Interview | Berliner AHL-Spieler Leon Gawanke - "Ein DEL-Spiel für die Eisbären hätte einen riesigen Stellenwert"

Di 25.08.20 | 11:22 Uhr
Leon Gawanke jubelt für die Manitoba Moose. Quelle: Twitter/Manitoba Moose
Bild: Twitter/Manitoba Moose

Leon Gawanke wurde in Berlin geboren und bei den Eisbären ausgebildet. Seit einigen Jahren versucht er als Profi sein Glück in Nordamerika. Gawanke ist erfolgreich, war in seiner ersten AHL-Saison punktbester Verteidiger - trotzdem könnte er bald zu den Eisbären zurückkehren.

rbb|24: Sie bereiten sich im Sommer immer in Berlin auf die Saison vor - auch in diesem Jahr. Seit wann sind Sie schon wieder in Berlin und wie läuft die Saisonvorbereitung?

Leon Gawanke: Ich bin jetzt schon seit März in Berlin, weil unsere Saison durch Corona auch abgesagt wurde und wir dann relativ zügig wieder in unsere Heimatländer wollten. Dann habe ich erst mal zwei Monate lang gar nichts gemacht, weil hier auch kein Training stattfand. Im Anschluss haben wir langsam mit dem Krafttraining angefangen und jetzt bin ich auch schon seit drei Wochen auf dem Eis. Es war nach fünf Monaten Pause ein komisches Gefühl, fühlt sich aber jetzt von Tag zu Tag besser an.

Sie haben in der American Hockey League (AHL) für das Farmteam der Winnipeg Jets, die Manitoba Moose, gespielt und eine starke Saison gehabt. 26 Punkte in 48 Spielen: Sie waren direkt im ersten Jahr punktbester Verteidiger. Haben Sie sich in Ihrer ersten AHL-Saison auch ein bisschen selbst überrascht?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe meine Erwartungen klar übertroffen. Anfangs war es natürlich schon schwer, denn ich habe nur jedes dritte Spiel gespielt, weil wir so viele Verteidiger hatten. Das war natürlich eine Umstellung, weil ich vorher in meiner Karriere immer in der ersten oder zweiten Reihe und auch im Powerplay gespielt habe. Aber ich habe mich von Spiel zu Spiel reingearbeitet und hatte natürlich auch den Vorteil, dass ich verletzungsfrei geblieben bin, während sich relativ viele Verteidiger verletzt haben. Dann lief es immer besser und ich habe mehr Selbstvertrauen bekommen. Am Ende habe ich jedes Spiel gespielt und es lief richtig gut.

Wie groß ist denn nach so einer Saison die Chance, Sie in der kommenden Saison in der National Hockey League (NHL) zu sehen?

Ich denke, die Chancen sind auf jeden Fall gestiegen im Vergleich zum letzten Jahr. Ich habe bestimmt ein paar Leute überrascht, die mich noch nicht auf dem Zettel hatten. Aber um es in die NHL zu schaffen, liegt noch viel Arbeit vor mir. Ich werde natürlich alles geben, so fit wie möglich anzukommen. Es liegt natürlich in meiner Hand durch meine Leistung, aber letztendlich entscheiden die Trainer.

Hinter der kommenden AHL-Saison stehen noch viele Fragezeichen. Wie sieht nach aktuellem Stand ihre Zukunft aus?

Wir versuchen gerade, eine Leihe bei den Eisbären zu Stande zu bekommen, um hier ordentlich mittrainieren und gegebenenfalls auch spielen zu können, falls es in Nordamerika nicht weitergeht. Nach dem, was ich bisher gehört habe, soll die AHL am 4. Dezember starten. Aber da ist noch viel unklar und man weiß nicht, ob die Saison überhaupt stattfindet.

Die Eisbären haben ihr Interesse an einer Leihe von Ihnen schon bekundet. Wie groß ist denn die Chance, dass Sie in der kommenden Saison im Eisbären-Trikot auflaufen?

Es kommt darauf an, wann die Eisbären wieder anfangen zu spielen. Das steht ja hier auch noch nicht sicher fest, auch was die Champions League angeht. Wenn es in Nordamerika nicht weitergeht, wäre es natürlich schon schön, wenn ich hier spielen könnte.

Sie sind in Berlin geboren und wurden bei den Eisbären Juniors ausgebildet. Dann gelang recht schnell der Sprung nach Nordamerika, so dass es nie zu einem DEL-Spiel für die Eisbären kam. Welchen Stellenwert hätte das denn?

Das hätte natürlich einen riesigen Stellenwert. Ich habe seit 2005 bei den Eisbären gespielt und hatte am Anfang auch drei, vier Jahre lang eine Dauerkarte, damals noch im Welli. Ich war ein großer Fan und habe mir immer alle Trainings angeschaut. Früher war es immer mein Ziel, für die Eisbären zu spielen. Dass es jetzt noch darüber hinaus gegangen ist, ist natürlich wunderbar. Aber es wäre trotzdem ein kleiner Kindheitstraum, der in Erfüllung gehen würde, wenn ich mal ein DEL-Spiel machen würde.

Würde ein Jahr in der DEL aber auch die Gefahr mit sich bringen, dass Sie die Teams in Amerika möglicherweise nicht mehr so sehr auf dem Schirm hätten?

Man sieht es ja auch immer wieder, dass es Leute von der DEL in die NHL schaffen. Es ist ja auch eine sehr gute Liga. Ich weiß nicht, inwiefern man beide Ligen vergleichen kann, weil ich in der DEL noch nicht gespielt habe. Aber vom Niveau her nimmt es sich garantiert nicht viel.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lisa Surkamp, rbb Sport.

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