Vor dem Krisengipfel in Köln - Labbadia und Preetz beschwören Herthas Teamgeist
Nach der Niederlage in Bielefeld geht es für Hertha BSC zum abstiegsbedrohten 1. FC Köln. Trainer Labbadia und Manager Preetz fordern besseres Zusammenspiel. Doch schon jetzt gibt es Lücken: Und fehlen wird wohl nicht nur ein Schlüsselspieler. Von Astrid Kretschmer
Das Personal
Vor dem Duell gegen den Tabellensechszehnten in Köln muss Hertha-Coach Bruno Labbadia gleich mehrere Rückschläge hinnehmen. Ein Einsatz von Offensivstar Matheus Cunha ist aufgrund der Leistenprobleme des Brasilianers wie beim ernüchternden 0:1 bei Arminia Bielefeld unwahrscheinlich. "Es wird weiterhin abhängig sein, wie der Spieler mit dem Schmerzempfinden zurechtkommt", sagte Labbadia auf der virtuellen Pressekonferenz am Donnerstag. Fraglich sind zudem Vladimir Darida (Fuß) und Jessic Ngankam (muskuläre Probleme). "Es ist nicht optimal, dass wir in der englischen Woche unter wichtigen Spielern den einen oder anderen Ausfall haben", klagte Labbadia.
Sollte Ngankam ausfallen, müßte Labadia erfinderisch werden, was die Linksaußen-Position angeht. Neben Cunha fehlt auch Dilrosun. In Bielefeld hatte zunächst Maximilian Mittelstädt die linke Außenbahn besetzt. Allerdings ist der in Köln nun als Plattenhardt-Ersatz in der Defensive gefordert. Und im Zentrum könnten ohne Laufwunder Darida noch mehr Lücken als ohnehin schon drohen. Zudem würde der Tscheche als Vorbereiter fehlen (bislang fünf Assists).
Es fehlen: Dedryck Boyata (Fuß), und Javairo Dilrosun (Knie), Marvin Plattenhardt, Eduard Löwen und Marton Dardai (alle muskuläre Probleme).
Die Form
Egal wie lang die Liste der Verletzten ist und die Formation aussehen wird: "Das bedeutet für uns, noch enger zusammenzurücken", so Labbadia. Der Trainer und auch Manager Michael Preetz haben nach der enttäuschenden Pleite in Bielefeld das Augenmerk ganz grundsätzlich auf Zusammenhalt und Teamwork gelegt - in dem kampfbetonten Spiel in Ostwestfalen habe es gerade daran gehapert. Wichtig werde sein, so Labbadia, dass seine Elf deutlich besser zusammenarbeitet als zuletzt. Umso mehr fordert er nun Entschlossenheit, "engere Abstände zu haben" und Intensität.
Für Hertha geht es vor allem darum, den Abstand zur Abstiegszone nicht noch kleiner werden zu lassen. Momentan sind es für den Tabellenzwölften fünf Punkte auf den Tabellensechzehnten Köln. Zum Knackpunkt könnten bei einer ähnlich intensiven Partie wie in Bielefeld wieder die Zweikämpfe werden: "Wir müssen die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen" forderte Labbadia. In der Ansprache und im Umgang mit seiner Mannschaft habe er in den zurückliegenden Tagen eine Mischung aus "klarer Ansage" und "Mut zusprechen" gewählt.
Manager Michael Preetz stärkt Trainer Labbadia dabei den Rücken. Die Spieler nimmt er in die Pflicht. Die Dinge auf dem Platz auch gemeinsam zu tun, als komplette Mannschaft, sei "das Thema und die große Überschrift für diese Woche", betonte Preetz. Der Manager habe den Spielern in einem Gespräch "vor Augen geführt, dass wir immer dann gut aussahen, wenn wir das was wir uns gemeinsam erarbeitet haben, auch dann im Block gemacht haben. Zusammen spielen und eng beieinander verteidigen", beschwört auch Preetz den Teamgeist.
Preetz weiß, dass der Krisengipfel in Köln kein normales Spiel wird. Für Hertha ist es die letzte Chance, noch die Kurve zu kriegen. Bei einem weiteren Misserfolg wird es in der nächsten Woche gegen Hoffenheim (Dienstag, 20.30 Uhr) und Bremen (Sonnabend, 18.30 Uhr) sehr, sehr ungemütlich.
Der Gegner
Der 1. FC Köln ist seit vier Bundesliga-Spielen sieglos, holte aus diesen Spielen nur einen Punkt und ist das schwächste Team in diesem Zeitraum (unter anderem ein 0:4 gegen Leverkusen und ein 0:5 in Freiburg). Auch bei den abstiegsbedrohten Kölnern wurde in den Trainingstagen nach dem 0:5-Debakel beim SC Freiburg viel gesprochen. "Wir haben ein gutes Gefühl, die Spieler waren einsichtig. Jeder Einzelne weiß, welche Stunde geschlagen hat", meinte Manager Horst Heldt.
Trainer Markus Gisdol glaubt, daß die Blamage in Freiburg die Mannschaft aufgeweckt hat. So ein Spiel "könne ein reinigendes Gewitter sein, das könne helfen", so der in der Kritik stehende Kölner Trainer. Fragen nach einem möglichen Endspiel für Gisdol wich Heldt aus. "Beide Mannschaften haben am Wochenende enttäuscht, von daher ist da natürlich Brisanz drin, natürlich ist da Feuer drin", sagte Heldt.
Personell hat Trainer Gisdol den identischen Kader wie am vergangenen Spieltag zur Verfügung. Marius Wolf und Ondrej Duda sind zwei Kölner Mittelfeldspieler, die vergangene Saison noch das Trikot der Hertha trugen.
Besonderheiten
Wiedersehen macht Freude, Teil 1: Bruno Labbadia spielte 1994/95 beim 1. FC Köln und bildete seinerzeit mit Toni Polster das beste Sturmduo der Liga. Für ihn gehöre der Verein in die Bundesliga und sei "sehr intensiv", sagt der heutige Hertha-Trainer. "Ein Verein, wo es Hop oder Top gibt – das ist so. Wenn es gut läuft wie im ersten Jahr bei mir, wo ich gleich auch Kapitän wurde und du die Tore machst, dann bist du unglaublich schnell auch bekannt und beliebt in der Stadt", erinnert sich Labbadia. "Und dann gibt’s aber auch die andere Seite. Ich habe beides erlebt, trotzdem ich mag diesen Verein."
Wiedersehen macht Freude, Teil 2: Bei der Erinnerung, was den ehemaligen Mitspieler in Köln Horst Heldt angeht, gibt’s einen kleinen Seitenhieb auf den heutigen Kölner Manager. Wie oft Mittelfeldspieler Horst Heldt dem Stürmer Labbadia damals ein Tor aufgelegt hat? "Puh, da kann ich mich nicht erinnern", so Labbadia. "Ich glaube nicht, dass er das überhaupt konnte … vorbereiten."
Sendung: rbb24, 14.01.2021, 22:00 Uhr