Hertha-Boss unter Beobachtung - Wo Michael Preetz im Kader nachlegen sollte

Fr 15.01.21 | 16:36 Uhr | Von Till Oppermann
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Michael Preetz, Herthas Geschäftsführer Sport (imago images/Tilo Wiedensohler)
Bild: imago images/Tilo Wiedensohler

Die enttäuschenden Leistungen von Hertha BSC passen nicht zu den Erwartungen. Auch Geschäftsführer Sport Michael Preetz steht in der Kritik. Er ist für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich. Bisher geht seine Strategie nicht auf. Von Till Oppermann

15 Spiele, 16 Punkte, 12. Platz: Das ist graues Mittelmaß in der Bundesliga. Von der Euphorie nach dem Einstieg des Investors Lars Windhorst ist bei Hertha BSC nach anderthalb Jahren nicht viel geblieben. Auf dem Feld hat sich trotz Transferausgaben von über 150 Millionen Euro und vier Trainern seit der Demission von Vereinslegende Pal Dardai wenig getan. Geschäftsführer Sport Michael Preetz räumt ein: "Das ist ohne Frage ein enttäuschendes Ergebnis." Vom aktuellen Coach Bruno Labbadia sei man dennoch überzeugt - auch nach der enttäuschenden 0:1-Niederlage gegen Arminia Bielefeld.

Herthas Kader ist nicht ausgewogen

Für Preetz ist das in gewisser Hinsicht Selbstschutz. Wie die Berliner "Morgenpost" berichtet, soll der neue Vorsitzende der Geschäftsführung Carsten Schmidt eine vereinsinterne Umfrage durchführen. Die Fragen zielen wohl auch auf die Qualität der Arbeit von Preetz ab. Längst werfen Fans und Medien ihm die missglückten Trainerentscheidungen vor, Labbadia ist bereits der 14. Übungsleiter in Preetz' zwölfter Saison als Verantwortlicher. Eine erneute Kursänderung würde das Ansehen des Machers beschädigen. Zudem müsste er erstmal einen besseren Trainer finden. Denn Labbadia hat keinen einfachen Job. Besonders deutlich zeigte sich das in der 72. Minute des Gastspiels in Bielefeld. Obwohl der Aufsteiger 1:0 führte und Hertha offensiv wenig zustande brachte, wechselte er für die Schlussoffensive Luca Netz ein. Der 17-Jährige gilt zwar als hochtalentiert, ist allerdings eigentlich Linksverteidiger.

Bei einem Verein, der sich in den kommenden Jahren im oberen Drittel der Bundesliga etablieren will, erwartet man andere Alternativen. Hertha investierte viel, der Kader ist trotzdem unausgewogen. Wenn Preetz also betont, dass die neu zusammengestellte Mannschaft noch Zeit brauche, ist das nur die halbe Wahrheit. Ein Beispiel: Mit Netz, Maximilian Mittelstädt, Marvin Plattenhardt, Peter Pekarik, Lukas Klünter und Sommerneuzugang Deyovaisio Zeefuik stehen sechs Außenverteidiger für zwei Positionen zur Verfügung. Gleichzeitig fehlen die Flügelstürmer: Seit Monaten muss Matheus Cunha, Herthas gefährlichster Offensivspieler, auf der falschen Position spielen. Nicht umsonst soll eine Verstärkung auf der offensiven Außenbahn ganz oben auf der Labbadias Wunschliste stehen.

Preetz' Transferstrategie geht bisher nicht auf

Preetz konnte dem bisher nicht nachkommen. Unter anderem, weil der Investor Windhorst versprochene Zahlungen, die für Investitionen in neue Spieler vorgesehen waren, im Sommer verschob. Außerdem – so betonte der Geschäftsführer immer wieder – sei der Markt wegen der Corona-Pandemie schwierig gewesen, Vereine hätten unrealistische Ablösesummen und Spieler übertriebene Gehälter gefordert. Das Scouting erfordert kreative Lösungen, erklärt Preetz: "Die aktuellen Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie versuchen wir bestmöglich durch die aktuellen Sichtungs-Tools und andere Quellen auszugleichen." Klingt plausibel. Doch vergleicht man die Ausgabentabelle der Bundesliga mit der sportlichen Situation, zeigt sich ein anderes Bild. Denn was die gezahlten Ablösesummen vor der Saison betrifft ist Hertha Vierter - die Berliner stehen in der Bundesliga also acht Tabellenplätze schlechter da, als ihre Ausgaben im Ligavergleich erwarten ließen. Gerade wenn man bedenkt, dass Hertha BSC im Wintertransferfenster vor genau einem Jahr sogar Ausgabenweltmeister war, ist das zu wenig.

