Makkabi-Präsident Meyer zu Olympia 2036 -
Makkabi Deutschland würde eine gemeinsame Bewerbung von Berlin und Tel Aviv für die Olympischen Spiele 2036 grundsätzlich gutheißen. "Als deutsch-jüdischer Sportverband können wir die Idee der Austragung Olympischer Spiele in Deutschland und Israel nur begrüßen", sagte Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, dem Dachverband der Jüdischen Turn- und Sportvereine in Deutschland, im Interview mit der "Jüdischen Allgemeine Zeitung" (Donnerstagsausgabe). "Aber bevor man so einen Gedanken äußert, sollte er im Vorfeld reifen. Sonst werden möglicherweise Hoffnungen geweckt, die dann nicht zu realisieren sind."
"Wird das historische Versagen nicht vergessen machen"
Der Vorschlag zweier Berliner Sportfunkionäre, 100 Jahre nach den Nazi-Spielen 1936 in Berlin eine gemeinsame Bewerbung zu initiieren, muss laut Meyer aber auch kritisch gesehen werden. "Es ist ein Bekenntnis unseres starken Zusammenwirkens und unserer guten Beziehungen, aber ich glaube, die engen gesellschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel bedürfen nicht einer krampfhaften Geste", sagte der Frankfurter. "Ohne die Initiative mindern zu wollen, würde ich die deutsch-israelischen Beziehungen nicht auf diese Dezimalklassifikation, also nur auf diese 100 Jahre seit den Spielen unter dem NS-Regime in Berlin, herunterbrechen wollen."
Es sei mittlerweile so viel mehr als das gemeinsame Gedenken, was die Freundschaft der beiden Länder ausmache. "Sicherlich muss das Gedenken an die Nazi-Spiele von 1936 bei den Olympischen Spielen 2036 einen zentralen Punkt einnehmen, doch egal, wie groß die Geste sein wird - es wird das historische Versagen, das Wegschauen der weltweiten Sportgemeinschaft vor den antisemitischen und rassistischen Zuständen im damaligen Deutschland, nicht vergessen machen", meinte Meyer. "Dennoch glaube ich, dass diese Idee positiv gemeint ist, aber nicht ganz zu Ende gedacht wurde."
Sendung: rbb Inforadio, 08.04.2021, 13:15 Uhr