Kommunikationskrise - Amateurvereine kritisieren Berliner Fußballverband

Fr 28.08.20 | 14:55 Uhr
Fußballverein BFC Südring in Berlin-Kreuzberg (Quelle: dpa/Doris Spiekermann-Klaas)
Bild: dpa/Doris Spiekermann-Klaas

Eigentlich hätte an diesem Wochenende die neue Saison im Berliner Amateurfußball beginnen sollen. Dann setzte der Verband den Spielplan kurzfristig aus. Die Vereine haben grundsätzlich Verständnis und kritisieren das Vorgehen trotzdem. Von Ilja Behnisch

So ganz überraschend kam die Aussetzung des Spielbetriebs im Berliner Amateurfußball nicht. Zumindest nicht für Gerd Thomas, Vorstandsvorsitzender des FC Internationale, und Bernd Fiedler, 1. Vorsitzender des SFC Stern 1900. Beide hätten bereits am Mittwoch "so ein Gefühl" gehabt, sagen sie im Gespräch mit rbb|24.

Am Donnerstag dann wurde aus dem Gefühl Gewissheit, als der Berliner Fußball-Verband vermeldete, den Spielbetrieb mit "Ausnahme des laufenden Wettbewerbes der Herren-Berlin-Liga" bis einschließlich 4. September 2020 auszusetzen. Begründet wurde diese Entscheidung mit dem "kurzfristig erhaltenen Rahmen-Hygienekonzept für ungedeckte Sportanlagen der Berliner Stadtbezirke."

Trugschluss des Verbands

Knackpunkt hierbei sei vor allem "die Problematik zu der Einhaltung des Mindestabstands von 1,5-Metern bei der Nutzung der Kabinenräume". Eine Tatsache, die auch Bernd Fiedler vom Landesligisten aus Berlin-Steglitz nachvollziehen kann. Er selbst habe "seit Wochen darauf hingewiesen, dass die Organisation bei den Kabinen das Problem schlechthin" sei. Allerdings findet Fiedler auch, dass es ein lösbares Problem sei. So könne man zum Beispiel gänzlich auf die Kabinennutzung verzichten und etwa bereits umgezogen am Spielort erscheinen.

Dem BfV wirft Fiedler trotzdem Versäumnisse vor, unter anderem hätte der Verband nicht genügend Kontakt zu den verantwortlichen Sportämtern gehalten. Vor allem aber wäre es ein Trugschluss gewesen, in der Planung der anstehenden Spielzeit so zu tun, als sei alles so wie immer. Für Fiedler war angesichts von Corona hingegen schon früh klar: "Staffeln in der bekannten Größenordnung lassen sich nicht durchführen."

Fehlendes Verständnis und klare Wünsche

Stattdessen plädiert er für flexible Ansetzungen, eine "Corona-Saison" sozusagen. Denkbar sei zum Beispiel eine auf zehn Spieltage verkürzte Liga, die sich anschließend in Auf- und Abstiegsrunden aufspaltet.

Es wäre eine klare Regelung und damit wohl ganz nach dem Geschmack von Gerd Thomas vom FC Internationale. Der beklagt vor allem die Kommunikationsschwäche des Berliner Verbandes und meint damit nicht die Inhalte der Mitteillungen, sondern den Austausch im Vorfeld. Dementsprechend wünscht sich Thomas vom BfV "klare Ansagen, Transparenz und Solidarität". Warum zum Beispiel die Berlin-Liga spielen dürfe, die anderen Ligen allerdings nicht, warum etwa im Hockey gespielt werde, dafür fehlt ihm das Verständnis. Auch, dass die Absage erst zwei Tage vor dem avisierten Saisonstart erfolgte, stört Thomas. Er habe sich noch die Mittwochnacht um die Ohren geschlagen, um angesichts der geltenden Bestimmungen ein schlüssiges Hygienekonzept für seinen Verein zu formulieren. Und dann das.

Neustart fraglich

Dabei, so scheint es, wurde auch der BfV davon überrascht, dass die ansonsten eher zurückhaltenden Sportämter plötzlich so rigoros auftreten. Ob der Spielbetrieb, wie vom Verband angekündigt, nun tatsächlich am 4. September starten kann, erscheint auch deshalb fraglich. Gerd Thomas und Bernd Fiedler gehen eher von einer 14-tägigen Verzögerung aus. Und haben unisono einen Wunsch: einen besseren Austausch zwischen BfV und den Vereinen.

Dass es dabei noch Nachholbedarf gibt, findet auch Jochen Keutel, Vorsitzender der SV Schmöckwitz-Eichwalde (Landesliga), der gegenüber dem inforadio sagte: "Heute sitzen wieder die Sportämter und der Verband zusammen und wir wissen gar nichts."

Sendung: inforadio, 28.08.2020

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren