Trainer Robert Jaspert im Libanon - Fußball, Militär und Polizei

Do 06.05.21 | 13:48 Uhr | Von Lynn Kraemer
Fußball-Trainer Robert Jaspert im Stadion (Quelle: Imago Images / Christian Schroedter)
Bild: Imago Images / Christian Schroedter

Ein Fußballtrainer kann sich den Wohnort nicht unbedingt aussuchen. Den Berliner Robert Jaspert zog es ins Ausland. Er trainierte schon Mannschaften aus Südkorea, dem Iran und Bahrain. Im Libanon gewann er vor Kurzem seine erste Meisterschaft. Von Lynn Kraemer

Die Berliner Trainerstationen von Robert Jaspert lesen sich wie eine kleine Reise durch die Stadtbezirke: Tennis Borussia, die zweite Mannschaft des 1. FC Union Berlin und Viktoria 89. Doch die wirklich spannenden Stationen liegen dazwischen. Robert Jaspert begann 2004 erstmalig international zu arbeiten und war Trainer in fünf verschiedenen Ländern. Inzwischen ist er beim libanesischen Klub al-Ansar gelandet.

"Als ich das Angebot bekam, hier im Libanon zu arbeiten, habe ich sofort zugesagt. Und das erste Mal ist jetzt schon 15 Jahre her", erzählt der 61-Jährige. Er lernte beide Seiten des Landes kennen. Nach dem Libanon-Krieg 2006 "war vieles zerstört, von der Infrastruktur nicht viel da, das meiste ist heute sehr viel besser." Er beschreibt den Libanon als "kleines, wunderschönes Land", das aber sehr arm sei.

Fußball im Libanon

Der Fußball habe im Libanon eine sehr große Bedeutung. Normalerweise ziehen die Spiele zwischen al-Ansar und dem Rivalen Nejmeh viele Zuschauer an. Die Begegnungen seien "wie Dortmund gegen Schalke." Durch die Corona-Pandemie habe sich das allerdings verändert, sagt Jaspert: "Schon seit einer ganzen Zeit gibt es keine Zuschauer. Militär und Polizei haben das Stadion abgeriegelt, damit es nicht zu Ausschreitungen kommt."

Unter diesen Bedingungen konnte Jaspert vor gut einer Woche seinen ersten Meistertitel feiern. "Ich hatte ein bisschen den Ruf weg, Endspiele zu erreichen, aber nicht zu gewinnen. Deshalb ist dieser Titel besonders schön", sagt der Fußballtrainer. Auch für den Verein sei es eine besondere Genugtuung gewesen. Nach 14 Jahren Pause konnte al-Ansar den 14. Titel in der libanesischen Premier League gewinnen.

Deutsche Trainer sind gefragt

Der Vertrag von Robert Jaspert läuft noch bis Ende Mai. Bis dahin hat er noch die Chance den Pokal zu gewinnen. Ob er in der nächsten Saison zurückkehren wird, steht noch aus: "Ich will auf jeden Fall zur Familie nach Berlin. Und dann werden wir weitere Pläne machen." Der Präsident des Vereins habe ihm schon gesagt, dass er ihn gerne länger als Trainer hätte.

Gigantische Summen bekommt Jaspert nach eigener Aussage im Ausland nicht. Sein Trainergehalt sei mit dem eines Trainers in der dritten Liga in Deutschland vergleichbar.

Als deutscher Trainer ist Robert Jaspert im Libanon besonders gefragt. Wegen international bekannter Namen wie Klopp, Tuchel und Löw genieße er einen guten Ruf, so Jaspert: "Die deutschen Trainer sollen ihre Trainer schulen, das Nachwuchskonzept beibringen, auch Strukturen schaffen." Auch bei al-Ansar sei das nötig. "Ich war ja beim 1. FC Union im Jugendbereich. Das muss Hand und Fuß haben. Die Mannschaft muss verjüngt werden, dann kann man über die weiteren Pläne reden", sagt der 61-Jährige.

Mit dem Fußball die Welt bereisen

Jaspert rät jungen Berliner Trainern, über den Tellerrand zu schauen: "Der Fußball hat mir im Leben sehr viel gegeben, ich habe viele Länder bereisen dürfen." Er plane auch noch nicht, sich für die Zukunft auf ein Land oder eine Stadt festzulegen. Berlin soll im Sommer wieder nur ein Zwischenstopp sein. Momentan lebt Robert Jaspert im Hotel. "Wie ich mich kenne, wird das Ausland wieder locken, dann wird das Fernweh größer."

Sendung: rbb UM6, 06.05.2021, 18 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

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