Hertha BSC empfängt Freiburg - Keine guten Gastgeber

Mi 05.05.21 | 17:10 Uhr | Von Lynn Kraemer
Hertha-Torhüter Alexander Schwolow (Quelle: Imago Images / Neis / Eibner-Pressefoto)
Bild: Imago Images / Neis / Eibner-Pressefoto

Einen von vier geforderten Punkten hat sich Hertha aus den Nachholspielen schon gesichert. Jetzt will Torhüter Alexander Schwolow gegen seinen Ex-Klub Freiburg "drei Punkte holen" und ausnahmsweise ein schlechter Gastgeber sein. Von Lynn Kraemer

Besonderheiten

Keine Woche ohne Chaos bei Hertha BSC. Dieses Mal allerdings ohne Mannschaftsbeteiligung und mit einem Ende nach weniger als 12 Stunden. Jens Lehmann verlor am Mittwoch seinen Platz im Hertha-Aufsichtsrat nach einer rassistischen Textnachricht an Ex-Fußballnationalspieler Dennis Aogo.

Nach schriftlichen Statements des Vereins waren es trotzdem Trainer Pal Dardai und Torwart Alexander Schwolow, die als erste wieder vor die Kamera mussten. Das Tagesgeschäft in der Bundesliga wartet nicht. Pal Dardai machte es bei der Pressekonferenz vor dem Nachholspiel gegen den SC Freiburg am Donnerstag (Anpfiff um 18:30 Uhr) kurz: "Ich will nicht so viel darüber reden, weil wir nicht gespürt haben, dass Jens Lehmann nah an uns dran ist." Er finde es sehr gut, dass der Verein so schnell reagiert habe und wolle sich auf den Fußball konzentrieren.

Das Personal

Viel Zeit für die Planungen vor dem Spiel gegen Freiburg hatte Pal Dardai nicht. Der neue Drei-Tage-Rhythmus bringt alte Routinen durcheinander und zwingt Hertha BSC zu Spontanität. Die finale Trainingseinheit steht noch aus. Die Entscheidung, wer spiele, falle deswegen erst am Donnerstag beim Frühstück, erklärte der Trainer.

Wichtig sei bei allen Spielern der Fitnesszustand. Ob Kapitän Dedryck Boyata in der Startelf stehen wird, ist deshalb noch unklar. "Ich will mir kein Eigentor schießen und ihn dann nach 15 Minuten auswechseln", so Dardai. Auch Marvin Plattenhardt und Dodi Lukebakio trainieren zwar schon wieder mit der Mannschaft, doch der Trainer will kein Risiko eingehen. Gerade Marvin Plattenhardt würde ihm bei der Planung weiterhelfen: "Marvin brauchen wir für die linke Seite. Das wäre gut, wenn er sofort dabei wäre."

Es fehlen: Rune Jarstein, Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhardt (alle nach COVID-19-Erkrankung) und Luca Netz (im Aufbautraining).

Die Form

Die Mannschaft hat das erste Spiel nach der Quarantäne ohne Muskelverletzungen überstanden. Die Partie gegen Mainz endete 1:1. "Ich denke, es war sehr, sehr ordentlich, was wir in Mainz abgerissen haben", sagte Torhüter Alexander Schwolow. Der ausgeklügelte Plan, zwischen so viel Spielpraxis und so viel Regeneration wie möglich die Balance zu halten, ist vorerst aufgegangen. Der wirkliche Belastungstest steht aber noch aus. Nach Freiburg warten schließlich noch Schalke (12.05.), Bielefeld (09.05.), Köln (15.05.) und Hoffenheim (22.05.).

Gegen Mainz zeigte die Mannschaft, dass sie geschlossen auftreten kann. Trotz oder vielleicht auch gerade, weil sie sich zwei Wochen nur per Video und Telefon unterhalten konnten, kommunizierten die Spieler deutlich mehr miteinander. Zwar fand das hauptsächlich in der eigenen Hälfte statt, weil die Mainzer erfolgreich Pressing betrieben, doch dafür funktionierten die Standards besser.

Trotz des anhaltenden Muskelkaters seiner Mannschaft hat Pal Dardai eine klare Vorgabe für das Spiel gegen Freiburg: "Wir werden richtig offensiv reingehen." Ausgeschriebenes Ziel seien drei Punkte.

Der Gegner

Aus Tabellensicht wartet am Donnerstag der schwerste Gegner der kommenden Spiele auf die Berliner. Der SC Freiburg steht aktuell auf dem neunten Rang. Trotz der Überlegenheit auf dem Papier lief es in den letzten Spielen der Freiburger nicht optimal. Gegen Hoffenheim gab es ein Unentschieden und gegen Absteiger Schalke 04 einen erwartbaren 4:0-Sieg, doch davor konnte Arminia Bielefeld gegen Streichs Mannschaft punkten. Danach lautete Streichs gefrustete Erklärung für die Niederlage nur: "Weil wir nicht gut genug waren."

Zwar ist der Klassenerhalt mit dem neunten Tabellenplatz gesichert und ein Europastartplatz kaum noch zu erreichen, aber Trainer Christian Streich will Hertha BSC keinen Freischein ausstellen. "Wir wollen in Berlin ein richtig gutes Spiel machen. Das ist der Anspruch, nicht mehr oder weniger", sagte Streich. "Ich freue mich, wenn Berlin in der Liga bleibt. Aber es geht darum, dass man gegen jeden Gegner alles gibt, damit es sportlich fair bleibt. Darum reisen wir hochmotiviert nach Berlin."

Am Mittwoch will Streich auf Florian Müller im Tor setzen. Torhüter Mark Flekken trainiert nach einer Verletzungspause zwar wieder mit, soll aber noch nicht zum Einsatz kommen. Mittelfeldspieler Yannik Keitel könnte wegen einer Trainingsverletzung eventuell ausfallen, doch ansonsten kann Trainer Streich auf seinen gesamten Kader zurückgreifen.

Herthaner im Fokus

Torwart Alexander Schwolow steht seit der COVID-19-Erkrankung von Rune Jarstein in der Startelf. Während der Mannschafts-Quarantäne half Schwolows Freundin teilweise als Trainingspartnerin aus und warf ihm die Bälle zu. Sonst habe die Wand herhalten müssen. Auf dem Platz habe er sich aber nach ein paar Einheiten wieder wohl gefühlt. "Umso älter du wirst, desto weniger Zeit brauchst du, um wieder reinzukommen", sagte der 28-Jährige bei der Pressekonferenz.

Schwolow kam im vergangenen Sommer aus Freiburg nach Berlin und hat keine guten Erinnerungen an das Hinspiel kurz vor Weihnachten. Für Hertha gab es eine 1:4-Niederlage. "Deswegen wollen wir den Besuch der Freiburger nicht so angenehm gestalten", kündigte Alexander Schwolow an. Er sei mehr als heiß und "am Donnerstag wird es keine Freunde geben, bis die 90 Minuten rum sind." Danach könne man gerne wieder Spaß haben.

Sendung: rbb UM6, 05.05.2021, 18 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

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