Union-Neuzugang Keita Endo - Über Köpenick nach Tokio

Sa 15.08.20 | 10:30 Uhr
Unions Neuzugang Keita Endo (Quelle: imago images/Contrast)
Bild: imago images/Contrast

Unions japanischer Neuzugang Keita Endo ist in Deutschland noch ziemlich unbekannt. Dabei ist der 22-jährige Nationalspieler amtierender Meister und zumindest in einer Hinsicht schon ganz wie der große Shinji Kagawa. Von Lisa Surkamp

Auf den Straßen in Köpenick sieht man sie regelmäßig. Auch mal in Lichtenberg oder in Mitte. Und ab und an sogar in Charlottenburg: Union-Fans, die im Trikot der Rot-Weißen unterwegs sind. Aber in Japan? "Nachdem Uchida vor drei Jahren zu Union gewechselt ist, kannten viele Japaner den Verein Union Berlin - und nicht nur Hertha BSC", erklärt Kentaro Tsuchiya. Der japanische Sportjournalist lebt seit fünf Jahren in der Hauptstadt und berichtet für eine japanische Nachrichtenagentur über japanische Sportler in ganz Europa.

Japaner in der Bundesliga

Über seine Landsleute in der Hauptstadt konnte er in der Bundesliga zunächst von den Charlottenburgern berichten. Nach Hajime Hosogai (2013) wechselte ein Jahr später auch Genki Haraguchi zu Hertha BSC. Das Interesse in Japan am Bundesliga-Fußball und den Spielern ist groß. "Wenn japanische Spieler in die Bundesliga wechseln, sind viele japanische Journalisten im Stadion, um sich die Spiele anzuschauen", sagt Tsuchiya. Nach einem guten Spiel oder einem Torerfolg widmen die japanischen Medien den Kickern auch größere Artikel.

Kagawas Übersetzer hilft Endo bei der Kommunikation

Besonders bekannt unter den japanischen Fußballfans: Shinji Kagawa. Der mittlerweile 31-Jährige wurde Deutscher Meister mit Dortmund und Englischer Meister mit Manchester United. So berühmt wie der ehemalige Nationalspieler ist Endo in seiner Heimat zwar noch nicht, etwas gemeinsam haben die beiden aber dennoch. Wie einst für Kagawa übersetzt Jumpei Yamamori jetzt bei Union für Neuzugang Endo. Beim Testspiel der Berliner am Mittwoch gegen Würzburg saß er direkt neben Trainer Urs Fischer am Spielfeldrand, um die taktischen Anweisungen an den Neuzugang weiterzugeben. "Wir versuchen, ihn zu integrieren", sagt Trainer Urs Fischer.

Dabei helfen ihm auch seine Teamkollegen. Christopher Lenz unterstützte ihn bei der Wohnungssuche. Auch in japanischen Restaurants war der 22-Jährige mit seinen Mitspielern bereits. Ende August soll der Deutschunterricht starten.

Keita Endo jubelt mit seinen Teamkollegen von Yokohama (Quelle: imago images/AFLOSPORT)
Grund zum Jubeln: Keita Endo gewann in diesem jahr mit den Yokohama F. Marinos die japanische Meisterschaft.Bild: imago images/AFLOSPORT

Tempo und Dribbling sind seine Stärken

Weniger Nachhilfe benötigt der Mann, der in der vergangenen Saison mit den Yokohama F. Marinos Meister wurde und von Union mit einer Kaufoption ausgeliehen wurde, auf dem Platz. "Er hat angedeutet, was er drauf hat", analysierte Urs Fischer nach dem Testspiel. Auch Sportjournalist Kentaro Tsuchiya hat ihn gegen Würzburg beobachtet und gesehen, wie er einige Chancen kreiert hat. "Er hat ein gutes Tempo und das Dribbling ist seine Stärke. Er hat auch Talent für die Offensive. Aber vor allem ist er sehr schnell", sagt er über den zweifachen Nationalspieler.

"Jetzt kennen viele japanische Fußball-Fans Union Berlin"

Viele Spieler gibt es in der Bundesliga mittlerweile nicht mehr, über die er berichten kann. Denn die Zahl der japanischen Spieler ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Umso besser, dass Union in den japanischen Fußballmedien jetzt durch Keita Endo wieder auf sich aufmerksam macht. "Jetzt kennen viele japanische Fußball-Fans Union Berlin", sagt der 40-Jährige und glaubt, dass der Verein durch den Transfer auf dem asiatischen Markt noch mehr Bekanntheit gewinnt.

Die genießt Keita Endo in seiner Heimat schon ein Stück weit, ist das Werbegesicht für Adidas und Nissan. Über 30.000 Menschen folgen ihm auf Instagram. Deutlich größer könnte die Aufmerksamkeit werden, wenn er es zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Tokio schafft. "Ich denke, sein Hauptziel ist es, im nächsten Jahr dort für Japan zu spielen", glaubt Tsuchiya.

Auftritte in der Bundesliga könnten da sicherlich nicht schaden. Seine Einsatzminuten muss sich der junge Linksaußen jedoch noch erarbeiten. "Natürlich muss er sich mit Marius Bülter messen, der ein wirklich guter Spieler ist. Das ist nicht einfach. Aber das wird eine gute Herausforderung für ihn", glaubt der Journalist.

"Ich werde alles daran setzen, mich hier in dem einen Jahr zu beweisen. Damit ich dann meinen Vertrag bekomme", sagt Endo. Und wenn ihm das gelingt, sieht man auch auf Japans Straßen sicherlich bald mehr Menschen in Union-Trikots.

Sendung: Inforadio, 15.08.2020, 15:15 Uhr

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren