drei Spiele, drei Siege. Bislang läuft es gut für Alba beim Finalturnier um die deutsche Meisterschaft in München. Ein Lagerkoller ist bei den Berlinern noch nicht in Sicht. Im Interview spricht Johannes Thiemann über das besondere Turnier und den Modus.  

rbb|24: Johannes Thiemann, das aktuelle Teamgefühl bei Alba Berlin wird oft mit einer Schulklasse auf Klassenfahrt verglichen. Alle hätten viel Spaß miteinander und würden sich gut verstehen. Jetzt hausen Sie bereits seit über einer Woche gemeinsam in einem Hotel in München. Kann man sich das weiterhin wie einen Trip mit der Schulklasse vorstellen?

Johannes Thiemann: Es ist tatsächlich wie eine Klassenfahrt früher. Wir verstehen uns gut und die Situation ist daher bislang für uns kein Problem. Wir haben bis jetzt alle Spiele gewonnen, da ist natürlich auch die Stimmung in der Mannschaft gut. Ich hoffe, dass das so bleibt.

Was ist denn das Besondere an der Teamchemie bei Alba?

Wir haben einfach sehr gute Charaktere in der Mannschaft. Jeder spielt für den anderen und opfert sich für das Team auf. Wir haben alle das gleiche Ziel, wir wollen in diesem Jahr Meister werden. Ich denke, dass uns das auf jeden Fall zusammenschweißt.

Der Turniermodus ist für die Basketball-Bundesliga völlig neu. Wie beurteilen Sie das Turnier bislang?

Das ist richtig, es ist etwas komplett anderes, das wir bislang aus der Basketball-Bundesliga nicht kannten. Natürlich merkt man die Zwangspause sowohl sich selbst als auch den anderen Teams an, aber das Niveau ist trotzdem hoch. Es ist guter Basketball und es macht Spaß. Ich bin froh, dass es für uns trotz Corona möglich ist, um die Meisterschaft zu spielen.

Gegen Frankfurt war es knapp und man hat gemerkt, dass es noch ein bisschen knirschte. Gegen Bamberg war es auch eine enge Partie, gegen Vechta dann aber eine sehr deutliche. Wie hat sich die Mannschaft weiterentwickelt, was macht sie jetzt anders?

Wir hatten nur knappe zweieinhalb Wochen richtiges Mannschaftstraining. Dann ist es natürlich schwer, direkt wieder auf ein gutes Level zu kommen. Wir haben uns aber jetzt schon von Spiel zu Spiel gesteigert, natürlich lernt man auch in den Partien. Es ist gut, dass wir unsere Begegnungen gewonnen haben. Am Anfang waren wir alle noch ein bisschen rostig, jetzt ist die Anfangsnervosität aber verflogen und wir haben unseren Rhytmus wiedergefunden.  

Sie wohnen gemeinsam mit den anderen Teams in einem Hotel. Gibt es Kontakt mit den anderen Mannschaften oder verbringt man die Freizeit sogar zusammen?

Es ist wirklich schon sehr gesellig. Man sieht sich häufig beim Essen oder auch in der Lobby. Ich persönlich habe schon recht viel Kontakt zu Spielern aus den anderen Teams. Ich kenne natürlich viele Jungs auch von der Nationalmannschaft. Man bleibt also nicht nur im eigenen Team.

Wie sieht der Tagesablauf denn überhaupt aus, wenn man den ganzen Tag nur im Hotel sein kann und auch nur alle zwei Tage ein Spiel stattfindet?

Es gibt einen ganz coolen "Game-Room", da sind ein paar Spiele wie Darts, Tischtennis oder ein Golfsimulator aufgebaut. Auch ein Pokertisch steht uns dort zur Verfügung. Man findet also schon Beschäftigung. Ich lese viel oder spiele Videospiele mit meinen Mannschaftskollegen. Auch Spaziergänge sind ja erlaubt. Das war es dann aber tatsächlich auch schon. Bis jetzt können wir uns aber alle noch gut beschäftigen. Mal schauen, ich hoffe, dass das auch die letzten zwei Wochen noch so bleibt.

Wie ist ihr Eindruck von den anderen Mannschaften? Welche Teams - außer Alba natürlich - können es in das Finale schaffen?

Es ist wirklich schwierig. Der Turniermodus ist eigentlich wie gemacht für Überraschungen. Man hat es beispielsweise direkt im ersten Spiel gesehen, als München gegen Ulm verloren hat. Insgesamt hat Ulm noch kein Spiel verloren, die sind schon sehr stark. Ludwigsburg ist auch ein Team, das wie gemacht ist für den Modus. Sie haben viele Scorer, die, wenn sie zur Höchstform auflaufen, ein Spiel an sich reißen können. Es ist keine Best-of-five-Serie, wie sonst üblich, sondern es gibt in der K.o.-Runde nur Hin- und Rückspiel. Das bietet viel mehr Raum für Überraschungen. Trotzdem ist München als aktueller Deutscher Meister der klare Favorit für einen Finaleinzug. Das sind die drei Teams, die außer Alba gute Chancen auf das Finale haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Nikolaus Hillmann, rbb Sport. Sie können das Gespräch mit einem Klick ins Titelbild nachhören.

Sendung: Inforadio, 14.06.2020, 16:15 Uhr

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