Union Berlin zu Gast in Wolfsburg - Schlussspurt bis Europa?

Do 06.05.21 | 15:18 Uhr | Von Stephanie Baczyk
Union-Spieler Christopher Lenz (Quelle: Imago Images / Matthias Koch)
Bild: Imago Images / Matthias Koch

Ein Platz im Europapokal ist noch drin, aber auf den 1. FC Union wartet ein taffes Saison-Rest-Programm gegen drei Teams aus der oberen Tabellenhälfte. Unions Linksverteidiger Christopher Lenz trifft gegen Wolfsburg auf seinen besten Kumpel. Von Stephanie Baczyk

Das Personal

Der Zustand von Kreativ-Mann Max Kruse sei "nicht schlecht, aber auch nicht ganz gut", gab Unions Coach Urs Fischer auf der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag auf die Frage nach dem Personal bekannt. Es sehe aber gut aus, dass er für den Kader in Frage kommt.

Verzichten muss der 55-Jährige aber unter anderem auf Mittelfeldspieler Grischa Prömel, sowie Innenverteidiger Florian Hübner - die beiden müssen aufgrund von muskulären Problemen passen.

Es fehlen: Jakob Busk, Grischa Prömel, Florian Hübner (alle musk. Probleme), Taiwo Awoniyi, Sheraldo Becker, Anthony Ujah (alle im Aufbautraining), Leon Dajaku (Fußverletzung und Corona-Quarantäne nach positivem Testergebnis) und Cedric Teuchert

Die Form

… passt. Vor der Pokal-Pause am vergangenen Wochenende holten die Eisernen sechs Zähler aus drei Spielen in einer englischen Woche - gewannen gegen den VfB Stuttgart und Werder Bremen. Gerade die Partie gegen die tief stehenden Norddeutschen war ein Geduldsspiel, in dem der 1. FC Union - abgesehen von der Schlussphase - wenig zuließ und auf seine Chancen wartete. Die kamen in der zweiten Hälfte: Stürmer Joel Pohjanpalo traf in 17 Minuten drei Mal. Seine ersten Treffer als Startspieler in der Bundesliga, bislang hatte der Finne nur als Joker genetzt. War die Effizienz vor dem gegnerischen Tor in der Vergangenheit immer mal wieder ein Thema, bewiesen die Köpenicker gerade in der Partie, dass sie aus wenig viel machen können.

Die Qualifikation für die neu geschaffene Europa Conference League ist nach wie vor drin - erst recht, seitdem mit Borussia Dortmund und RB Leipzig die Finalisten im DFB-Pokal feststehen. Weil beide Teams um einen Champions- bzw. Europa-League-Platz kämpfen, berechtigt schon Tabellen-Rang sieben zur Teilnahme an der ECL. Um diesen zu erreichen, muss Union allerdings im schweren Saison-Schlussspurt ordentlich punkten. Nach dem VfL Wolfsburg warten Bayer Leverkusen und RB Leipzig als Gegner - allesamt Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

Präsident Dirk Zingler sprach im Interview davon, dass die Spieler Spaß daran haben sollen, sich auf diesem Niveau zu messen - und auch Trainer Urs Fischer bekräftigte auf der Pressekonferenz mit Blick auf das Restprogramm: "Wenn Du da nicht Spaß und Freude hast, dann Wahnsinn!"

Der Gegner

… spielt ebenfalls eine beeindruckende Serie. Der VfL besticht mit konstant starken Leistungen, bedingt durch ein funktionierendes Team. Ja, Wout Weghorst - der in dieser Spielzeit außerhalb des Platzes mit fragwürdigen Aussagen zum Coronavirus nicht gerade geglänzt hat - glänzt auf dem Rasen. Der 1,97-Meter-Mann im Sturm der Wolfsburger macht vorne wichtige Bälle fest, ist gefährlich mit Kopf und Fuß und stresst den Gegner effektiv in Phasen des hohen Anlaufens der Wölfe. 20 Tore und acht Vorlagen hat Weghorst in dieser Bundesligasaison gesammelt - eine Visitenkarte, auf die auch andere Teams mehr als interessiert schielen dürften.

Fakt ist aber auch: Der VfL hat drei seiner letzten vier Partien verloren, der Vorsprung auf Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund und die Plätze vier und fünf ist auf einen, bzw. zwei Punkte geschrumpft. "Grundsätzlich kann ich mich an kein schlechtes Spiel von Wolfsburg erinnern", sagt Unions Linksverteidiger Christopher Lenz vor dem Duell. "Sie stehen sehr stabil in der Defensive und sind vorne immer für ein Tor gut." Hinten lassen die Niedersachsen, ähnlich wie die Köpenicker, wenig über die Flügel zu - haben erst vier Gegentore nach Flanken kassiert. Liga-Topwert!

Das Hinspiel im Stadion An der Alten Försterei war ein umkämpftes und endete 2:2. Für den…

Unioner im Fokus

… war es ein besonderes Spiel, aber jetzt kehrt Innenverteidiger Robin Knoche erstmals mit einem anderen Verein in sein altes Stadion zurück. Der 28-Jährige, unter Trainer Urs Fischer bei Union Stammspieler in der Abwehr-Kette, ist beim VfL groß geworden - hat dort 15 Jahre seines Fußballer-Lebens verbracht, war einst Balljunge und später Profi in Wolfsburg, ehe er im letzten Sommer nach Berlin-Köpenick wechselte. Bei den Wölfen war die Konkurrenz zu groß, bei den Eisernen wird Knoche geschätzt - unter anderem für seine Ruhe am Ball. Unter die Thematik…

Besonderheiten

… fällt sicherlich die "Bromance" von Christopher Lenz und Maximilian Philipp. Unions Linksverteidiger und Wolfsburgs kreativer Mittelfeldspieler kennen sich seit Jahren - sind in Berlin groß geworden, haben sogar mal gemeinsam in der Jugend von Hertha BSC gekickt. Weil Philipp damals von den Verantwortlichen der Alten Dame aussortiert wurde, weil er zu klein und schmächtig und obendrein zu schüchtern war, um alleine den Verein zu wechseln, kehrte auch sein Kumpel Hertha den Rücken. Mittlerweile sind sie beide Bundesliga-Profis.

"Mit ihm ist es perfekt", sagt Lenz über Philipp. "Er ist wie mein Bruder. Er hatte schwierige Zeiten, ich hatte schwierige Zeiten - und so kannst Du halt wirklich füreinander da sein. Jeder versteht den anderen auch. Wenn der Trainer mal scheiße ist, wenn man selbst scheiße drauf ist - wir holen uns dann meist gegenseitig aus dem Loch." Freunde fürs Leben halt.

Sendung: rbb UM6, 8.5.2021, 18 Uhr

Beitrag von Stephanie Baczyk

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