
0:3 gegen Leipzig - Nichts tut sich auf allen Herthaner Baustellen
Die vierte Heimniederlage in Serie: Gegen den Tabellenzweiten verkaufte sich die Hertha streckenweise zwar gut, doch die bekannten Schwachstellen, vor allem in der Offensive, sorgten abermals für einen herben Rückschlag im Abstiegskampf. Von Lukas Scheid
Die Hertha sei keine Pressing-Mannschaft, sondern eine Umschalt- und Kontermannschaft, sagte der Trainer Pal Dardai vor dem Spiel gegen RB Leipzig. Er behielt recht. Möglichkeiten für sein Team ergaben sich fast ausschließlich aus plötzlichen Richtungswechseln. In der 22. Minute war es Sami Khedira, der den Ball in der gegnerischen Hälfte freigrätschte, sodass Matheus Cunha die beste Hertha-Chance der ersten Halbzeit einleiten konnte. Der Brasilianer hob den Ball per Lupfer über Leipziger Abwehr zu Krzysztof Piatek, der sich in der rechten Strafraumhälfte freigelaufen hatte und auf den direkt vor dem Tor postierten Dodi Lukebakio flankte. Der Leipziger Abwehrspieler Lukas Klostermann klärte jedoch in letzter Sekunde, bevor der Belgier die Flanke verwerten konnte.
Khedira, der gegen Leipzig sein Startelfdebüt gab, sorgte immerhin für etwas mehr Ruhe im Mittelfeld. Doch der Spielaufbau bleibt weiterhin eine der Schwachstellen der Hertha-Offensive. Zu unkonzentriert und vor allem ideenlos gehen sie auf dem Weg nach vorne zu Werke, sodass kaum Torchancen nach längerem Hertha-Ballbesitz entstehen. Das kritisierte auch der Trainer nach dem Schlusspfiff: "Die Möglichkeiten waren da, doch die Angreifer haben kein Tor geschossen."
Herthas Defensive: gut, aber nicht gut genug
Ein Adressat dieser Kritik ist sicherlich auch Cunha. Vor dem Spiel hatte sein Trainer ihn noch als den besten Spieler der Mannschaft bezeichnet. Doch der viertteuerster Vereinstransfer der Hertha konnte wieder einmal nicht die erhofften offensiven Nadelstiche setzen. Trotz seiner unbestreitbaren Qualität bleibt er weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Das zeigte sich auch bei seinem Dribbling über 70 Meter in der 26. Minute. Kurz vor dem Tor ging ihm schließlich die Puste aus, er verlor den Ball und am Ende lag er sogar am Boden. Das anschließende Reklamieren auf Strafstoß dürfte er vermutlich selbst nicht ganz ernst gemeint haben.
Wie wichtig ein erfolgreicher Torschuss Cunhas gewesen wäre, zeigte sich zwei Minuten nach dieser Chance. Beinahe im Gegenzug machte Leipzig das 1:0. Obwohl die Berliner Defensive bis hierhin konzentriert verteidigte und sich im Gegensatz zur Offensive als enorm stabil präsentierte, hatte sie in der 28. Minute das Nachsehen. Der sehenswerte Distanzschuss von Marcel Sabitzer war sicherlich nicht einfach zu verteidigen. Man könne eben auch nicht alles verteidigen gegen diese Mannschaft, betonte Abwehrspieler Lukas Klünter nach dem Spiel. Doch die Qualitäten des Österreichers aus der Ferne sind bekannt. In der vergangenen Saison traf kein Spieler häufiger aus der Distanz. Dass Sabitzer an der Strafraumkante überhaupt zum Schuss ansetzen durfte, lag auch daran, dass seine Gegenspieler zu weit entfernt standen.
Individuelle Fehler führen zum 0:2 und 0:3
Dardai war nach dem Spiel dennoch sichtlich zufrieden mit der ersten Halbzeit und lobte die kompakte Hintermannschaft. Umso bitterer müssen ihm die beiden Gegentore in der zweiten Hälfte aufstoßen, da sie in ihrer Entstehung durch individuelle Fehler von Hertha-Spielern begünstigt wurden. Das 0:2 geht eindeutig auf die Kappe von Matteo Guendouzi, der den Ball vertändelt, statt ihn aus dem eigenen Strafraum zu schlagen. "Das muss er besser machen", tadelt Dardai den Franzosen.
Dem 0:3 ging ein weiterer gescheiterter Klärungsversuch der Hertha-Abwehr voraus. Schon wieder: Anstatt den Ball einfach rauszuschlagen, versuchten sie es spielerisch zu lösen – ohne Erfolg. Leipzig kam kurz vor dem Strafraum in Ballbesitz und holte eine Ecke heraus, die schlussendlich zum Kopfballtor von Willi Orban führte und den Deckel auf dieses Spiel machte.
"Kein Panik"
Hertha zeigte gegen Leipzig keinen eindeutigen Entwicklungsschritt, auch wenn es gute Momente gab. Die alten Baustellen bleiben bestehen und so richtig geht es auch im Abstiegskampf nicht voran. Doch Pal Dardai beteuert nach wie vor "keine Panik" zu haben. Das 0:3 sehe er nicht so negativ, schließlich sei Leipzig eine Champions-League-Mannschaft.
Das Problem: Auch kommende Woche wartet mit Wolfsburg ein heißer Anwärter auf einen Qualifikationsplatz für die Champions League in dieser Saison. Dardai gibt sich dennoch optimistisch und hoffnungsvoll auf ein paar Punkte in Wolfsburg: "Irgendwann müssen die Überraschungen kommen." Das Spiel am kommenden Samstag (27. Februar) um 15:30 Uhr wäre ein guter Zeitpunkt für eine solche Überraschung.
Sendung: rbb24, 21.02.2021, 22 Uhr
10 Kommentare
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Ich denke, die Zuschauerzahlen bei Öffnung werden sich in Grenzen halten bei der derzeitigen Tabellenlage.
zu zeit ist es wohl gut, keine Zuschauer im Olympiastadion zu haben.
So ist das wenn man nur Soloplayer zusammenkauft, der Schatten von Preetz wirft große Schatten.
Ob das gut geht, wenigstens Relegation, bleibt abzuwarten.
Was übrig bleibt aktuell ist, das man mal wieder nur noch enttäuscht ist; wie so oft.
Im Herzen Blau-Weiss, im Kopf die 2.Liga !!!
Pal Dardai setzt doch auf junge Spieler, wie z.B. seinen Sohn. Bloß der hat, wie gestern zu sehen, nicht mal Zweitligaformat. Aber was tut man nicht alles für den Familienfrieden.
Mit Geld kann man keine Meisterschaft oder Champions League kaufen, die muß man sich mit Erfolg erspielen.
Selbst die Spieler scheinen wirklich zu glauben, dass sie besser sind als die Tabelle aussagt. Wer redet ihnen das bloß ein?
Eine unsympathische und seelenlose GmbH, hervorgegangen aus einem früheren Fußballverein,
der niemand eine Träne nachweint hat wie immer keinen Erfolg. Na das ist doch ne Meldung wert in diesen Zeiten Kopfschüttel.
Für viel Geld eine Gurkentruppe zusammengestellt! !! Der Pal Dardai kann einem Leid tun aber er hat sich nunmal dafür entschieden.
Man sollte für die zweite Liga planen und nur noch, ähnlich wie Leipzig und Dortmund, auf junge hungrige dynamische Spieler setzen, das Geld für richtig gute wie Sancho sollte dafür da sein.
Das wird ein Abstieg 1. Klasse