Teamcheck | Füchse Berlin - "Man merkt deutlich: In Berlin ist für Mittelmaß kein Platz"

Di 07.09.21 | 14:49 Uhr
Füchse-Manager Bob Hanning (Quelle:imago//Jan Huebner)
Bild: Audio: Inforadio | 07.09.2021 | Jens-Christian Gussmann

Ein beeindruckendes Saisonfinale und ein neuer Welt- und Europameister für die Abwehr. Die Füchse Berlin sind gut aufgestellt. Und werden künftig wieder nach vorne gepeitscht - von tausenden Fans im "Fuchsbau" Max-Schmeling-Halle.

So lief die vergangene Saison

"Ende gut, alles gut", so betitelte Füchse-Trainer Jaron Siewert die vergangene Saison. Mit einem furiosen Endspurt hatte sein Team den vierten Tabellenplatz erreicht.

Insgesamt glich die erste Spielzeit mit Siewert als Trainer-Oberfuchs einer Achterbahnfahrt: Der Start verlief enttäuschend, dann folgte ein starker Herbst, nach dem die Füchse zur Winterpause gar auf dem zweiten Tabellenplatz standen.

Dann aber folgte die nächste Talfahrt mit vielen vermeidbaren Niederlagen zu Beginn des Jahres 2021. Ein eng getakteter Spielplan (Bundesliga, European League und DHB-Pokal) und mehr als 40 Spielverlegungen wegen Corona-Fällen brachten den Saisonrhythmus der Berliner Handballer ordentlich durcheinander. Dann fielen einige Stammkräfte aus, so wurde zum Beispiel Nationalspieler Paul Drux im März am Knie operiert und die beiden dänischen Nationalspieler Hans Lindberg und Jacob Holm positiv auf Corona getestet.

Das Finale im EHF-Cup verloren die Berliner wegen einer schlechten ersten Halbzeit ausgerechnet gegen den großen Rivalen SC Magdeburg. Doch diese Schlappe setzte offenbar Kräfte im Siewert-Team frei. Die Füchse starteten eine furiose Aufholjagd und holten zehn Siege in zehn Spielen zum Saisonendspurt. Die Berliner waren, nach dreieinhalb Jahren, gar das erste Bundesliga-Team, das in Flensburg gewinnen konnte.

Am Ende qualifizierten sich die Füchse mit dem vierten Tabellenplatz ganz sicher für die European League.

Wer kommt, wer geht

Wer kommt? Die Zuschauer! Die Füchse dürfen endlich wieder vor dem so geliebten und vom Gegner gefürchteten Publikum im Fuchsbau spielen. Die wohl beste Nachricht für Füchse-Manager Bob Hanning: "Die Verbindung zwischen dem was auf der Platte und auf den Rängen sich vollzieht, genieße ich am meisten. Die Spieler genießen einen Heldenstatus, wenn sie ins Publikum gucken. Du kannst vielleicht noch den letzten Zentimeter gehen, auch wenn er noch so wehtut", freut sich Hannig über die Rückkehr der Fans.

Die Berliner lassen Geimpfte oder vom Coronavirus Genesene in die Max-Schmeling-Halle. Der Senat hat einen Antrag der Füchse genehmigt, wonach zunächst 3.800 Zuschauer zu jedem Heimspiel kommen dürfen.

Und die bekommen was zu sehen: Neu im Trikot der Füchse ist der Spanier Viran Morros. In Tokio spielte der 37-jährige Abwehrspieler für Spaniens Olympiateam, 2013 wurde Morros Weltmeister, 2018 und 2020 Europameister. Ein "Iker Romero für die Abwehr", schwärmt Füchse-Boss Hanning. Morros Landmann hatte von 2011-2015 für die Berliner gespielt und war absoluter Faniebling.

Morros ersetzt den bisherigen Abwehrchef Jakov Gojun, der zurück in die kroatische Heimat gewechselt ist. Simon Ernst, der in Berlin lange mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte, wechselt zu Ligakonkurrent Leipzig.

Der Trainer

Bei den Profis der Füchse hat Jaron Siewert die Premierensaison hinter sich. Mit 27 Jahren ist der Berliner jüngster Trainer der Handball-Bundesliga.

Erfahren ist er dennoch, meint Bob Hanning: "Er hat bei uns mit den Jugendmannschaften gearbeitet und sie entwickelt, er hat dann mit TUSEM Essen einen Abstiegskandidaten in der zweiten Liga übernommen und zum Aufstieg geführt, er hat unsere Mannschaft durch die Krise geführt. Jaron ist der Schlüssel zum Erfolg", so Manager Hanning, der aus dem Loben gar nicht herauskommt: "Ich habe selten einen Trainer erlebt, der auf der einen Seite so akribisch ist und auf der anderen Seite so ruhig und gelassen im Umgang mit Stress ist. Gerade wenn er auf der einen Seite einen Stefan Kretzschmar hat und auf der anderen Seite einen Bob Hanning. Er ist in der Mitte eines Sturms und dabei standhaft geblieben."

Genau wie die Mannschaft der Füchse soll sich auch ihr Trainer weiterentwickeln.

Erwartungen an die Saison

Es geht um Europa. Wie schon in der vergangenen Saison wollen sich die Füchse für die European League qualifizieren. Anders geht es in der Hauptstadt auch nicht, meint Manager Hanning: "Das wird einem immer deutlich mitgeteilt, dass in Berlin für Mittelmaß kein Platz ist."

Die Füchse wollen sich weiter in der Ligaspitze etablieren. Das Zauberwort lautet dabei: Kontinuität. Die Stützen der Mannschaft blieben, mit Ausnahme von Abwehrmann Gojun, zusammen. Die Nationalspieler Paul Drux und Fabian Wiede haben in der letzten Saison gezeigt, dass sie sich zu Führungspersönlichkeiten entwickelt haben. Talente, wie der junge Schwede Valter Chrintz, sollen ebenso den nächsten Schritt machen wie die anderen Neuzugänge der Vorsaison: Etwa Lasse Andersson und Marian Michalczik.

Sendung: Inforadio, 07.09.2021, 11 Uhr

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