Endspiel ohne Fans - Berlin bereitet sich auf ein Pokalfinale der besonderen Art vor
Wenn Bayern und Leverkusen am Samstagabend im DFB-Pokalfinale aufeinander treffen, wird es das erste deutsche Pokalendspiel ohne Fans sein. Die Vorbereitungen auf einen ungewöhnlichen Finaltag laufen - auch bei der Berliner Polizei. Von Simon Wenzel
Rauschende Fanfeste am Alexanderplatz und in der City West, Zehntausende stimmungsvolle Anhänger in Rot-Weiß, Schwarz-Gelb, oder Schwarz-Weiß: So kennt man Berlin seit Jahren am DFB-Pokal-Finaltag. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", ist einer der bekanntesten Fangesänge in Deutschland. Für die Anhänger der teilnehmenden Vereine hat die Reise zum Pokalendspiel höchsten Erlebnischarakter.
In diesem Jahr soll es das nicht geben. Das 77. Pokalfinale, zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen, wird ein besonderes. Im Hygienekonzept des DFB sind keine Fans im Stadion vorgesehen. Nur etwa 700 Personen dürfen sich im und um das Stadion herum aufhalten - Medienverteter, Sponsoren, Funktionäre und Ordner im Wesentlichen. Nach Berlin fahren in diesem Jahr nur die Mannschaftsbusse, die Fans sollen zu Hause bleiben.
Leverkusener bekamen Pyro-Verabschiedung
Eine "ungewöhnliche Situation", sagt Leverkusens Kapitän Lars Bender, der selbst zum ersten Mal im Pokalfinale antritt. Bender und seine Mitspieler wurden von den Fans in Leverkusen am Freitagvormittag mit Pyro-Fackeln und Fahnen verabschiedet - Finalatmosphäre light, könnte man sagen. Auch in Berlin werden einige Leverkusener Fans erwartet, bisher geht man bei der Leverkusener Fanbetreuung allerdings nur von etwa 150 Fans der Werkself aus, die sich in der Hauptstadt das Spiel anschauen wollen.
Auch aus München werden einige Fans erwartet, sogar einen Bus voller Anhänger soll es nach Informationen des Bayrischen Rundfunks geben. Auf einen großen Ansturm der Anhänger oder eine mögliche spontane Double-Feier stellt man sich bei der Polizei Berlin allerdings nicht ein. "Es werden Fans in die Stadt kommen, aber es ist von einer eher geringen Zahl auszugehen", sagte Polizeisprecherin Anja Dieschke rbb|24.
Dabei hilft den Beamten auch die Finalpaarung. "Der FC Bayern ist ein absoluter Routinier im Finale und deshalb sind auch die Fans relativ entspannt, außerdem gibt es sicherlich stärker rivalisierende Fangruppen, als es jetzt hier der Fall ist", so Dieschke.
Entspannter Finaltag für Autofahrer und Anwohner
Ein besonderer Einsatztag wird es trotzdem, denn der Fokus geht diesmal weg vom Stadion als zentralem Treffpunkt der Fans. Während ums Olympiastadion nur wenige Anhänger erwartet werden, muss die Polizei verstärkt die Fankneipen der Stadt im Auge behalten - erst recht die, in denen die Fans der beiden Finalisten erwartet werden. "Wir haben die entsprechenden Lokalitäten im Blick", sagte Anja Dieschke. Insgesamt werden etwas weniger Beamte zum Einsatz kommen, als in den Vorjahren.
Ohne Fanfeste und Fanmärsche dürfte der Tag für die Autofahrer in Berlin deutlich normaler verlaufen als sonst. Auf die großräumige Absperrung der Straßen rund um das Stadion kann die Polizei in diesem Jahr verzichten, lediglich Halteverbote für den Olympischen Platz und Teile der Stadionumfahrung sind geplant. Auch für die Anwohner dürfte das Spektakel also in diesem Jahr ruhiger werden.
DFB-Präsident Keller hofft auf "volle Bude" im nächsten Jahr
So könnte das besondere Finale für die Berliner, die für König Fußball wenig übrig haben, ein außergewöhnlich angenehmes werden. Für den DFB hingegen ist klar, dass das Geister-Endspiel ein einmaliges Erlebnis bleiben soll. Präsident Fritz Keller sagte auf der Pressekonferenz am Freitagnachmittag, er hoffe darauf, dass im nächsten Jahr wieder vor "voller Bude" gespielt werde.
Dann würden auch die Erlebnisreisenden wieder in Scharen nach Berlin kommen. Bis es soweit ist, sollte das Motto aber bleiben: "Berlin, Berlin, wir schauen nach Berlin."
Sendung: rbb UM6, 03.07.2020