Nürnberg-Trainer Robert Klauß aus Brandenburg - Auf dem "zweiten Bildungsweg" ins große Fußballgeschäft

Fr 30.10.20 | 12:48 Uhr
Nürnbergs Trainer Robert Klauß (Quelle: imago images/Picture Point LE)
Bild: imago images/Picture Point LE

Robert Klauß ist seit Saisonbeginn Trainer beim traditionsreichen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Der 35-jährige gebürtige Eberswalder lernte als Co-Trainer von Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann - und ist ein Fußball-Lehrer mit Auszeichnung. Von Lisa Surkamp

Wenn sich Robert Klauß als Junge in seinem Kinderzimmer in Eberswalde umgeschaut hat, sah er vor allem zwei Farben: Grün und Weiß. "Als Kind war ich Werder-Bremen-Fan", erinnert er sich an die Poster über seinem Bett. Und er hatte einen Wunsch: "Wie jeder Junge hatte ich schon irgendwie den Traum, Fußballer zu werden. Ich wollte immer Fußballspielen, habe einfach gekickt und wollte natürlich auch einmal in einem großen Stadion spielen."

Bis er 20 Jahre alt war, kickte er bei Motor Eberswalde (heute Preußen Eberswalde). "Ich habe aber relativ schnell gemerkt, dass ich nicht so talentiert war, dass das reicht", erzählt der heute 35-jährige Klauß. In die großen Stadien hat er es aber dennoch geschafft. Und zwar nicht nur als Zuschauer, sondern als Akteur an der Seitenlinie.

Trainer- statt Spielerkarriere

Seit Saisonbeginn coacht Klauß den Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Und dabei hatte er "nie spekuliert oder ernsthaft damit gerechnet, dass ich irgendwann mal in den Profifußball komme". Aus dem brandenburgischen Eberswalde verschlug es den damals 20-Jährigen zum Studium der Sportwissenschaften nach Leipzig. Und von dort aus ist er - wie er selbst sagt - "über den zweiten Bildungsweg in diesem Fußballgeschäft gelandet".

Die Einstiegsadresse? Die Akademie von RasenBallsport Leipzig. Dort spielte und trainierte er anfangs sogar noch mit der ersten Mannschaft in der Oberliga, nachdem sich der Club im Sommer 2009 mit Hilfe des SSV Markranstädt neu gegründet hatte. Und startete parallel 2010 als Co-Trainer einer U14-Mannschaft. "Ich hatte immer eine Leidenschaft dafür, mit jungen Spielern oder Menschen und im Sportbereich zu arbeiten", sagt Klauß rückblickend."Ich habe nach und nach meine Trainerlizenzen gemacht und bekam dann das Angebot, hauptberuflich bei RB Leipzig als Trainer zu arbeiten. Das war 2015. Das war dann die Zeit, wo ich gesagt habe: Okay, jetzt versuche ich, damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen."

Robert Klauß bekommt seine Urkunde zum Fußball-Lehrer (Quelle: imago images/Jan Huebner)Trainer mit Bestnote: Robert Klauß beendete 2018 seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer mit 1,0 als Jahrgangsbester.

Jahrgangsbester bei der Ausbildung zum Fußball-Lehrer

Der bodenständige Brandenburger arbeitete sich in die höheren Altersklassen vor und machte im März 2018 seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Jahrgangsbester durfte er sich mit einem Schnitt von 1,0 dabei nennen. "Streber würde ich jetzt nicht sagen", meint Robert Klauß und lacht, "aber mir ist das Lernen noch nie schwergefallen."

Und noch im selben Jahr wurde er Co-Trainer des Leipziger Bundesligateams. "Von Ralf Rangnick habe ich gelernt, wie das Fußballgeschäft funktioniert, wie man Entscheidungen trifft und wie man eine Gruppe führt. Dass man als Trainer auch mal auf seinen Bauch hören muss." In der anschließenden Saison kam Julian Nagelsmann. Beide sind gut befreundet und tauschen sich noch heute aus. "Ich glaube, dass ich von beiden viel gelernt habe und mich unter diesen beiden Persönlichkeiten entwickeln konnte", sagt Klauß über seine beiden Lehrer und Förderer.

"Es ist meine Heimat"

In Nürnberg steht er als Cheftrainer nun selbst im Fokus. "Ich glaube, wir haben noch ganz viel vor uns. Das will ich alles erleben. Ich möchte so lange wie möglich bleiben und hier Erfolg haben."

Robert Klauß ist kein Weltenbummler. "Ich bin, glaube ich, schon ein sehr bodenständiger Typ, der das, was er hat, sehr schätzt. Ich war jetzt elf Jahre in Leipzig. Das ist man ja auch nicht ohne Grund", meint der ehemalige Stürmer. "Wenn ich mich wohl fühle und auch meine Arbeit geschätzt wird, bin ich keiner, der bei der nächstmöglichen Gelegenheit sofort weiterzieht."

Ab und zu treibt es ihn dann aber doch weg, nach Eberswalde in die Heimat. Seine Großeltern wohnen noch immer dort, die Eltern nicht weit entfernt in Bernau. "Es ist meine Heimat und ich fühle mich immer wieder wohl, wenn ich zurückkomme."

Sendung: Inforadio, 31.10.2020, 14:30 Uhr

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