Laura Ludwig vor der Beachvolleyball-DM - "Ich spüre noch die Lust auf die Sportart"

Di 31.08.21 | 19:21 Uhr
Laura Ludwig
Bild: imago images/Claudio Gärtner

Beachvolleyballerin Laura Ludwig war Olympia-Fahnenträgerin, gilt als eine zentrale Figur im deutschen Sport. Seit ihre Teampartnerin Margarete Kozuch eine Karrierepause verkündete fragen sich viele: Wie geht es bei Ludwig weiter? Im Interview gibt sie Einblicke. Von Shea Westhoff

rbb24: Frau Ludwig, gerade haben Sie die Turnier-Reihe "King of the Court" absolviert, nun spielen Sie vom 2. bis 5. September um die Deutsche Meisterschaft am Timmendorfer Strand. Blieb überhaupt Zeit, die Olympischen Spiele zu verarbeiten?

Laura Ludwig: Ich hatte zwei Wochen Zeit zu Hause, um zur Ruhe zu kommen und Tokio Revue passieren zu lassen. Deswegen haben Maggie (Margarete Kozuch/d. Red.) und ich auch die Europameisterschaft in Wien nicht gespielt: Wir wollten nicht überstürzt ein Turnier spielen, wollten lieber runterkommen. Wir haben uns über den fünften Platz bei Olympia in Tokio gefreut.

Sie waren nicht enttäuscht, knapp gegen die späteren Goldmedaillen-Gewinnerinnen aus den USA verloren zu haben?

Wir haben im Jahr 2021 sehr unkonstant gespielt. Deswegen: Wir waren superglücklich über unsere Performance bei Olympia, vor allem über das Spiel gegen Brasilien, auch über die Leistung bei der Niederlage gegen die USA. Maggie war aufgeregt, klar, es waren ihre ersten Olympischen Spiele. Aber am Ende waren wir beide froh über diese Erfahrung.

Gemeinsam mit dem Wasserspringer Patrick Hausding waren Sie Fahnenträgerin für Deutschland bei der Olympia-Eröffnungsfeier. Haben Sie gespürt: das ist etwas von Bedeutung?

Das war sehr cool. Allein die Nominierung dafür vom DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund/ d. Red.) das hat mir gezeigt, dass Beachvolleyball gesehen wird. Ich war die Fahnenträgerin, aber die gesamte Sportart war dadurch im Fokus. Bei der Wahl zur Fahnenträgerin konnten ja auch die Sportfans abstimmen. Dass es dann so eindeutig ausfiel, hat mich froh gemacht. Aber wirklich: Vor allem hat es mich für unsere Sportart gefreut.

Danach spielten Sie in Tokio vor weitgehend leeren Rängen.

Wir waren ja glücklich, dass es überhaupt stattfindet. Es gab im Vorfeld ein Hin und Her in Bezug auf die Spiele. Wir haben versucht, das gar nicht an uns ranzulassen. Ich bin mit Vorsicht hingefahren und mit wenig Erwartungen, sodass ich nicht enttäuscht werden kann. Und dann war ich überrascht: das Olympische Dorf war super, das Essen auch, die Volunteers und alle Beteiligten hatten richtig Bock auf Olympia. Aber klar: Gerade Beachvolleyball lebt vom Publikum, von der Partymusik, es ist einfach ein Event.

Von links: Annika Schleu | Kajak-Vierer aus Deutschland mit Ronald Rauhe | Olympia, Diskuswurf, Frauen, Finale, im Olympiastadion. Kristin Pudenz aus Deutschland freut sich über den zweiten Platz (Quelle: dpa/Stanislav Krasilnikov, Oliver Weiken, Jan Woitas)
dpa/Stanislav Krasilnikov, Oliver Weiken, Jan Woitas

- Diese Olympischen Momente werden in Erinnerung bleiben

Ein historisches Fahnenträgerduo, ein positiver Corona-Test, reichlich Silber und Bronze, ein Eklat beim Fünfkampf und ein triumphales Karriereende: Die Athleten aus Berlin und Brandenburg haben in Tokio zahlreiche denkwürdige Momente erlebt.

