Berliner Tennisbrüder Marcus und Max Laudan - Doppelter Aufschlag Richtung Paralympics

Di 16.06.20 | 11:10 Uhr
Marcus (links) & Max Laudan (Quelle: imago-images/Claudio Gärtner)
Audio: Inforadio | 04.06.2020 | Tabea Kunze | Bild: imago-images/Claudio Gärtner

Die Berliner Marcus und Max Laudan sind Zwillinge und sitzen wegen einer seltenen Behinderung seit ihrem neunten Lebensjahr im Rollstuhl. Nun träumen sie gemeinsam von der Teilnahme an den Paralympics - und werden für andere sogar zum Vorbild.

Sie haben die gleiche Frisur, das gleiche freundliche Lächeln und lieben denselben Sport. Marcus und Max Laudan sind Zwillinge - das ist nicht zu übersehen. Und noch etwas haben die 28-jährigen Brüder aus Berlin gemeinsam: Sie wollen es zu den Paralympics schaffen.

"Also, wenn ich daran denke, bekomme ich direkt gleich einen Kloß im Hals. Es wäre einfach ein Traum", sagt Max. "Dieses Messen mit den besten Spielern der Welt - und du gehörst dazu. Nach der jahrelangen Arbeit einmal dort teilnehmen, das ist einfach, wie Max sagt, ein wahr gewordener Traum", ergänzt Marcus.   

Studium, Nebenjob und Tennis

Die beiden sind sich einig. Im Einzel und im Doppel wollen sie es nach Tokio schaffen - wegen der Verschiebung nun ja im nächsten Jahr statt in diesem Sommer, wie geplant. Dafür arbeiten sie hart, investieren viel Kraft, Schweiß und auch Geld in ihren Traum. Rund 45.000 Euro kostet eine Saison, besonders die Reisen sind kostenintensiv. Viel Geld für die BWL-Studenten, die nebenbei auch noch als Werksstudenten arbeiten.

Vor der Corona-Pandemie reisten die Brüder zu Turnieren auf der ganzen Welt, um Qualifikations-Punkte für die Paralympics zu sammeln. Zuletzt waren sie im März im amerikanischen Georgia - und schafften es mit dem letzten Flug noch zurück nach Deutschland, bevor die Reisebeschränkungen griffen. Seitdem sind die Turniere auf unbestimmte Zeit abgesagt. "Dass einen etwas zurückwirft im Leben, kann immer passieren", sagt Max, "und ich glaube, ein bisschen sind wir so groß geworden, durch die Behinderung, Umwege gehen zu müssen."

"Mittlerweile schießen wir Vorhände mit 120 Stundenkilometern"

Im Kindergartenalter wurde bei den Zwillingen eine multiple epiphysäre Dysplasie, eine Störung des Knochen- und Körperwachstums, diagnostiziert. Eine seltene Erkrankung, an der in Deutschland nur wenige Menschen leiden. Zahlreiche Operationen und Krankenhausaufenthalte folgten. Seit sie neun Jahre alt sind, sitzen beide im Rollstuhl.

Drei Jahre später brachte ihre Mutter sie zum Rollstuhltennis. Die ersten Versuche liefen alles andere als leicht. "Da ist ein Rollstuhlfahrer, der schiebt sich über den Platz und versucht, den Ball übers Netz zu bekommen", erinnert sich Marcus an die Anfänge zurück. "Und mittlerweile schießen wir Vorhände mit 120 Stundenkilometern. Ich kann mich total frei bewegen und ich vergesse auch den Rollstuhl dabei. Es ist einfach ein Sportgerät, so wie der Schläger."

Vorbild für andere Rollstuhlfahrer

Der Konkurrenzkampf untereinander hat beide immer angespornt und besonders motiviert - führte aber irgendwann zu weit. Deshalb trainieren beide inzwischen auch alleine, um sich individuell weiterzuentwickeln. "Wir lieben das, was wir machen", sagt Marcus.

Mit ihrer Leidenschaft für den Sport und ihrer Disziplin im Alltag werden sie so auch zum Vorbild für andere. "Wir haben auch hier im Block ein paar andere, die im Rollstuhl sitzen, die das auch ganz toll finden", erklärt Marcus. Unter anderem auch eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter. "Für sie ist das auch ganz toll zu sehen, dass man auch im Rollstuhl super selbständig sein und seine Ziele erreichen kann." Das Ziel von Max und Marcus bleiben die Paralympics - und für diesen Traum werden sie weiterhin gemeinsam alles geben.

Sendung: Inforadio, 04.06.2020, 13:15 Uhr

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