42 Kilometer durch Berlin - Den "Bummel-Marathon" kann jeder schaffen

Do 16.09.21 | 16:51 Uhr | Von Shea Westhoff
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Die Berliner Siegessäule und der Tiergarten von oben
Bild: imago stock&people

Ende September starten Zehntausende beim Berlin-Marathon. Dort gehen die Athleten an ihre Grenzen. Die 42 Kilometer durch die Hauptstadt kann man aber auch ohne allzu viel Schweiß und Wettkampf bewältigen: beim "Bummel-Marathon". Von Shea Westhoff

Wenn am Sonntag, 26. September, der Startschuss für den Berlin-Marathon ertönt und rund 40.000 Teilnehmer quer durch die City rennen, wird Klaus Tolkmitt als Zuschauer dabei sein. Der Rentner ist begeisterter Marathon-Fan und gespannt, wer dieses Mal nach der Quälerei über 42 Kilometer die Nase vorn hat.

Flanieren auf der Marathon-Strecke

Allerdings habe er sich beim Anfeuern immer auch gefragt, was die Läufer eigentlich von der Stadt selbst mitbekämen, sagt der Berliner Tolkmitt. Rechts und links begeisterte Zuschauer vielleicht. Ansonsten? "Man kann von der Stadt ja kaum was sehen, außer Straßenpflaster", sagt er.

Es war, wie Tolkmitt erzählt, seine Motivation, sich hinzusetzen und entlang der Marathon-Strecke eine Spazier-Route zu entwerfen, die explizit fürs Entdekcken der Stadt gedacht ist. Herausgekommen ist der "Bummel-Marathon" [lialo.com], eine per Browser oder App abrufbare Route, die Touristen, Familien, Alt- und Neu-Berlinerinnen gleichsam nutzen können.

Das Prinzip: in vier Etappen über je zehn Kilometer Berlin zu erkunden - und dabei von Klaus Tolkmitt mit Infos und Rätseln zur Berliner Stadtgeschichte versorgt zu werden. Für die Bummler, sagt er, wünsche er sich dabei vor allem: "Sie sollen ihren Spaß haben und sie sollen ein Erlebnis mitgenommen haben."

Das wirft die Fragen auf: Wie funktioniert das genau? Wie fühlt sich das für die Nutzer an? Und: Schafft es die App wirklich, für geschichtsträchtige Orte zu sensibilieren, die man etwa bei der Berufspendelei täglich rechts und links liegen lässt?

Die "Goldelse" hat Schuhgröße 92

Alexandra und Norman wollen es herausfinden, beide kommen aus Berlin. "Ich bin gespannt darauf, mal die Berliner Marathon-Strecke abzulaufen", sagt Norman. Alexandra ergänzt grinsend: "Mein Schrittezähler freut sich über jeden Kilometer." Gemeinsam beschreiten sie die erste Etappe des Bummel-Langlaufs. Sie führt auf zehn Kilometern durch die zentralen Berliner Stadtteile Tiergarten, Moabit und Mitte.

Auf Höhe der Siegessäule zeigt Alexandras Smartphone die erste Quiz-Frage an: "Welche Schuhgröße hat die Viktoria?" Gemeint ist die engelhafte Bronzeskulptur, die von der Spitze der Siegessäule aus die Stadt überblickt. Unter vier Antwortmöglichkeiten können die beiden Spaziergänger auswählen. Die Skulpur sei ja sehr groß, überlegt Norman. Er tippt auf Schuhgröße 92 - und darf sich gemeinsam mit Alexandra über die richtige Antwort freuen. Und weiter geht's.

Der Marathon lässt sich problemlos unterbrechen

Der Bummel-Marathon ist in seiner Grundform kostenfrei. Wer die Zusatzrouten des Programm-Anbieters in Anspruch nehmen möchte, zahlt rund zehn Euro. Dann kann man der Route auch verschiedene Über-Themen geben, wie Essen und Trinken, Architektur oder Geschichte.

Die beiden Berlin-Erkunder flanieren derweil unweit des Hauptbahnhofs. Manchen gilt die Gegend ja als Nicht-Ort. Aber wann ist man sonst schon mal bewusst hier? Die beiden gehen durch einen kleinen Forst, den Ulap-Park. Wofür diese Abkürzung eigentlich steht, will die App wissen, und zeigt verschiedene Antwortmöglichkeiten an. "Klingen alle komisch", findet Alexandra. Und entscheidet sich für "Universum Landes-Ausstellungs-Park" - korrekt, wieder was gelernt.

Die erste Etappe des Marathons gefällt den beiden, wie sie sagen. Schon jetzt kann Alexandra sagen: "Wir haben viel gesehen, auch alle möglichen Ecken, die ich bisher noch nicht kannte." Die Chancen stehen gut, dass beide den Bummel-Marathon abschließen werden. Wann sie das tun, und ob sie eine der Etappen zwischenzeitlich unterbrechen: all das können sie frei entscheiden.

Fest steht: Diesen Marathon werden Alexandra und Norman deutlich entspannter bewältigen als die Tausenden Teilnehmer des Berlin-Marathons am 26. September.

Sendung: rbb UM6, 19.09.2021, 18 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

2 Kommentare

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  1. 2.

    Leider nicht so lohnent wie der Stadtspaziergang zu Fuss sind die Strassensperrungen für diese Art von Laufevent, die auch teilweisen noch in die naechste Woche gehen. Es gibt auch noch Leute in dieser Stadt die ihr Geld verdienen möchten und sich sich nicht über irgendwelche Umgehungsruten oder Bahn dahin quälen wollen.

  2. 1.

    Die Fragen finde ich erlich gesagt ziemlich nebensächlich und etwas vordergründig-effekthaschend, ansonsten ist ein Stadtspaziergang über 4 mal 10,5 km allerdings gut machbar und vor allem lohnend. Und wenn dann noch Zusammenhänge unkompliziert und keineswegs hochtrabend erläutert werden, wie sich das entwickelt hat hin zu dem, was jetzt ist: umso besser.

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