Hertha-Neuzugang Marco Richter - Gut gelaunter Spion

Do 12.08.21 | 20:49 Uhr
  3
Hertha-Neuzugang Marco Richter (imago images/M. Popow)
Bild: imago images/M. Popow

In der Jugend spielte er für die Bayern, in der zweiten Mannschaft des FC Augsburg traf er nach Belieben. Ehe die Karriere von Marco Richter stagnierte. In Berlin soll es wieder aufwärts gehen. Auch dank Spionage bei Jordan Torunarigha. Von Ilja Behnisch

Geht es nach den ehemaligen Trainern von Hertha-Neuzugang Marco Richter (23), ist die Sache klar. "Bolzplatz-Mentalität" attestierte Deutschland U21-Coach Stefan Kuntz seinem offensiven Freigeist. Christian Wörns, ehedem Weltklasse-Verteidiger und in Augsburg U23-Trainer von Richter, sagte, dieser pendle zwischen "Genie und Wahnsinn". Kurzum im besten Sinne ein Zocker, möchte man meinen, oder wie Stefan Kuntz sagt, einer, bei dem "das Intuitive extrem ausgeprägt" ist.

Nach der ersten Medienrunde in Diensten von Hertha BSC an diesem Donnerstagnachmittag lässt sich daran wenig zweifeln. Marco Richter floskelt nicht lange herum, er charmiert sich eher durch sein Antworten, immer ein Lächeln um die Mundwinkel, immer diesen leicht bayrischen Einschlag auf der Zunge, der den Dingen ihre Ernsthaftigkeit nimmt. Marco Richter spricht, wie er Fußball spielt: Spaß machen muss es.

Zwischen Genie und Wahnsinn

Sein Talent wurde schon früh entdeckt. Bereits im Alter von sechs Jahren ging es nach einem überzeugenden Auftritt bei einem Jugendturnier zum FC Bayern München. So wirklich nachhaltig konnte er dort jedoch nicht auf sich aufmerksam machen. Also wechselte er acht Jahre später zum FC Augsburg, auch, weil sein Vater dort gerade Jugendtrainer war. In der Fuggerstadt blühte Richter nach und nach auf. Für die U23 des FCA erzielte er in der Regionalliga Bayern insgesamt 42 Tore. In nur 61 Spielen. Darunter gleich sieben Tore in einem Spiel, Regionalliga-Rekord. Soweit das Genie. Doch es gibt auch den Wahnsinn.

Den seichten Wahnsinn, der keine Lust hat, defensiv mitzuarbeiten und der in dieser Hinsicht erst nach einer Gefahrenansprache vom ehemaligen Nachwuchsleiter und dann Profi-Trainer Manuel Baum einen "Klick im Kopf" verspürte. Sein Naturell hat er sich allerdings bewahrt, wie er in der Hertha-Medienrunde erahnen ließ: "Offensiv traue ich mir eigentlich alles zu. Ob rechts, ob links. Die Lieblingsposition ist der Zehner. Aber - Hauptsache offensiv."

Der Tapetenwechsel sollte schon länger her

Dann war da noch die Sache mit der Ernährung. Noch als Jung-Profi des FC Augsburg habe er auf Frühstück verzichtet, sagte Richter einst dem "Kicker". Lieber habe er noch ein bisschen geschlafen. Erst als der Klub ein gemeinsames Frühstück für alle Profis angeboten hatte, stellte Richter sein Gewohnheiten um.

So ganz zufrieden ist Marco Richter mit seiner Entwicklung zuletzt trotzdem nicht gewesen. Zu wenig Einsätze von Beginn an, zu wenig Tore und Vorlagen für Augsburg. Der Tapetenwechsel sollte schon längst her, fast wäre er in der vergangenen Saison beim 1. FC Köln gelandet, doch Augsburg ließ Richter nicht ziehen. Nun also doch der Wechsel, im Tausch quasi mit Hertha-Eigengewächs Arne Maier. "Vielleicht gehe ich in seine Wohnung und er in meine", so Richter über die Gespräche mit Maier, mit dem zusammen er den deutschen Fußball bei den jüngsten Olympischen Spielen vertreten hatte.

Spionage bei Jordan Torunarigha

Dort wurde das Interesse von Hertha BSC auch so richtig intensiv, berichtet Richter. Weshalb er sich investigativ an einen weiteren Herthaner im Olympia-Kader wandte, an Innenverteidiger Jordan Torunarigha. "Ich habe immer so kleinere Fragen gestellt, ich glaube, er hat es auch nicht so ganz gecheckt", sagt Richter und lacht das Richter-Lachen. Welche kleine Fragen das gewesen seien? "Wie die Mannschaft denn jetzt drauf ist. Ob was gehen könnte in diesem Jahr."

Dann verschwindet das Lachen. Und weicht einem Leuchten. Aufregende Tage seien das aktuell, schließlich "ist das ja auch mein erster Vereinswechsel im Profi-Bereich", so Richter. Alles sei "ein bisschen größer als in Augsburg". Seinem Ex-Klub gegenüber verspürt er ausschließlich Dankbarkeit. Dennoch sei die Sachlage in der Causa Hertha BSC klar: "Geiles Team, geiler Verein, Trainer top."

Er hoffe, so Richter, dass es schon beim Saisonstart in Köln für sein Debüt im Trikot der Alten Dame reichen könne. "Es brennt richtig und es kribbelt, auf jeden Fall", sagt er. Die Augen leuchten, das Lächeln sitzt. So sieht einer aus, der zeigen will, was er drauf hat. Ein richtiger Zocker eben.

Sendung: rbb24, 12.08.2021, 22 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.
    Antwort auf [Rene] vom 12.08.2021 um 22:56

    Wenn man überhaupt keine Ahnung hat.....aber viel Spaß! ;-)

  2. 2.
    Antwort auf [Rene] vom 12.08.2021 um 22:56

    Fussball ist wohl nicht ganz so ihr Ding, oder?

  3. 1.

    Wusste noch garnicht, dass Augsburg in der 2. Bundesliga spielt.

Nächster Artikel