Weniger Wasser, mehr Erfolg - Wie der Deutschland-Achter zurück zum Erfolg will

Fr 21.05.21 | 18:28 Uhr
Der Deutschland-Achter um Steuermann Martin Sauer (imago images/Laci Perenyi)
Video: rbb24 | 20.05.2021 | Jonas Schützeberg | Bild: imago images/Laci Perenyi

Nach dem enttäuschenden vierten Platz bei der Ruder-EM im April scheint der früher so erfolgsverwöhnte Deutschland-Achter nun die Kurve bekommen zu haben. Dank eines umgestellten Trainingsplans. Und einer mehr als deutlichen Sprache. Von Ilja Behnisch

Ende April machte Martin Sauer (38) seinem Namen alle Ehre. "Ehrlich gesagt, die gesamte Vorbereitung für dieses Ereignis war eine ziemlich amateurhafte Veranstaltung. Und dann kriegst Du halt den Arsch voll", polterte der Berliner Steuermann des Deutschland-Achters nach der ungewohnt erfolglosen Europameisterschaft auf dem Lago di Varese.

Nur Platz vier für das Aushängeschild des deutschen Rudersports. Ein Aushängeschild, dessen Ergebnisliste sich ansonsten liest wie der Binärcode eines defekten Computer-Programms: 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1 lauteten die Platzierungen der letzten sieben Wettkämpfe vor der EM in Italien. Sauer selbst ist mit dem Deutschland-Achter seit 2009 allein sechsmal Weltmeister, einmal Olympiasieger (2012 in London) und einmal Olympia-Zweiter (2016 in Rio de Janeiro) geworden. Er weiß, wovon er redet. Dabei zehrt er nicht nur von seinem reichlichen Erfahrungsschatz. Steuermänner gelten zudem gemeinhin als eine Art zweiter Trainer im Boot.

Der neue Trainingsplan zeigt bereits Wirkung

Sauers Kritik der EM-Vorbereitung nun richtete sich sowohl an die Planung und Organisation des Verbandes, aber auch an die Trainingsgestaltung. Zumindest die wurde inzwischen grundlegend umgestellt. So sagt Schlagmann Hannes Ocik (29): "Immer Umfang, Umfang, Umfang. Und dann ging irgendwann ein bisschen die Qualität verloren. Das haben wir in den letzten Wochen nochmal ein bisschen geändert, haben doch mehr auf die Qualität gesetzt. So dass wir, wenn wir Einheiten auf dem Wasser hatten, wirklich schnell gerudert sind."

Mit Erfolg. Vor dem Finallauf des Ruder-Weltcups in Luzern am Sonntag (13:14 Uhr) demonstrierte der Achter im sogenannten Bahnverteilungsrennen am Freitag alte Stärke. Platz eins vor Europameister Großbritannien. Ein Resultat, das Bundestrainer Uwe Bender (62) mit Wohlwollen registriert: "In Varese lagen wir 2,4 Sekunden hinten, jetzt sind es 0,2 Sekunden, die wir vorne sind. Das ist positiv. Die Veränderungen, die wir nach der EM vorgenommen haben, scheinen richtig gewesen zu sein."

Zwischen Bürde und Selbstverständlichkeit

Auch Hannes Ocik, der zuvor während der vielen Ausdauer-Einheiten auf dem Wasser fast fünf Kilogramm abgenommen hatte und sich die fehlende (Muskel-)Masse in den vergangenen Wochen im Kraftraum mühsam wieder antrainierte, zeigt sich zuversichtlich: "Ich sehe die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen und bin sicher, dass wir im Rennen um die Goldmedaille in Luzern wieder angreifen können." Für Richard Schmidt (33), neben seiner Position im Achter zugleich auch noch Athletensprecher des Deutschen Ruderverbandes, ist das Bürde und Selbstverständlichkeit in einem. Er sagt: "Von außen sieht das immer so total locker aus. Aber es ist natürlich Druck da. (…) Wer im Achter sitzt, dem wird schon aufgrund der Historie auferlegt, zu gewinnen."

Besonders gilt das natürlich für die Olympischen Spiele. In Tokio wird Martin Sauer zum letzten Mal dabei sein. Danach wird der studierte Jurist seine Karriere beenden. "Geistig könnte ich noch Jahre weiter rudern, aber im Körper zwackt es hier und da schon mal. Nach Tokio wird für mich definitiv Schluss mit dem Leistungssport sein", so der gebürtige Brandenburger auf deutschlandachter.de [deutschlandachter.de]. Läuft alles nach Plan, wird ihn seine Mannschaft nach dem Rennen wie traditionell üblich ins Wasser werfen. "Ich bin da echt nicht scharf drauf. (...). Meist ist es saukalt und man sieht danach aus wie ein begossener Pudel", sagte Sauter dazu einmal gegenüber der "Zeit". Seinem Namen wird dann vor allem einer alle Ehre gemacht haben: Der Deutschland-Achter.

Sendung: rbb24, 20.05.2021, 22 Uhr

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