Saisonvorbereitung bei Alba - Weiter auf dem ganz eigenen Weg

Mo 07.09.20 | 08:38 Uhr
Die Spieler von Alba Berlin bereiten sich auf die neue Saison vor (Quelle: imago images/Camera 4)
Bild: imago images/Camera 4

Seit rund drei Wochen bereitet sich Alba auf die kommende Saison vor. Das halbe Team ist neu, die Aufgabenteilung an der Seitenlinie auch - doch die Ziele bleiben dieselben. Der Klub will seinen eigenen Weg weitergehen. Auf dem geht es um weit mehr als Titel.

Himar Ojeda hatte zuerst Gewissheit. Der Spanier bekam von seinem Landsmann Aito Garcia Reneses auch in diesem Sommer wieder die erlösende Nachricht: Er bleibt noch für ein weiteres Jahr Cheftrainer bei Alba. "Im ersten Sommer waren wir super nervös, denn wenn er 'Nein' gesagt hätte, hätten wir Entscheidungen treffen müssen", berichtet der Sportdirektor der Berliner.

Aber sie kennen sich mittlerweile. "Ich habe schon gemerkt, dass er ein Feuer in sich hat. Er liebt das, was er tut", sagt auch Geschäftsführer Marco Baldi. Und doch war diesmal etwas anders. "In diesem Sommer war schon alles erledigt, bevor sich Aito entschieden hat", erzählt Ojeda. "Wir hatten schon die meisten Spieler verpflichtet. Das heißt, die Leute verstehen, dass wir hier ein Konzept umsetzen, ungeachtet dessen, wie der Trainer heißt. Aber natürlich ist der Name des Trainers extrem wichtig, wenn er Aito heißt."

Erfahrene und Hoffnungsträger

Denn gemeinsam mit dem spanischen Basketball-Meister ist Alba Berlin in den letzten drei Jahren seinen ganz eigenen Weg gegangen. Einen Weg, bei dem es in erster Linie nicht um Titel und Pokale geht. "Ich denke, dass wir uns in den letzten Jahren - und daran hat Aito großen Anteil - eine Position geschaffen haben, sodass viele Spieler, die normalerweise aus professionell-wirtschaftlichen Gründen nicht zu uns kommen würden, den Weg zu uns suchen", fasst Marco Baldi zusammen, "weil wir letzten Endes eine große Freude bei den meisten Spielern auslösen mit der Art und Weise wie wir spielen und weil sie die Möglichkeit der Weiterentwicklung sehen."

Wer dafür einen Beweis sucht, findet ihn bei einem Blick auf die Liste der Neuzugänge. Namen wie Maodo Lo (vorher Bayern München) oder Jayson Granger (kommt vom spanischen Meister Vitoria) sind da zu lesen. "Sonst waren die meisten unserer Neuzugänge Spieler, bei denen wir auf die Zukunft gehofft und auf deren Entwicklung wir gesetzt haben", erklärt Ojeda. "In diesem Jahr sind die Neuzugänge eine Kombination aus Spielern, die schon Erfahrung auf einem hohen Level gesammelt haben - kombiniert mit Spielern, von denen wir glauben, dass sie sich weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen werden." Center Ben Lammers zum Beispiel oder Louis Olinde und Simone Fontecchio.

Jayson Granger und Maodo Lo (Quelle: imago images/Camera 4)Neuzugänge mit Erfahrung: Jayson Granger (links) und Maodo Lo im Alba-Training.

Der Kern des Teams ist geblieben

Seit knapp drei Wochen bereitet sich das Team jetzt gemeinsam in Berlin vor, wird zweimal wöchentlich auf das Coronavirus getestet - und lernt sich kennen. "Die gute Nachricht und auch die wichtigste Sache für mich ist, dass der Kern des Teams um zum Beispiel Luke Sikma, Nils Giffey, Peyton Siva und Marcus Eriksson erhalten geblieben ist. Es ist also kein kompletter Neustart", zeigt sich Ojeda, der bei der Zusammenstellung des Teams auch auf die Charaktere achtet, erleichtert. "Wir wollen die neuen Spieler jetzt so schnell wie möglich integrieren." Einen weiteren Neuzugang wird es noch geben, kündigte der Spanier an. "Mit ihm ist das Team komplett."

Nicht neu im Klub, aber in neuer Position ist Israel Gonzalez. Der bisherige Co-Trainer ist aufgestiegen - zum 'Asociate Headcoach'. "Das ist etwas sehr Innovatives und wir sind der erste Verein in Europa, der diese Position hat. Wir denken, dass Israel so weit ist, eine größere Rolle im Team einzunehmen", erklärt Ojeda. Konkret bedeutet das, dass er noch stärker als vorher die Aufgaben des Cheftrainers mit übernimmt. Es ist ein Stück weit eine Entlastung für den 73-jährigen Aito - aber auch ein zukunftsweisender Schritt. "Es ist noch nicht entschieden, dass Israel der nächste Headcoach ist. Aber es ist natürlich durchaus wahrscheinlich", erzählt Ojeda.

Mit "höchstmöglichen Lorbeeren" in die neue Saison

Neue Spieler, eine neue Aufgabenverteilung an der Seitenlinie - die Ziele bleiben jedoch dieselben. Alba will in erster Linie seine Spieler entwickeln - und natürlich auch erfolgreich sein. "Wir gehen jetzt natürlich mit den höchstmöglichen Lorbeeren in die neue Saison", sagt Marco Baldi mit Blick auf den Double-Gewinn der letzten Saison. In der Euroleague "möchten wir versuchen zu lernen, ein paar mehr Spiele zu gewinnen. Aber man kann nichts garantieren, denn das halbe Team ist neu", weiß Himar Ojeda.

Die erste Gelegenheit bietet sich am 1. Oktober. In Israel sind sie dann in der Euroleague gefordert. Rund zwei Wochen später ist der Bundesliga-Start geplant. Die Unsicherheit, ob tatsächlich alles so stattfinden wird, können die Berliner nicht völlig ausblenden. "Es ist eben im Moment alles abhängig von Infektionsgeschehen", merkt Baldi an. "Wir haben uns dazu entschieden, alles wie gewohnt zu machen", gibt sich Ojeda aber optimistisch. Und vielleicht bekommt er auch in diesem Fall wieder als Erster den Anruf, der die Gewissheit bringt.

Sendung: Inforadio, 04.09.2020, 14:15 Uhr

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