Online-Fußballtraining - Wenn das Wohnzimmer zum Bolzplatz wird

Do 20.05.21 | 08:32 Uhr | Von Lukas Scheid
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Fußball-Training im Wohnzimmer / rbb
Bild: rbb

Am Leopoldplatz in Berlin Wedding entsteht gerade ein Bildungs- und Sportcampus. Kindern und Jugendlichen sollen dort soziale Kompetenzen durch Fußball-Training vermittelt werden. Das Projekt Skills-Hub ist ein erster Aufschlag, findet derzeit aber nur online statt. Von Lukas Scheid

Im Wohnzimmer der Eltern in Berlin Tempelhof macht sich Younes für das wöchentliche Online-Training bereit. Das Tablet steht auf einem Hocker an der Wand, die Zoom-App ist geöffnet und den Fußball hält der achtjährige schon im Arm. Dann meldet sich der Coach bei Younes und den rund zehn anderen Kids. Der ehemaliger deutsche Jugendnationalspieler Matthias Strohmeyer leitet die Übungseinheit und gibt erste Instruktionen. Younes lässt den Ball auf dem heimischen Parkett zirkulieren. Ein paar Hütchen geben eine Art Miniparkour vor, durch den fehlerlos Younes hindurch dribbelt.

Der Grundschüler freut sich sichtlich über die Möglichkeit, zu trainieren und sich zu verbessern. Nur das Schusstraining funktioniert zu Hause nicht so gut, berichtend er lachend: "Ich habe ein Bild von der Wand geschossen, das ist dann auf mich gefallen. Auch eine Vitrine ist runtergefallen."

Noch viel lieber würde Younes wieder draußen üben, doch in Corona-Zeiten ist das kostenlose Online-Training von der Berliner Fußballschule Safe-Hub ein willkommenes Angebot für Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland. 45 Minuten dauert eine Einheit und beinhaltet altersgemäßes Techniktraining und spielerische Übungen für die Kinder zwischen sechs und neun Jahren. Das digitale Angebot von Safe-Hub, das während der Pandemie entstanden ist, nennt sich Skills-Hub und ist Teil eines größer angelegten Projekts, welches derzeit in Berlin Wedding immer mehr Gestalt annimmt.

Safe-Hub entsteht am Leopoldplatz

Am Leopoldplatz entsteht seit kurzem ein Bildungs- und Sportcampus. Der Bau hat noch nicht begonnen, aber die Planungen sind in vollem Gange. Mit dem Berliner Stützpunkt möchte die Safe-Hub-Initiative einen Ort physischer und emotionaler Sicherheit für Kinder und Jugendliche schaffen.

Die Angebote von Safe-Hub richten sich dabei vor allem an junge Menschen, die in sozial schwierigen Gegenden aufwachsen, wo Jugendarbeitslosigkeit, Gewalt und Kriminalität zur Lebensrealität der Jugendlichen gehört. Mit verschiedensten Projekten, die unter anderem von der Oliver Kahn-Stiftung, der Fifa und der Laureus Stiftung unterstützt werden, sollen im Safe-Hub soziale und arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten vermittelt werden, die die Chancen für Kinder und Jugendliche, sich in der Gesellschaft einzubringen, erhöhen.

Bei dem Skills-Hub-Angebot soll Fußballkompetenz mit Sozialkompetenz verknüpft werden, erklärt Pawel Erenburg, der Leiter des Bildungsprogramms Safe Hub Berlin: "Bei den einzelnen Fußball-Übungen wird zwischendurch immer wieder aufgezeigt, warum diese Übung wichtig auf dem Platz ist, aber gleichzeitig auch neben dem Feld." Am Ende einer Session gibt es dann ein interaktives Quiz, bei dem die Kinder noch einmal das Gelernte reflektieren und die soziale Komponente vertiefen können, erklärt Erenburg.

"Angebot gibt Kindern Struktur"

Die Initiatoren berichten von vielen teilnehmenden Kindern, die sich freuen, während der Pandemie – wenn auch nur digital – in den Austausch mit anderen Fußballbegeisterten zu treten und an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten. Michael Scheibner vom Kinderschutzbund Berlin ist überzeugt, dass das Projekt dabei hilft, Familienkonflikten vorzubeugen: "Wenn ich tagtäglich zu Hause sitze und meinen Bewegungsdrang nicht ausleben kann, dann streite ich mich auch mit den Menschen, die ich am liebsten habe."

Das gelte sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, so Scheibner. "Außerdem gibt das Angebot den Kindern Struktur und bietet Möglichkeiten mit Bezugspersonen in Kontakt zu kommen", sagt er.

Nicht ganz unerheblich ist natürlich auch der sportliche Aspekt, denn die Kinder sollen sich auch fußballerisch verbessern. Der achtjährige Younes möchte sich zu Hause nämlich auf die neue Saison vorbereiten. Dann wird er bei den E-Junioren der Polar-Pinguine in Neukölln spielen. Seine Lieblingspositionen: offensives Mittelfeld und Sturm.

Sein Vater Joachim ist überzeugt, dass das Skills-Hub-Training nicht nur Struktur in den manchmal schwierigen Corona-Alltag des Sohnes gebracht hat, sondern auch zu einer fußballerischen Weiterentwicklung beigetragen hat.

Sendung: rbb UM6, 17.05.2021, 18:00 Uhr

Beitrag von Lukas Scheid

5 Kommentare

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  1. 5.

    Das richtige für Neubauwohnungen aus den 70 und der die Platte. Man macht sich da unheimlich viele Freunde unter den Nachbarn die noch nicht taub sind und noch Geschirr in den Regalen haben. Aufbrausende Eltern und
    freche Goeren die zu jeder Tag und Nachtzeit ihrem Bewegungsdrang nachgehen muessen , da sie ja sonst
    anscheinend ihre Kindheit verpassrn tun ihr uebriges. Stellt sich nur die Frage, warum inder Wohnung und nicht im Park zwei Strassen weiter oder auf dem Bolzplatz??
    Die Eltern gehen beide nicht arbeiten, auch kein Homeoffice, kämen als Aufsicht also in Frage.

  2. 3.

    Sehe ich auch so.. auf Nachbarn sollte da auch Rücksicht genommen werden. Training zu Hause- nicht jeder wohnt Parterre. Frischluft tut immer gut und hält gesund! Die Idee an und für sich ist schon toll

  3. 2.

    Younes ist 8

  4. 1.

    Das hat Konfliktpotential mit dem Nachbarn ...in Schichtarbeit? Der Sportplatz im Freien ist nicht verdächtig das Virus zu verbreiten...die Trainer wissen, wie man dort Abstand halten kann.

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