Neuer Modus für die Regionalliga Nordost - Die Frage nach dem Wann

Do 28.01.21 | 16:52 Uhr | Von Andreas Friebel
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Regionalliga Nordost (imago images)
Bild: imago images

Seit drei Monaten befindet sich die Regionalliga Nordost im Winterschlaf. Nun gibt es erste Pläne für einen Neustart. Pläne, über die sich Spitzenreiter Viktoria Berlin freut, die in Cottbus aber für Ernüchterung sorgen. Von Andreas Friebel

Offiziell bestätigt ist der Plan der Arbeitsgruppe Spielbetrieb noch nicht. In der Regel folgt das Präsidium des Nordostdeutschen Fußballverbandes aber diesen Empfehlungen. Und die sehen vor, dass nur noch die Hinrunde in der Regionalliga zu Ende gespielt wird. Playoffs, wie im Eishockey oder eine Meisterrunde, wie von einigen Klubs gefordert, wurden bei einer Videokonferenz am Mittwochabend abgelehnt. Mit Verweis auf die Spielordnung des NOFV. "Ich bedauere, dass man im Frühjahr nicht weiter nach vorn geschaut hat, um für die Zukunft mehrere Optionen zu haben", kritisiert Energie-Präsident Sebastian Lemke.

Denn den Meister mittels einer Quotienregel zu bestimmen, ist zwar inzwischen geregelt. Nicht aber wie verfahren wird, wenn nur etwa ein Viertel der Saison gespielt werden konnte. Das ist aktuell der Fall. Tennis Borussia Berlin hat zum Beispiel erst zehn von 38 Partien absolviert. Energie Cottbus immerhin schon 13. Das Ziel lautet nun: Zumindest die Hinrunde soll abgeschlossen werden. Damit wenigstens jeder Klub einmal gegen jeden gespielt hat. Der Tabellenführer nach dieser Runde ist dann auch automatisch Meister und darf direkt in die dritte Liga aufsteigen.

Datum des Neustarts bleibt offen

Beste Chancen das zu schaffen hat Viktoria Berlin. Derzeit hat der Klub in der Tabelle acht Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz. "Wir haben die beste Ausgangssituation. Aber die haben wir uns auch hart erarbeitet. Wir wissen aber auch, dass wir damit nicht automatisch Aufsteiger sind, sondern wir haben noch acht Spiele zu spielen", beschreibt Sportdirektor Rocco Teichmann die aktuelle Lage.

So ein bisschen hatte auch Energie Cottbus darauf spekuliert, dass der Modus noch mal angepasst wird. Als Achter, mit 15 Punkten Rückstand zur Spitze, ist seit Mittwochabend aber klar: Das Meisterrennen ist gelaufen. Trainer Dirk Lottner hatte schon vor der Entscheidung klar gemacht, dass so ein Playoffs Modus zwar noch mal Spannung bringt, "aber sportlich fair wäre es nicht."

Wie der Meister ermittelt wird, steht zwar nun fest. Wann es in der Regionalliga wieder losgeht, aber nicht. Zwar hält der NOFV am Neustart am 6. März fest. Dass das so kommt, glaubt Rocco Teichmann nicht. Denn nach wie vor ist der Regionalliga- Spielbetrieb in Berlin untersagt. "So wie es aktuell aussieht, wird eher über Verlängerung dieser Maßnahme gesprochen, als über eine Lockerung. Und bevor Fußball gespielt wird, sollten doch lieber erst Schulen und Kitas wieder öffnen."

Klubs in Kurzarbeit

Anders ist die Lage außerhalb von Berlin. In allen anderen Bundesländern, in denen die Regionalliga spielt, wären Spiele möglich. Die jeweiligen Landesregierungen haben Ausnahmegenehmigungen erlassen. Gespielt werden darf aber nur ohne Zuschauer. Und hier kommt das zweite große Problem, das einem Neustart im Weg steht. Die Vereine brauchen Zuschauereinnahmen, um zu Überleben. "Das wird leider bisher nicht weiter thematisiert. Es wird darüber gesprochen, wann und wie gespielt werden soll. Das Klubs wie Jena, Chemnitz, Babelsberg oder wir, von den Zuschauern abhängig sind, wird gar nicht in Betracht gezogen", kritisiert Energie- Präsident Sebastian Lemke.

