Meister mit Beckenbauer und New York Cosmos 1980 - Wie Ex-TeBe-Keeper Birkenmeier zum Star in den USA wurde

Mo 21.09.20 | 12:33 Uhr
Hubert Birkenmeier (Quelle: imago images/WEREK)
Video: Mittagsmagazin | 21.09.2020 | Bernhard Dreiner | Bild: imago images/WEREK

Hubert Birkenmeier stieg zwei Mal mit Tennis Borussia in die Bundesliga auf und spielte dort 50 Mal für die Lila-Weißen. Seine Glanzzeit hatte der Keeper aber im Big Apple, wo er mit New York Cosmos und Franz Beckenbauer mehrfach die US-Meisterschaft gewann.

Seine ersten Eindrücke auf amerikanischem Boden wird Hubert Birkenmeier wohl niemals vergessen. "Kennedy Airport: Dann steht da einer mit einem großen Schild und einer Stretchlimo für mich", erinnert sich der heute 71-Jährige an seine Ankunft vor über 40 Jahren in New York.

Der deutsche Torhüter, ein gebürtiger Breisgauer, staunte nicht schlecht über den großen Empfang. Schließlich kam er aus einer weitaus bescheideneren Welt, vom damaligen Zweitligisten Freiburger FC. Und nun hatte New York Cosmos, dreifacher US-Meister, gespickt mit alternden Weltstars, den Keeper ohne großen Namen verpflichtet. Denn die Amerikaner hatten Torhüternöte - und Birkenmeier immerhin zwei Jahre Bundesliga-Erfahrung in der Vita.

Die sammelte er bei Tennis Borussia. 50 Bundesligaspiele absolvierte er zwischen 1972 und 1977 für die Lila-Weißen. "Fünf Jahre, zwei Mal aufgestiegen, zwei Mal abgestiegen. Es ging wie bei einem Fahrstuhl, rauf und runter", erinnert er sich an seine Zeit in Berlin. Die war zu Beginn oft eines: ernüchternd, nicht nüchtern. "Am Anfang gab es ja nur die Regionalliga. Manche Spieler sind am Samstagabend mit dem Trainer noch ein paar Halbe trinken gegangen. Und am Sonntag dann spielen. Das geht nicht. Man muss ein bisschen Disziplin haben", sagt Birkenmeier.

Mit Beckenbauer, gegen Müller

Der Weg führte die Veilchen aber schließlich doch noch in die Bundesliga. Ditmar Jakobs, Karl-Heinz Schnellinger und Benny Wendt hießen dort Birkenmeiers Mitspieler. Wenig später stand er in der North American Soccer League (NASL) dann mit ganz anderen Namen auf dem Feld: Franz Beckenbauer oder Johan Neeskens, zwei Jahre zuvor beendete der brasilianische Jahrhundert-Fußballer Pelé seine Karriere als Spieler von Cosmos. Alles war eben ein bisschen größer. "Wer möchte nicht mit den Superstars spielen. Das war eine große Ehre", sagt Birkenmeier.

Seinen Vertrag unterschrieb der Torhüter auf dem Weg nach New York. "Der Franz hat gesagt: 'Du hast ja nichts zu verlieren'", erinnert sich Birkenmeier. Und der Kaiser sollte Recht behalten. In seinem ersten Spiel gegen Fort Lauderdale gewannen die New Yorker. Birkenmeier war ab da an die Nummer eins im Tor und entwickelte sich zum sicheren Rückhalt des Teams. Mehrmals wurde er zum Spieler des Tages gewählt. Die Journalisten hatten schnell einen Spitznamen für ihn: Mr. Consistent - Mister Zuverlässig.

Torwart Hubert Birkenmeier von Tennis Borussia (Quelle: imago images/Rust)
Von 1972 bis 1977 trug Hubert Birkenmeier das Trikot von Tennis Borussia.Bild: imago images/Rust

Drinks auf seine Kosten

Einstecken musste er in seiner Anfangszeit aber dennoch, beziehungsweise ehr austeilen - und zwar an seine Mitspieler. "Die ersten drei Monate habe ich nur im Hotel gewohnt. Wenn meine Kollegen im Hotel in der Bar waren, haben sie immer genau gewusst, auf welchem Zimmer ich war und auf meinen Namen unterschrieben", erinnert er sich und lacht.

Nachdem Cosmos in den 1970er Jahren bereits drei US-Meisterschaften gewann, schafften es Birkenmeier und seine Mitspieler auch 1980 wieder ins Finale. Der Gegner: Fort Lauderdale, bei dem damals der deutsche Rekordtorjäger Gerd Müller spielte. Und Birkenmeier und sein Landsmann kamen sich auch im Finale gleich mal gefährlich nahe. Und das im Strafraum. Ein Pfiff blieb aber aus. War es ein Elfmeter? "Vielleicht mit der heutigen Technik, ja", sagt Birkenmeier heute und muss lachen.

Kissinger und Stallone beim Meisterdinner

Favorit New York dominierte die zweite Halbzeit und siegte schließlich mit 3:0. Hubert Birkenmeier wird an der Seite der alternden Weltstars auf Anhieb US-Meister. "Die erste Meisterschaft war ganz besonders. Das war natürlich der Höhepunkt meiner Karriere", resümiert der heute 71-Jährige. Auch beim Meisterdinner war er in prominenter Gesellschaft. "Da kamen Henry Kissinger und Sylvester Stallone." 1982 sollte ein zweiter Titel folgen. Zwei Mal wird Birkenmeier ins All-Star-Team der Liga berufen.

Noch bis zur Auflösung der NASL im Jahr 1984 spielte Birkenmeier in den USA, eröffnete bereits während seiner aktiven Zeit ein Sportgeschäft, das er mit seinem ehemaligen Cosmos-Mitspieler Andranik Eskandarian auch heute noch betreibt. Birkenmeier lebt mittlerweile also seit über 40 Jahren in den USA - und hat sich an den American "Way of life" längst gewöhnt. Gerade deshalb ist ihm die Ankunft am Flughafen in der neuen Welt so sehr im Gedächtnis geblieben.

Sendung: Mittagsmagazin, 21.09.2020, 13 Uhr

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