Lange Zeit schien es ein Märchen aus dem wundersamen Land der Transfergerüchte zu sein. Dann wechselte Max Kruse tatsächlich zu Union Berlin. Und füllte damit die Lücke, die der Abgang von Sebastian Andersson zum 1. FC Köln gerissen hatte. Mit den zusätzlichen Neuverpflichtungen von u.a. Robin Knoche, Andreas Luthe oder Sebastian Griesbeck schien der Kader im Vergleich zur ersten Bundesliga-Saison zumindest ebenbürtig bestückt.

Und auch abseits des Rasens ging Union unbeirrt seinen ganzen Weg voran. Beim Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg testete der Klub trotz Corona vor 4.500 Zuschauern. Schon zuvor hatte der Klub immer wieder Gedanken angestellt, wieder Fans ins Stadion zu bekommen. Und immer wieder auch Kritik geerntet.

Die Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison war groß. Zumal der erste Spieltag gleich noch ein Wiedersehen mit Ex- und Kult-Keeper Rafal Gikiewicz bescherte. Der Schock nach der 1:3-Niederlage saß dafür umso tiefer.

Grundsätzliche Sorgen um die Leistungsfähigkeit schienen nach dem verpatzten Saisonstart jedoch schnell unangebracht. Union blieb acht Spiele in Folge ungeschlagen, fegte unter anderem Mainz (4:0) und Bielefeld (5:0) aus der Alten Försterei. Gute Voraussetzungen, gegen schwächelnde Herthaner ins Hauptstadtderby zu gehen. Doch es kam anders. Robert Andrich verabschiedete sich zügig mit Platzverweis unter die Dusche, der Rest war blau-weißer Jubel.

Rund um Weihnachten müssen die Eisernen besonders stark sein. Das Weihnachtssingen? Fällt coronabedingt aus. Und dann kommt auch noch Ex-Unioner Steffen Baumgart zu Besuch und schmeißt seinen Lieblingsklub aus dem DFB-Pokal.

Sportlich läuft es rund bei Union. Nach dem 1:0-Erfolg über Bayer Leverkusen am 16. Spieltag klettert die Mannschaft von Urs Fischer auf Rang fünf der Tabelle. Doch nach dem Schlusspfiff gegen die Werkself kommt es zu unschönen Szenen. Die im Raum stehenden Rassismus-Vorwürfe gegen Union-Spieler erhärten sich letztlich jedoch nicht.

Nur vier Spieltage später scheint der kühne Traum vom europäischen Wettbewerb ausgeträumt. Nach dem 0:1 in Mainz rutscht Union auf Rang neun ab. Urs Fischer tadelt seine Mannschaft ungewöhnlich scharf. Das Wort "Klassenerhalt" findet wieder Einzug in den aktiven Sprachgebrauch Köpenicks.

Danach erholt sich Union, legt eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage hin. Und auch in Frankfurt spielt die Mannschaft über weite Strecken der Partie nicht schlecht auf. Blöd nur, dass sie trotzdem mit 2:5 verliert. Auch, weil die Sportskameraden Robert Andrich und Andreas Luthe das vielleicht schönste Eigentor der Saison fabrizieren.

Dirk Zingler bleibt Präsident des 1. FC Union Berlin. Der 56-jährige wurde vom Aufsichtsrat des Vereins für eine weitere Amtszeit bestellt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Koch sagt dazu: "Die Entwicklung unseres Vereins zu einem Bundesligisten, der in wenigen Monaten in seine dritte Saison in Deutschlands höchster Spielklasse startet, ist untrennbar mit dem Wirken von Dirk Zingler und seinen Präsidiumskollegen verbunden." Der Gepriesene selbst sehnt sich derweil bereits nach "Kirschen auf Sahnetorten".

Die Kirsche wird tatsächlich von Max Kruse serviert. Er köpft Union kurz vor Abpfiff nach Europa. Und das vor 2.000 Fans, die zum letzten Saisonspiel gegen Leipzig zugelassen wurden. Danach schießen Verein und Fans allerdings übers Ziel hinaus und feiern ohne Abstände vor dem Stadion.