Die massiven Investitionen seit dem Einstieg von Windhorsts Tennor Holding folgen einem Plan, den Preetz in der SportBild erklärt: "Wir haben im Sommer aus Überzeugung einen Umbruch vollzogen." Ziel sei es gewesen, die Mannschaft zu verjüngen und zu verbessern. Ersteres ist gelungen. Der neue Torwart Alex Schwolow ist acht Jahre jünger als der degradierte Rune Jarstein. Auch die langjährigen Stützen Salomon Kalou, Vedad Ibisevic und Per Skjelbred, deren Verträge nicht verlängert wurden, waren im Schnitt 34,5 Jahre alt, als sie den Olympiapark verließen. Der Altersschnitt der sechs Neuzugänge aus dem Sommer beträgt 24 Jahre. Die Mannschaft ist jetzt jünger, aber noch hapert es an der Verbesserung. Lucas Tousart und Jhon Cordoba setzten Verletzungen außer Gefecht, Omar Alderete und Zeefuik müssen sich noch an die Liga gewöhnen. Einzig Schwolow und Matteo Guendouzi konnten bisher konstant überzeugen - schade, dass ausgerechnet der Lockenschopf aus dem Mittelfeld nur ausgeliehen ist und Hertha wohl im Sommer wieder verlassen wird.

"Es ist nichts ausgeschlossen"

Setzt Michael Preetz also auf die falsche Transferstrategie? Er gibt zu: "Der Kader muss weiterentwickelt werden." Auch die Transfers aus der Vorsaison zeigen, dass das mit einer bloßen Verjüngung nicht zwangsläufig gelingt. Während Cunha schnell unverzichtbar wurde, ist der inkonstante Lukebakio nur deshalb Stammspieler, weil die Alternativen fehlen. Der 25-Millionen-Stürmer Krysztof Piatek bleibt weiterhin ein Fremdkörper. Viele Spieler sind mit sich selbst und ihrer Leistung beschäftigt. Nach den Abgängen der Leitwölfe Ibisevic, Skjelbred, Kalou und Thomas Kraft fehlt ihnen dabei die mannschaftsinterne Führung. Labbadia stellt fest: "Wir sind eine leise Mannschaft" und klingt sehnsüchtig, wenn er über die Rückkehr des Dauerverletzten Santiago Ascasibar spricht. Der bringe Energie rein und: "Wir brauchen Spieler, die mutig sind." Das klingt wie ein Auftrag an seinen Chef.

Bislang ist der Umbruch in Herthas Kader erfolglos. Nach der enttäuschenden Hinrunde lastet Druck auf Michael Preetz, die Probleme anzugehen. Labbadias Ruf nach mutigen Spielern zeigt, dass die Mannschaft von gestandenen Profis zur Stabilisierung profitieren könnte. Die Lücke auf dem offensiven Flügeln und im defensiven Mittelfeld sollte geschlossen werden, um das sportliche Niveau zu erhöhen. Michael Preetz weiß das: "Unsere Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind immer geleitet von Bedarf, Marktsituation und finanziellen Möglichkeiten." Der Bedarf ist klar und von Herthas finanziellen Spielräumen träumen die meisten Manager in der Bundesliga. Sein neuer Chef Carsten Schmidt wird den Manager auch an seinem Erfolg in der restlichen Transferperiode messen. Preetz gibt sich in Bezug auf Transfers angriffslustig: "Ausgeschlossen ist dabei erst einmal nie etwas."

Sendung: rbb UM6, 15.01.2021, 18:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

12 Kommentare

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  1. 12.

    Wenn das System Preetz mal abgeschafft werden könnte, wäre das ein Befreiungsschlag für den Verein. Dabei viel Erfolg Schmidt. Denn eines zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahre.... Und das ist Preetz.

  2. 11.

    Herr Preetz hat "schwierige Spieler günstig einkaufen können" - seine eigenen Worte...
    Nun, vllt hätte er gleich einen Psychologen mit dazu buchen sollen.

    Ein Sport Direktor verbrennt das Vermögen seines Investors. Der Investor lässt das zu. Als Geschäftsmann seinem Geld böse zu sein, um es aus dem Fenster werfen zu lassen, bedarf schon einem besonderen Humor. Kann schon sein, dass er diese Art der Abschreibung mehr liebt, als sein Finanzamt.
    OK, hier haben sich offenbar 2 sehr ähnliche Typen 'zu einem geheimen Deal getroffen, der da heißt: wir lassen den Verein absteigen - ohne dass es vordergründig so ausschaut'.

    Und das Interessante daran ist: ALLE machen mit.
    Oder wäre sonst ein Herr Preetz noch da...?

  3. 10.

