Interview | Sportbund Berlin - "Der Sport hat in den nächsten Wochen eine Perspektive"

Do 04.03.21 | 14:17 Uhr
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Kärtchen vom DFB mit der Aufschrift "Zurück ins Spiel"
Bild: IMAGO / Hanno Bode

Ab 8. März treten die ersten Lockerungen für den Breitensport in Kraft. Danach gibt ein an Inzidenzwerte geknüpfter Stufenplan die weiteren Lockerungsschritte vor. Im Interview zeigt sich Thomas Härtel, Präsident des Berliner Landessportbundes, erleichtert.

Thomas Härtel, je nach Inzidenz sind Lockerungen für den Amateur- und Freizeitsport absehbar. Ist es das, was sie sich erhofft hatten von den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz?

Thomas Härtel: Wir mussten die Beschlüsse mehrmals lesen, um zu begreifen, was zu welchem Zeitpunkt wieder möglich ist. Aber die Öffnungsschritte zeigen doch, dass der Sport in den nächsten Wochen durchaus eine Perspektive hat. Gerade für die Kinder und Jugendlichen war das eine zentrale Forderung von uns. Das kann jetzt möglicherweise ab dem 8. März in Erfüllung gehen. Wir haben also einen kleinen Lichtblick und auch die weiteren Öffnungsschritte berücksichtigen den Sport. Es bleibt zwar ein Hoffen und Bangen, aber zumindest gibt es eine Perspektive.

Was bedeutet das für besonders populäre Sportarten wie Handball und Fußball sowie für den Sport drinnen und draußen?

Zunächst geht es darum, dass der Sport draußen ermöglicht wird, so dass Training für Kinder und Jugendliche denkbar ist. Und dann gibt es weitere Schritte ab Ende März: Kontaktfreier Hallensport ist bei Inzidenzen unter 50 denkbar, genauso wie Kontaktsport draußen in größeren Gruppen für alle Altersklassen. Die verschiedenen Sportarten müssen sich jetzt an diesem Stufenplan orientieren. Es bleibt aber eine Unsicherheit, vor allem beim Unterschied zwischen Kontaktsport und kontaktarmem Sport. Damit müssen wir jetzt noch eine Weile leben und das hat natürlich unterschiedliche Auswirkungen auf die Sportarten.

Der Wettkampfsport muss jedoch geplant werden. Da gibt es Meisterschaften, Ligen und Turniere. Kann man mit dem, was wir jetzt wissen, schon ausreichend planen für die nächsten Monate?

Nein, das wird nach wie vor schwierig sein – gerade auch für den Fußball und die regionalen Wettkämpfe. Das wird nicht einfach, aber es gibt zumindest eine Perspektive.

Es gab viele Beschwerden, dass der Profisport trainieren und Wettbewerbe austragen darf, der Breitensport aber nicht. Durch den Stufenplan wurde der Breitensport nun etwas aufgewertet. Geht’s den Freizeitsportlerinnen und -sportlern jetzt besser?

Wir können uns natürlich mehr vorstellen, aber wir haben auch eine Verantwortung für die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler. Insofern ist es klar, dass es auch weiterhin Einschränkungen geben wird. Aber es ist ein Lichtblick, denn der Sport wurde explizit auch genannt bei der Kanzlerrunde. Ich hoffe, dass sich nun auch der Berliner Senat an diese Schritte hält und für die Stadt auch die entsprechenden Entscheidungen umsetzt.

Schon im Vorjahr berichteten viele Vereine über Austritte von Mitgliedern, wodurch eine wichtige Einnahmequelle fehlte. Der Staat hat nun ein bisschen geholfen und die Vereine finanziell unterstützt. Wie geht es denen inzwischen?

Wir haben noch immer Probleme. Wir haben zwar einen Rettungsschirm und mittlerweile rund 3,6 Millionen Euro an die Berliner Vereine ausgezahlt, aber wir haben weit über 30.000 Mitglieder verloren. Und weil die Angebote eingeschränkt sind, kriegen wir auch keine neuen Mitglieder. Das wird eine große Herausforderung sein, diese wieder zurückzugewinnen. Ich bin aber optimistisch. Der Sport ist etwas, das uns allen Freude macht, Gemeinschaft gibt und den sozialen Zusammenhalt fördert. Wir werden weiterhin daran arbeiten, diese Verluste wieder wett zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Guido Ringel für Inforadio. Der Text ist eine redigierte und leicht gekürzte Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb Inforadio, 04.03.2021, 09:25 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    In Berlin dürfen , trotz anderer Empfehlung, wieder nur die Kinder bis 12 Jahre draußen Fussballtraining ohne Kontakt machen.
    Gerade im Alter 13—15 Jahren ist Sport in Coronazeiten notwendig.Es gibt keine Hinweise auf Ansteckungen im Amateurfussball bei Kindern.
    Schon im letzten Jahr wurde ohne Kontakt draußen an der Luft trainiert.Die Jugendlichen und Kinder kommen in Sportkleidung auf den Platz, machen Übungen auf Anstand und verlassen auf vorgegebenen Wegen das Areal.
    So What!?

  2. 1.

    Die „Lockerungen“ im Sport helfen wieder fast nur den Ballsportarten. Es gibt auch noch andere Sportarten, die nicht viel im Freien trainieren können, was mit ihrer Sportart zu tun hat. Bewegung ja - Sport nein! Tolles Ergebnis; ich bin nicht enttäuscht, weil ich erst gar nichts erwartet habe!

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