Ähnlich wie Cottbus, haben auch andere Vereine Nothilfen bekommen, um die Ausfälle der vergangenen Monate auszugleichen. Dazu kommt, dass sich die Klubs in Kurzarbeit befinden, um die Personalkosten halbwegs unter Kontrolle zu halten. Doch wer finanziell hilft, wenn die Regionalliga ohne Zuschauer neu startet, ist nach wie vor unklar. Und so lange das nicht geklärt ist, passiert gar nichts. Zumindest den Spielbetrieb betreffend.

Gute Chancen für Viktoria

Trainiert wird aber bei vielen Klubs trotzdem, zum Beispiel in Cottbus seit Montag wieder. Allerdings stark eingeschränkt, weil die Mannschaft weiter in Kurzarbeit ist. Bei Viktoria Berlin soll ab Freitag wieder etwas intensiver trainiert werden. Zuletzt gab es einige Leistungstests. "Um zu schauen, was mit den Spielern in den letzten drei Monaten so passiert ist. Damit wir die individuellen Pläne noch mal nachstellen können", erklärt Teichmann.

Einig sind sich alle Vereine, dass drei Wochen vor dem tatsächlichen Neustart der Regionalliga, dann alle Teams in das normale Training einsteigen und die Kurzarbeit beendet wird. Wann das passiert ist völlig offen. Der Nordostdeutsche Fußballverband spricht lediglich von "schnellstmöglich".

Ungeachtet dessen treibt Viktoria Berlin die Planungen für die neue Saison voran. Auch wenn die Meisterschaft noch ungeklärt ist, stehen die Chancen für den Hauptstadt-Klub sehr gut, ab Sommer in der dritten Liga zu spielen. Denn im Gegensatz zum vergangenen Jahr darf der Meister der Regionalliga Nordost direkt aufsteigen und muss keinen Umweg über zwei Aufstiegsspiele gehen. Deshalb werden derzeit die Lizenzunterlagen für den Deutschen Fußballbund (DFB) vorbereitet. "Wir sind da auf einem sehr guten Weg und im engen Austausch mit dem DFB, um die Lizenz zu erhalten", sagt Rocco Teichmann.

Abstiegsfrage weiter offen

Auch Cottbus will sicherheitshalber die Lizenzunterlagen einreichen. Wohlwissend, dass das Thema Aufstieg seit Mittwochabend durch ist. Aber auch in der Lausitz laufen die Planungen für die neue Saison, die eine gewaltige Herausforderung darstellt. "Es ist extrem schwierig, weil keiner weiß, ob ab August wieder Zuschauer zugelassen sind. Wir haben auch erste Sponsorengespräche geführt. Aber jeder sieht was draußen los ist. Und wir können niemanden übelnehmen, wenn er sein Sponsoring reduzieren muss", so Sebastian Lemke.

Trotzdem scouten die Lausitzer zahlreiche Spieler, unter anderem aus der Regionalliga West, denn dort wird im Gegensatz zum Nordosten weitergespielt. Möglich wurde das durch eine Millionenspritze des Landes Nordrhein-Westfalen. Denn alle Teams aus der Weststaffel kommen aus NRW. Im Nordosten betrifft es fünf Bundesländer, die den Stellenwert der Regionalliga völlig unterschiedlich einschätzen.

Während die Frage zur Ermittlung des Meisters geklärt ist, bleibt weiter offen, wie der Abstieg in dieser Saison geregelt wird. Fest steht: Absteiger muss es geben. Denn die Liga ist mit 20 schon arg aufgebläht. Sollten dazu noch zwei Oberligisten kommen und auch aus der dritten Liga Ost-Teams absteigen, drohen in der neuen Saison bis zu 23 Mannschaften. Der NOFV will: "Über eine eventuelle Modifizierung der Abstiegsregelung wird zu einem späteren Zeitpunkt befinden", heißt es in einer Pressemitteilung.

Sendung: rbb24, 28.01.2021, 18:15 Uhr

Beitrag von Andreas Friebel

1 Kommentar

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  1. 1.

    Steht doch alles in den Sternen...
    Auf- UND Abstieg halte ich für einen relativ unwichtigen Aspekt... viel problematischer ist die Uneinheitlichkeit aller Regionalligen und auch anderer Amateurklassen... die einen spielen - die anderen nicht... damit ist die sportlich fairste Lösung unrealistisch, nämlich die Saison über 2 Jahre laufenzulassen...

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