    Was steht denn da für ein Bullshit ? Preetz hat in den vergangenen 11 Jahren den Verein mit
    unsäglichen Trainer- und Spielerverpflichtungen voll an die Wand gefahren. Er hat es zudem versäumt einen motivatorischen Unternehmskodex zu etablieren und unfähige Kicker zu verkaufen. Ich glaube auch, daß sich mindestens Schiller Gelder vom Verein abzwackt (das nennt man Veruntreuung) Union macht aus Schxxße Gold, Herha macht aus Geld Schxxße. Ich wünsche Hertha mittlerweile den Abstieg und den Verantwortlichen den Knast. Wer so mit Geld umgeht
    gehört dahin oder in die Geschlossene.

  4. 9.

    Wo Hertha im Kader nachlegen sollte! Ganz einfach zu beantworten - neuer Manager, Hr. Preetz sollte den Verein verlassen.

  5. 8.

    Das allergrößte Problem bei Hertha ist Michael Preetz, der sollte, bevor nachgelegt wird, zuerst abgelegt werden. Sonst bleibt die Tristesse,

  6. 7.

    Preetz ist eine Geld- und Ambitionsvernichtungsmaschine auf zwei Beinen.
    Eine Beamtenseele, die Manager spielt, ohne Fachkenntnis, Kaderplanungsgespür, Kommunikationsbegabung und Initiativgeist. Einer, der freiwillig zum Arzt geht, wenn er das Wort Visionen hört. Einer, der es im Duett mit Schiller geschafft hat, den Verein Jahr um Jahr tiefer in die Schuldenfalle zu treiben. Der ohne KKR und Tennor schon längst Hertha in die Insolvenz geführt hätte.

    Was er kann: Seinen gut dotierten Posten retten mit Hilfe von Mr. Ahnungslos Gegenbauer. Und mit Hilfe der Hofpresse, die ihn über Jahre aus der Schusslinie genommen hat.
    Jetzt beginnt sich der Wind allmählich zu drehen. Mr. Unsichtbar steht plötzlich doch in der Kritik und kann niemanden mehr vorschicken als Sündenbock.

    Wenn Herr Schmidt auch nur ein Gran Analysefähigkeit hat, wird er irgendwann einen überflüssigen Posten im Etat festellen: Den Geschäftsführer Sport und Kommunikation.
    Wenn es dann noch nicht zu spät ist.

  7. 6.

    Michael Preetz ist das Paradebeispiel für Erfolglosigkeit. Er kann nur so lange wursteln und Geld vernichten und einen unglaublich hohen Schuldenberg anhäufen, weil ihm niemand zuhört, das Gesagte speichert und nach einer gewissen Zeit nachfragt, warum auch diese damals getätigte Aussage nicht eingetroffen ist. Der Mann widerspricht sich alle Jahre, um dann die 5 Jahres Entwicklungsstufe Saison für Saison neu starten zu lassen. Keine einzige Aussage oder Ankündigung hat sich bewahrheitet, kein schnelleres Spiel, keine Flügelzange, kein einziger Stammspieler aus dem Nachwuchs, keine Kaderentwicklung mit Verstärkungen auf den Positionen, die so offensichtlich unterbesetzt sind. Es gibt nicht einen einzigen Spieler, der bei Hertha deutlichen Leistungszuwachs erlernt hat, ganz wenige hielten ihr Niveau aus den Vorgängervereinen, die meisten ließen kontinurierlich nach, dafür aber mit hochdotierten 4 - 5 Jahresverträgen ausgestattet. Es ist grausam, es ist Hertha.

  8. 5.

    Man hätte diesen selbstdarsteller labadia nie verpfichten dürfen! spielt jedem verein vor wo er verpflichtet wurde der beste trainer zu sein! schmeißt den arsch samt preetz aus dem verein um die liga zuhalten !

  9. 4.

    Wo Preetz im Kader nachlesen sollte?
    In dem er Boatang, dem schwächsten Glied in der Bayern Abwehr einkauft, sich um den schwachen Turiner Bankdrücker Khedira bemüht oder, um wenigstens in einer Tabelle ganz weit vorne zu stehen, Prinz Boatang überreden, bei der Hertha zu spielen. Gelbe und rote Karten sind sein Markenzeichen.
    Oder Preetz tritt einfach ab.

  10. 3.

    Bitte nicht den Aufbau M. Preetz überlassen das geht eh in die Hose. Immer das gleiche geseier von ihm. Wir konnten nicht, wir hatten nicht aber die nächsten 5 Jahre dann! Er hatte 11 Jahre Zeit und das Image von Hertha ist hin.

  11. 2.

    Coole Brille.aber sonst ? ;)) Hertha wäre (leider) ohne Preetz besser da....

  12. 1.

    Geiler Spieler:; bitte jetzt aber abdanken... Er hat es leider nicht mehr drauf....

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