Vor dem Testspiel am Samstag - Neustart bei Cottbus und Union
Vor dem Regionalligaauftakt am kommenden Wochenende empfängt Energie Cottbus den 1. FC Union zur Generalprobe. Für die Bundesligisten aus Berlin ist es das erste Testspiel. Bei beiden Teams ist vieles neu. Die erstmals wieder zugelassenen Fans dürfen gespannt sein. Von Till Oppermann
Der rbb zeigt das Spiel ab 14:55 Uhr live im Fernsehen und im Stream auf rbb|24.
Glaubt man Christian Beeck, kann die junge Mannschaft des Energie-Trainers Sebastian Abt die Partie gegen den 1. FC Union Berlin am Samstag (ab 14:55 live im rbb-Fernsehen) kaum erwarten: "Ein Spiel gegen einen Bundesligisten ist für einen Regionalligisten der Höhepunkt in der Vorbereitung", sagt der rbb-Experte, der als Spieler und Funktionär für beide Klubs aktiv war. Ganz besonders wird das nach der Transferwoche der Gäste gelten, die nach dem routinierten Torhüter Andreas Luthe und dem gestandenen Verteidiger Robin Knoche am Donnerstag mit Angreifer Max Kruse, einem ehemaligen Nationalstürmer, den ganz großen Kracher verkündeten.
Wichtige Prüfung für Cottbus
Diese Verpflichtungen stehen im krassen Kontrast zur Transferpolitik der Gastgeber aus der Lausitz. Nach dem verpassten Wiederaufstieg in die Regionalliga entschied sich die sportliche Leitung um Sportdirektor Sebastian König, den Kader weiter zu verjüngen. So wurde neben 13 weiteren Abgängen etwa der Vertrag der 37 Jahre alten Vereinslegende Dimitar Rangelov nicht verlängert. Ihn soll der 23-jährige Nils Stettin ersetzen. Der unterzeichnete einst seinen ersten Profivertrag beim 1. FC Union und kam nun aus Fürstenwalde.
Obwohl bereits eine Woche nach dem Spiel gegen die Eisernen der Auftakt in der Regionalliga steigt, sollen weitere Neuzugänge kommen. "Für Abt ist es sehr wichtig, wie sich die Mannschaft gegen einen guten Gegner präsentiert", sagt Christian Beeck. Man werde sehen, wie die einstudierten taktischen Abläufe funktionieren. Das Spiel gegen einen starken Gegner wird so zur echten Generalprobe. "So wird eine Mannschaft für die Saison spielfit und kann dann im ersten Punktspiel hundertprozentig funktionieren".
Auch Unions Kaderplanung läuft noch
Das Ergebnis ist dafür laut Beeck eher nebensächlich. Die Ansetzung sieht er als Zeichen des Cottbusser Selbstvertrauens. Stehe man nach einer guten Vorbereitung ohne Verletzungen voll im Saft, sei ein Spiel gegen einen Erstligisten genau das richtige. Einer der besten Cottbusser in der vergangenen Saison kickt auf der anderen Seite: Berkan Taz kehrte nach seiner Leihe zurück an die Alte Försterei. Gemeinsam mit Nicolai Rapp und Lars Dietz, die ebenfalls von Leihgeschäften zurückkehrten, und weiteren eher jungen Spielern könnte der 21-Jährige auf der Verkaufsliste stehe. Manager Oliver Ruhnert will den Bundesligakader schließlich trotz der neun Neuzugänge verkleinern.
Chancenlos sind die Rückkehrer deshalb noch lange nicht. Beeck: "Für den Trainer ist es Neuland, wenn Spieler von einer Leihe zurückkommen". Es käme deshalb darauf an, wie sie sich jetzt im Training präsentieren. Und vielleicht dürfen sie sich ja auch noch im ersten Testspiel zeigen.
Beeck: Union sollte an die letzte Saison anknüpfen
In Anbetracht seines Medizinchecks wird das für Königstransfer Kruse noch zu früh kommen. Seine ablösefreie Verpflichtung ist ein Coup des Sportchefs Ruhnert. "Er kennt den Markt und sucht gute Spieler aus", lobt der rbb-Experte. Ruhnert habe nun schon mehrere Spieler verpflichtet, die typisch für Union seien. Den typischen Union-Weg empfiehlt Beeck auch auf dem Platz. "Die Mannschaft sollte sich an das Erfolgsrezept der vergangenen Saison halten". Denn bei der geistigen Fitness und der Athletik sei man den Gegnern entscheidend voraus gewesen. Nach knapp zehn Tagen Training kommt ein Gegner wie Energie, der schon seit Wochen auf die Saison hinarbeitet, da genau richtig. Cottbus wird gegen den klassenhöheren Gegner einiges ins Feld führen, was den Berliner in der letzten Saison den Klassenerhalt einbrachte. Dafür galt es laut Beeck, jedes Mal einen großen Fight zu liefern, um den Gegnern den Schneid abzukaufen.
"Sie waren immer eklig, waren immer unangenehm, waren immer dran, haben immer gestört", erinnert Beeck. Offensiv seien besonders die Standardsituationen sensationell gewesen. "Wenn man das wieder schafft wird die Saison ähnlich gut wie letztes Jahr". Gegen einen Gegner wie Cottbus werden Urs Fischers Mannen voraussichtlich eher an eine andere Idee anknüpfen. In der Rückrunde kombinierte Union mehr und mehr mit flachen Pässen durchs Mittelfeld, anstatt jeden Ball lang auf Stürmer Sebastian Andersson zu schlagen. Wahrscheinlich versucht Fischer das in der Vorbereitung weiter zu entwickeln. Zumindest deuten Neuzugänge wie der junge Japaner Keita Endo und Kruse darauf hin.
Zum ersten Mal sind wieder Zuschauer im Stadion
Die 800 Zuschauer, die unter strengen Auflagen zu der Partie zugelassen sind, werden derweil eher die Gastgeber genau unter die Lupe nehmen. Karten konnten ausschließlich Vereinsmitglieder des FC Energie erwerben. Ein wichtiger erster Schritt für Regionalligisten wie den FCE. Schließlich verliert der Verein pro Geisterspiel ca. 70.000 Euro an Spieltagseinnahmen. Im Stadion müssen sich die Fans neben den Abstandsregeln auf einen weiteren ungewohnten Umstand einstellen: Die Gastgeber spielen in ihren blauen Auswärtstrikots. Der Grund: Die Gäste aus Köpenick werden im Stadion der Freundschaft erstmals die Trikots des neuen Ausrüsters Adidas präsentieren.
Sendung: rbb Fußball-Live, 08.08.20, 14:55 Uhr