Fragwürdige Aussagen von Petry - Ungarische Regierung kritisiert Hertha BSC für Freistellung von Torwarttrainer

Do 08.04.21 | 17:05 Uhr
  20
Herthas freigestellter Torwart-Trainer Zsolt Petry (imago images/Tilo Wiedensohler)
Bild: imago images/Tilo Wiedensohler

Die Freistellung des ungarischen Torwarttrainers Zsolt Petry beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC wird zum Politikum. Ungarn bestellte einen Beamten der deutschen Botschaft in Budapest ein, das Außenministerium und das Kabinett von Ministerpräsident Viktor Orban kritisierten das Vorgehen der Berliner scharf. In einer Mitteilung hieß es, die Berliner hätten "die freie Meinungsäußerung eingeschränkt“.

Petry (54) hatte in einem Interview mit der ungarischen Zeitung "Magyar Nemzet" den Einsatz des Leipziger Torhüters Peter Gulacsi für das Ehe-Recht gleichgeschlechtlicher Paare in Ungarn kritisiert. Außerdem äußerte er sich höchst fragwürdig über die Migration in Europa ("Ist für mich Ausdruck des moralischen Niedergangs"). Die Hertha reagierte am Dienstag und stellte Petry frei. Der Torwarttrainer bat später um Entschuldigung.

Kritik aus Ungarn

Das ungarische Außenministerium antwortete per Stellungnahme. "Deutschland hat wie Ungarn direkte historische Erfahrungen mit Meinungsterror, daher ist der Schutz des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung unsere gemeinsame moralische Pflicht", hieß es in der Erklärung. Ähnlich kritisch äußerten sich mehrere hochrangige Regierungsmitglieder, darunter auch der Kabinettschef von Ministerpräsident Orban, Gergely Gulyas. "Deutschland sollte antworten, ob es noch ein Land der Rechtsstaatlichkeit ist oder nicht, Meinungsfreiheit ist ein europäischer Wert", sagte er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Derweil hat Hertha BSC mit Ilja Hofstädt bereits einen Nachfolger für Petry präsentiert.

Sendung: rbb UM6, 08.04.2021, 18 Uhr

20 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    "Gutdünken" ist m.E. nicht das passende Wort. Was manche Moderationsdienst Leistende beim Heben oder Senken des Daumens leitet, scheint mir zuweilen weltanschauliche Nähe (oder Ferne) zu sein.

  2. 18.

    @ RBB
    Wenn ich mir hier manche Kommentare - z.B. die von Gerd Glaudino- durchlese, frage ich mich, warum die meinen nicht freigeschaltet werden. An der Netiquette kann es jedenfalls nicht liegen.
    Es sei denn, Sie legen diese nach Gutdünken aus.
    M.f.G.

  3. 17.

    Sie brauchen nicht nach Ungarn blicken, auch bei uns will der Staat alles kontrollieren. Grundstücke werden überflogen, für Kleinigkeiten wurden Kassenbons Pflicht, die Hausärzte müssen die Prioritätenliste einhalten und das wird überwacht usw. usw. Es gibt in Deutschland auch Fälle wo Menschen ihren Job verloren haben wegen Mitgliedschaft in einer bestimmten legalen Partei. Und es gibt das GG, nach dem keiner benachtiligt werden soll wegen Rasse, Geschlecht, politischer Überzeugung usw.

  4. 16.

    Ich gehe davon aus, dass Sie diese Frage nicht ernst gemeint haben.

  5. 15.

    Bezieht sich Ihr erster Satz jetzt auf Ungarn oder auf Deutschland?

  6. 14.

    Wenn Orban & Co was dagegen haben, kann es nur richtig gewesen sein. Liebe Hertha, ich hoffe, ihr bleibt den richtigen Werten treu. Wer öffentlich eine solche Meinung äußert, darf in Zukunft gern wieder in Ungarn leben und arbeiten.

  7. 13.

    Zitat: "Welcher wirtschaftlicher Schaden?Aber egal, wenn Hertha sich als Moralapostel aufschwingt..."

    Na z.B. ein Schaden, der dem Verein durch den Rückzug von Sponsoren enstehen könnte, der Ihnen ja offenbar egal wäre. Daher stellt sich schon die - rhetorische - Frage, warum Sie hier zu diesem Thema posten. Sachbezogenheit kann wohl kaum der Grund dafür sein, "Fliege".

