Eisbären vor dem Finale gegen Wolfsburg - Mit Tunnelblick zum Titel

Sa 01.05.21 | 17:22 Uhr
Eisbären Berlin (imago images/Thomas Hahn)
Video: rbb24 | 01.05.2021 | Christian Dexne | Bild: imago images/Thomas Hahn

In der Hauptrunde haben die Eisbären keines ihrer vier Spiele gegen Finalgegner Wolfsburg gewinnen können. Vor den nun anstehenden Duellen sind Spieler und Trainer dennoch optimistisch. Von Ilja Behnisch

Am Tag nach dem Final-Einzug der Eisbären Berlin sieht Matt White (31) nicht aus wie einer, der sich sonderlich freuen würde. Eher wie einer, der sich bemüht, möglichst bald ins Synonym-Wörterbuch aufgenommen zu werden: unter "T" wie "Tunnelblick". Starrer Blick, zackige Antworten aus regungslosen Mundwinkeln.

"Es gibt keine andere Option", sagt White zum Beispiel. "Wir müssen gewinnen. Was immer es braucht, wie lange es braucht, es gibt kein Geheimrezept. Wir müssen einfach nur einen Weg finden, zu gewinnen. Egal was für einen." Für den Amerikaner wäre es der erste Titelgewinn seiner Profi-Karriere. Da ist ihm auch ganz egal, dass die Eisbären in der Hauptrunde der Saison in gleich vier Duellen gegen den jetzigen Finalgegner ohne Sieg blieben. Respekt hat White dennoch: "Es ist schwer, gegen sie zu spielen. Vor allem defensiv sind sie stark, sie machen es eng. Es wird schwer, Tore zu erzielen."

"Wir müssen liefern"

Zum Glück haben die Eisbären genau dafür ja ihn, den mit sieben Treffern erfolgreichsten Torschützen der Playoffs. Der die Glückwünsche darüber sogleich weitergibt an seine Mitspieler: "Ich mache die Tore, sie machen die 'big plays'. Ich profitiere von ihrem großartigem Spiel." Auch jetzt wirkt White noch emotionslos. Keine Spur vom Klischee eines sonnigen, kalifornischen Gemüts. Matt White hat eine Mission und keine Lust, die Verantwortung dafür auf andere als seine eigenen Schultern zu laden: "Zu diesem Zeitpunkt der Saison liegt es an den Spielern. Wir müssen liefern und das Duell gewinnen."

Wer nun denkt, sein Trainer Serge Aubin (46) sehe das naturgemäß anders, irrt. Auch er ist am Tag nach dem Finaleinzug nicht gerade die Ausgeburt des Frohmuts. So mancher Eisbären-Fan würde an dieser Stelle vermutlich anmerken, dass das ohnehin der natürliche Aggregatzustand des Kanadiers sei. Und vielleicht liegt der unterkühlte Gesichtsausdruck des ehemaligen NHL-Profis auch nur an einer arbeitsamen Nacht. Sofort nach dem Ende ihres letzten Halbfinales gegen Ingolstadt habe er sich den Rest des zweiten Halbfinales zwischen Mannheim und Wolfsburg angeschaut, so Aubin. Und anschließend sofort weitere Videos des Finalgegners aus Niedersachsen.

"Die Hauptrunde spielt keine Rolle mehr"

Große taktische Kniffe müsse man allerdings nicht erwarten und auch das Training zwischen dem gestrigen Halbfinale und dem morgigen ersten Finalspiel diene eher der Regeneration, so Aubin. "Wir wissen, wie wir spielen wollen. Wir wissen, wie sie spielen werden", sagt er schließlich einen dieser Sätze, die sich auch gut in Abreißkalendern machen würden und die häufig zur Normalität werden, wenn sich Sportler dem Ausnahmezustand eines Endspiels nähern.

Ebenso wie sein Torjäger Matt White, ist auch Serge Aubin sicher, dass die Spiele in der Hauptrunde gegen Wolfsburg nurmehr keine Rolle spielen: "Die Hauptrunde ist absolut vorbei. Sie sind seitdem gewachsen als Team. Wir aber auch. Es geht nicht darum, was war, sondern nur um den Moment jetzt." Aubin hat Respekt vor dem Gegner, natürlich. Er sagt: "Sie spielen sehr strukturiert, defensiv sehr gut." Er sagt aber auch: "Es wird darum gehen, die Schlüsselmomente für sich zu entscheiden." Aubin wirkt dabei wie einer, der sich ziemlich sicher ist, dass es am Ende seine Eisbären sein werden, denen das häufiger gelingt.

Vielleicht auch, weil er einen wie Matt White in seinem Team hat, über den er abschließend sagt: "Er ist ein großer Wettkämpfer. Um diesen Titel zu gewinnen, müssen unsere Topspieler auf ihrem Top-Niveau sein." Schaut man in die Augen von Matt "Tunnelblick" White, bestehen ziemlich wenig Zweifel, dass genau das bei den Eisbären aktuell der Fall ist.

Sendung: rbb24, 01.05.2021, 22 Uhr

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