Kira Walkenhorst, Ihre Teampartnerin beim Sieg von Rio 2016, berichtete, dass Sie die Angewohnheit hatten, mit einer Psychologin zusammen im Taxi zu den Spielen zu fahren. Worum geht es da, so kurz vor den Wettkampf?

Wir mussten eh immer mit dem Taxi zum Wettkampf fahren. Die Psychologin Anett (Szigeti/d. Red.) war auch im Auto, das hat sich gut angefühlt. Wenn ich meine Gedanken nicht richtig im Griff hatte oder zu nervös war, haben wir noch mal Übungen gemacht. Und wenn ich nur Lust auf Quasseln hatte, haben wir auch das gemacht. Das gab mir einfach Sicherheit.

Bei den Deutschen Meisterschaften werden sie nun mit der 24 Jahre alten Leonie Körtzinger starten. Wie kam der Kontakt zustande?

Ich kenne sie vom Olympiastützpunkt in Hamburg. Leo hatte ein schwieriges Jahr hinter sich, hatte auch mit vielen unterschiedlichen Teampartnerinnen zusammengespielt, viel ausprobiert. Sie fiel mir schnell ein, als ich eine neue Teampartnerin für die Deutschen Meisterschaften brauchte. Ich weiß, was sie draufhat. Sie ist noch grün hinter den Ohren, aber jede gibt individuell ihr Bestes und am Ende sieht man, wie es zusammenpasst (lacht).

Wer übernimmt welche Rolle im neuen Team?

Schwierig zu sagen. Klar, ich habe viel mehr Jahre Erfahrung auf dem Buckel, habe viele Höhepunkte und auch Niederlagen erlebt. Leo hat aber auch viel durchgemacht. Ich würde also nicht sagen, dass ich sie an die Hand nehme. Denn sie hat eben auch schon Erfahrungen gesammelt, etwa 2019 in Hamburg bei der Weltmeisterschaft, wo sie gut performt hat. Von den Abläufen steht bislang nur fest: Leo blockt vorne, ich spiele Abwehr. Ansonsten schauen wir mal, was herumkommt.

Was ist drin für Sie bei der Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaft 2021?

Es ist schwer zu sagen. Wir wollen einfach zusammen zocken, haben keine Erwartungen. Die letzten Jahre waren hart genug in Sachen Erwartungen und Ziele. Jetzt will ich einfach nur spielen.

Sie haben alle Beachvolleyball-Titel abgeräumt, waren 2016 Olympiasiegerin, nun Fahnenträgerin für Deutschland. Wie motivieren Sie sich für neue sportliche Herausforderungen?

Es ist immer noch die geilste Sportart der Welt. Ich liebe es auf dem Feld zu stehen, zu spielen, an mir zu arbeiten. Ich weiß, dass da weiterhin Potenzial nach oben ist. Das ist Motivation genug für mich. Es gibt Tage, an denen ich keine Lust spüre, mich zu bewegen. Aber dann kribbelt es ganz schnell wieder in den Fingern.

Manche sagen: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sie in Timmendorfer Strand Ihr Karriereende erklären.

Ich werde kein Karriereende erklären. Ich spüre noch die Lust auf die Sportart. Natürlich möchte ich mich auch auf die Familie konzentrieren, das ist allerdings nichts Neues. Ich habe weiterhin Blut geleckt. Aber: Ich will auch die Familie vergrößern. Mal schauen, das sind ja alles Familienentscheidungen, das entscheide ich nicht allein. Was sagen mein Mann, mein Sohn Teo? Was sagen meine Eltern, die mich ja auch enorm unterstützen. Im Winter mache ich mir Gedanken, horche ich in mich rein. Jetzt entscheide ich noch nichts.

Das gilt auch für Ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris?

Das gilt auch für Paris, ganz genau.

Sendung: Inforadio, 30.08.2021, 07:15 Uhr

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