1:2-Heimniederlage gegen Viktoria Berlin - Energie Cottbus erleidet Schiffbruch
Am dritten Spieltag der Regionalliga Nordost wollte Aufstiegskandidat Energie Cottbus wieder auf Kurs kommen. Stattdessen setzte es die dritte Niederlage in Folge. Auch, weil ein Lichtblick nicht erhellend genug war. Von Ilja Behnisch
Energie Cottbus hat mit 1:2 gegen Viktoria Berlin verloren, bleibt damit auch nach dem dritten Saisonspiel in der Regionalliga Nordost ohne Punkt und Vorletzter. Die Gäste aus der Hauptstadt hingegen konnten ihre Siegesserie ausbauen und setzen sich mit der optimalen Ausbeute von neun Punkten auf Rang zwei der Tabelle fest.
Cottbus macht sich selbst das Leben schwer
"Wenn es wichtig ist, muss man die Segel in die richtige Richtung setzen", hatte Energies Trainer Sebastian Abt vor dem Spiel gesagt und versucht, seinen Teil dazu beizutragen. Mit einer Dreierkette in der Abwehr, dafür aber mit zwei Stürmern schickte er seine Mannschaft in die Partie. Ein Experiment, das bereits nach 30 Minuten beendet wurde und einer Viererkette wich. Zum einen, weil Innenverteidiger Patrick Storb verletzt vom Feld musste. Zum anderen, weil Cottbus mit der Systemumstellung eher sich, denn dem Gegner das Leben schwer machte.
So war es in einer insgesamt zerfahrenen und hart geführten Partie der Gast aus Berlin, der das Geschehen bestimmte. Vor 798 Zuschauern brachte Cottbus spielerisch kaum etwas zu Stande, verlegte sich allzu oft auf lange Bälle und das, obwohl Viktoria die Gastgeber erst in der eigenen Hälfte attackierte. Ein Umstand, den auch Energie-Trainer Sebastian Abt am rbb-Mikrofon monierte und zugleich erklärte: "Dann spielen wir den ein oder anderen Ball zu viel, weil das Selbstvertrauen nicht da ist, wo soll es auch herkommen?"
Einzig Torhüter Stawecki überzeugt
Zumal Viktoria in der 12. Minute durch den Brasilianer Falcao in Führung ging, oder wie Abt es formulierte: "Das Gegentor hat nicht geholfen. Die Spieler fangen dann wieder an zu denken." Vielleicht auch darüber, warum sie ihren Gegenspielern vor dem Kopfballtreffer aus etwa zehn Metern beinahe den Corona-Abstand von 1,5 Meter gewährt haben.
Immerhin blieb der Rückstand nicht ohne eine Reaktion. Doch statt sich Torchancen zu erarbeiten, langten die Spieler in der Folge noch ein Stück robuster zu. Das Publikum dankte es mit Pfiffen - und die Gäste in Person des überragenden Erhan Yilmaz mit einem Sololauf durch die halbe Cottbuser Abwehr, der erst an Energie-Schlussmann Tim Stawecki scheiterte (32. Minute).
Viktoria lässt keine Zweifel aufkommen
Kurz vor und nach der Halbzeit drängte Cottbus dann endlich vermehrt in Richtung Tor, blieb dabei aber ungenau und ohne Durchschlagskraft. Umso erstaunlicher der Ausgleich durch Felix Brügmann in der 51. Minute. Ein wunderschöner Schuss mit dem Außenrist, nach wunderschönem Steckpass aus dem Mittelfeldzentrum.
Viktoria allerdings ließ sich davon nicht beirren, ließ bei den Cottbusern gar nicht erst die Idee aufkommen, das Spiel möge nun einen anderen Verlauf nehmen. Stattdessen übernahmen die Gäste nun umso mehr die Regie, getreu dem Motto ihres Trainer Benedetto Muzzicato, der anschließend gegenüber dem rbb sagte: "Wir sind einfach überzeugt von unserem Weg."
Und während Kimmo Hovi in der 54. noch in Schlussmann Stawecki seinen Meister fand, brauchte es bei einem Yilmaz-Freistoß in der 58. Minute bereits die Beihilfe der Latte, um Cottbus vor dem erneuten Rückstand zu bewahren. In der 60. Minute jedoch war das Glück der Lausitzer aufgebraucht. Shinji Yamada verwandelte aus kurzer Distanz, nachdem Stawecki kurz zuvor noch einen Versuch von Erhan Yilmaz abwehren konnte.
Segel in Richtung Revanche gesetzt
Ein Nackenschlag, der Cottbus endgültig in die Knie zwang. Statt auf den Ausgleich zu drängen, waren es bis zum Ende der Partie die Gäste, die dem nächsten Tor näher waren. So konstatierte auch Cottbus-Trainer Sebastian Abt: "Das ganze Spiel betrachtet ist es so, dass Viktoria das Spiel verdient gewonnen hat." Den kritischen Stimmen, die bereits ein Ende seiner Amtszeit als Energie-Trainer beschwören, entgegnete er: "Aufgegeben wird nicht!" Und auf die Frage, ob er auch am kommenden Spieltag gegen Auerbach auf der Cottbuser Bank sitzen würde: "Ja, klar."
Die schlugen zeitgleich Optik Rathenow mit 4:1. Weiterhin gewann TeBe Berlin mit 2:0 gegen Lichtenberg 47 und die VSG Altglienicke mit 3:1 gegen Meuselwitz.
Es ist also alles angerichtet für den kommenden Mittwoch, dann, wenn der Tabellenzweite Viktoria den Tabellenführer Altglienicke empfängt. Es ist die Neuauflage des Berliner Pokalfinals, dass mit 6:0 überraschend deutlich an Altglienicke ging. Ein Unikum, da ist sich Viktoria-Coach Muzzicato sicher: "Sowas wie im Pokalfinale passiert uns nie wieder. Davon bin ich überzeugt." Klingt so, als wüsste er, in welche Richtung seine Mannschaft ihre Segel zu setzen habe.
Sendung: Inforadio, 29.08.2020