  8. 12.

    Dieser "Kritischer Begleiter/Jüterbog" ist ja wohl offensichtlich ein Fake, der Sie nur d*mm von der Seite anmachen wollte. KE. ;-)

    Dass sich nun die Orban Regierung als Meinungsfreiheits-Mahner aufspielt und diese arbeitsrechtliche Angelegenheit zu einem Diplomatischen Skandal hochjazzt, zeigt nur die Lächerlichkeit dieser nationalistischen Machthaber an. Wobei die Gefährlichkeit dieser Typen für das grundsätzlich gute EU-Projekt natürtlich nicht unterschätzt werden darf.
    Handaufhalten gerne und reichlich, aber Werte und Pflichten? - Achiwo denn, mit gut gepämperter Stänkerei kam man doch bisher ganz gut durch . . .

  9. 11.

    Er hat diese Aussagen öffentlich in einem Interview getätigt. Fußball, Torhüter (Gulacsi) und Hertha waren Thema. Nix privat. Erst lesen, dann antworten.

  10. 10.

    Welcher wirtschaftlicher Schaden?Aber egal,wenn Hertha sich als Moralapostel aufschwingt,schmeißen sie auch ihren Spieler raus ,der andere Spieler vor laufenden Kameras beleidigt?Kann ja auch den Werten nicht entsprechen...

  11. 9.

    Es ist immer amüsant, wenn Regierungen, welche auf dem Weg zur Diktatur sind, uns etwas von Rechtsstaatlichkeit erzählen wollen. Es bestätigt eigentlich nur, dass es genau richtig war diesen Torwarttrainer zu entlassen. Konnte dieser Torwarttrainer eigentlich deutsch, weil bei Youtube findet man nur Videos, wo er ungarisch spricht?

  12. 8.

    Erstaunlich das die Orban Regierung Begriffe wie Moral und Rechtsstaatlichkeit überhaupt kennen.

  13. 7.

    Es ist doch in Petry's Sinn, dass jetzt zumindest ein Migrant weniger in Deutschland arbeitet und zurück in die Heimat fahren kann.

  14. 6.

    Das ist zwar diplomatisches Kasperletheater (und alle Beteiligten in Ungarn und Deutschland werden das wissen), aber wer gern den Moralweltmeister gibt, beschwört solche verbalen Sticheleien anderer Länder natürlich herauf.

  15. 5.

    Ich glaube hier werden zwei unterschiedliche Dinge durch die ungarische Regierung vermischt.

    1. Meinungsfreiheit: Er kann doch sagen was er will ohne strafrechtlich dafür belangt zu werden.

    2. Handeln gegen die Interessen des Arbeitgebers: Die Äußerung entspricht nicht den Werten seines Arbeitgebers und fügt diesen wirtschaftlichen Schaden zu. Daher ist dieser berechtigt zu kündigen.

    Leider verstehen einige politische Akteure unter Meinungsfreiheit dass alles gesagt werden darf was der Regierung nicht widerspricht.

  16. 4.

    Sie sind wohl 24h am Tag und 365 Tage im Jahr im permanenten Arbeitnehmerstatus unter der "Satzung" Ihres Arbeitgebers? Haben Sie auch eine eigene, unabhängige Meinung oder sind Sie lediglich "Pressesprecher"?
    Glückwunsch!!

  17. 3.

    Schon diese Reaktion des semi-faschistischen Orbán-Regimes zeigt, dass Hertha alles richtig gemacht hat.

  18. 2.

    Was hat das ung. Aussenministerium mit Hertha zu tun? In unserer Demokratie haben Fussball und Politik nicht s o viel miteinander zu tun. Bei Orban in Ungarn, der alles kontrollieren will und Meinungsfreiheit unterdrückt - kann er bei sich gerne machen - das unterscheidet Deutschland klar von Ungarn :-)!

  19. 1.

    Hahahaha, Orban zweifelt Rechtsstaatlichkeit an. Redet wohl über sein eigenes Land. Petry wurde übrigens von seinem Arbeitgeber freigestellt, nicht von der Regierung. Wenn ich mich nicht an die Satzung meines Arbeitgebers halte, kann ich auch gehen. Checken so manche offenbar nicht

Nächster Artikel