Wirbel in Cottbus - Sebastian Lemke als neuer Präsident bei Energie vorgestellt

Mi 16.12.20 | 18:40 Uhr
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Das Stadion der Freundschaft. / imago images/opokupix
Bild: imago images/opokupix

Am Montag hatte der Verwaltungsrat von Energie Cottbus fast das gesamte Präsidium des Klubs ausgetauscht. Am Mittwoch wurde Sebastian Lemke als neuer Präsident vorgestellt. Der 37-Jährige soll ab sofort die Geschicke des angeschlagenen Klubs leiten.

In den vergangenen viereinhalb Jahren ist Sebastian Lemke bereits der fünfte Präsident des FC Energie Cottbus. Kontinuität an der Spitze sieht anders aus. Die Aufarbeitung der aktuellen Lage, die der Verwaltungsrat des Vereins zuletzt durchgeführt hatte, führte zum erneuten Führungswechsel und kostete unter anderem Ex-Präsident Matthias Auth den Job. Ein Schritt, der aus Sicht der handelnden Personen notwendig war. Die coronabedingten finanziellen Ausfälle lege man Auth zwar nicht zur Last, allerdings merkt Lemke an: "Es gibt neben dem Coronaschaden auch ein Defizit im Haushalt."

Verwaltungsratschef René Markgraf, der seit Oktober im Kontrollgremium des Vereins die Situation analysiert hat, gab zu verstehen, dass man kein Vertrauen mehr in die Fähigkeiten des alten Präsidiums hat. Gerade mit Blick auf die Herausforderungen, die den Verein in Zukunft erwarten.

Finanzielle Sorgen in der Lausitz

Der ambitionierte Regionalligist musste bereits mit einem geringeren Etat in die Saison starten. Die Sparkasse Spree-Neiße hatte ihre Sponsoringleistungen zurückgefahren. Neben den fehlenden Zuschauereinnahmen (rund 70.000 Euro pro Heimspiel) ein weiterer Faktor für die schwierige finanzielle Lage des Vereins. Neu-Präsident Lemke, der erst vor rund zwei Monaten in das Präsidium berufen wurde, wird deutlich: "Momentan sind wir ein Viertligist mit einem Kostenblock, der für einen Viertligisten schwer zu tragen ist."

Über eine mögliche Insolvenz müsse derzeit noch nicht gesprochen werden. Lemke warnt aber vor dem, was noch folgen kann: "Wir haben Zeit, wir haben noch Luft. Aber sollte die vierte Liga wieder ohne Zuschauer spielen müssen, wird es gefährlich. Weil dann die Kosten da sind, die wir ohne Zuschauer nicht tragen können", sagt der langjährige Energie-Anhänger.

"Verein in finanziell stabile Bahnen bringen"

Sebastian Lemke sieht seinen Auftrag vor allem in der Konsolidierung des angeschlagenen Vereines. Auf die von Ex-Präsident Auth konzipierte "Vision 2022" angesprochen, sagte der Neu-Präsident: "Ich möchte deutlich sagen, dass wir momentan nicht über Visionen sprechen. Ich spreche momentan davon, dass wir kurzfristig bis 30. Juni 2021 den Verein in finanziell stabile Bahnen bringen wollen."

Hierfür will Verwaltungsratschef Markgraf lokale und regionale Netzwerke aktivieren: "Aus dieser Position heraus müssen wir jetzt versuchen, alle Akteure und Protagonisten hier in der Region und der Stadt an einen Tisch zu bekommen." Dabei würden dem Verein die guten Kontakte der drei Verwaltungsrats- und neuen Präsidiumsmitglieder in und um Cottbus gut zu Gesicht stehen. Zudem lasse die derzeitige Lage es nicht anders zu: "Aus der akuten Situation heraus bleibt uns nichts anderes übrig, außer jetzt mit dieser kleinen Kernmannschaft nochmal richtig anzugreifen."

Sebastian Lemke, neuer Präsident von Energie Cottbus. / imago images/Steffen Beyer
Sebastian Lemke, neuer Präsident von Energie Cottbus.Bild: imago images/Steffen Beyer

Lottner von Entwicklungen überrascht

Sportlich befindet sich Energie Cottbus derzeit im Niemandsland der Tabelle. Weit entfernt vom Aufstiegsplatz rangiert der Klub auf dem achten Rang der Regionalliga Nordost. Dabei sollte unter Chefcoach Dirk Lottner, der nach dem Fehlstart auf Sebastian Abt gefolgt war, der Blick nach oben gehen. Der Übungsleiter, der derzeit in seiner Kölner Heimat weilt, wurde von den jüngsten Ereignissen in Cottbus überrascht. Mit ihm möchte sich Sebastian Lemke am kommenden Dienstag treffen und das weitere Vorgehen besprechen: "Er ist seit September bei uns, hat auch relativ viel mitgemacht, aber wir sind in guten Gesprächen", gibt sich der neue Präsident optimistisch. Man möchte gerne mit Lottner weiterarbeiten.

Mit Mannschaftsvertretern sprach Lemke ebenfalls zu Wochenbeginn, telefonierte mit Jan Koch und Florian Brügmann: "Sie haben die Situation offen aufgenommen, waren froh, dass der Anruf kam und wir ehrlich drüber gesprochen haben. Ich habe ihnen zugesichert, dass wir auch weitere Gespräche führen werden und dass wir alles in Ruhe besprechen."

Ruhe wird in Cottbus in den nächsten Monaten tendenziell nicht einkehren. Dafür ist die finanzielle Situation der Lausitzer zu prekär und die damit verbundene Zukunftsplanung ungewiss. Das neue Präsidium möchte aber seinen Teil dazu beitragen, dass Energie Cottbus bald wieder mit positiven Schlagzeilen im Mittelpunkt steht.

Sendung: rbbUM6, 16.12.20, 18:00 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Mir würde schon reichen, wenn die sinnlosen Sperrungen des Cottbuser Stadtrings zukünftig entfallen würden. Ich seh das überhaupt nicht ein, das ich wegen eines Fussballspiels lange Umwege fahren soll.
    Das Stadion? Kann genauso sinnbefreit wie das BUGA-Gelände an der Spree einfach nur rumstehen.

  2. 2.

    Stadion zurückbauen, so ein Quatsch. Die Kosten dafür trägt wer ?
    Selbst ein Investor würde doch nicht in einen Rückbau investieren. Eher schon in eine Modernisierung mit der Möglichkeit der breiteren Vermarktung und einer neuen Namensgebung.
    Das wäre eine realistische Perspektive !

  3. 1.

    Auf jeden Fall muss das Stadion rückgebaut werden. Viel zu teuer.
    Höher als ein paar Jahre 3 Liga kommt der FCE sowieso nie wieder.

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