Interview | Noebels über Heimschwäche der Eisbären - "Wir müssen einfacher spielen"

Mo 04.10.21 | 17:50 Uhr
Marcel Noebels
Bild: imago images/Stefan Ritzinger

In einer bislang wechselhaften Saison gibt es bei den Eisbären eine Konstante: Vor eigenem Publikum können sie nicht gewinnen. Vor dem Heimspiel in der Champions Hockey League gegen Lugano am Dienstag nennt Spieler Marcel Noebels Gründe dafür.

rbb|24: Am Dienstag findet in der Champions Hockey League das Spiel Ihrer Eisbären gegen HC Lugano statt - zu Hause in der Arena am Ostbahnhof. Ist das ein Vorteil oder Nachteil?

Marcel Noebels: Zu Hause zu spielen ist immer ein Vorteil. Ich spiele lieber zu Hause als auswärts.

Aber in der laufenden Saison konnten die Eisbären heimwärts bislang nicht gewinnen. Woran liegt das?

Noch ist es sehr früh in der Saison. Wir haben gezeigt, dass wir gute Phasen hatten bei Heimspielen. Was wir brauchen, ist ein guter Start ins Spiel. Wir müssen mit Feuer aus der Kabine kommen, um zu zeigen, dass wir von Anfang an bereit sind. Zu Hause versuchen wir oft, Plays und Tore zu machen, die etwas ganz Besonderes für die Zuschauer sind. Wir müssen einfacher spielen, müssen vor allem von der Strafbank wegkommen. Wir spielen zu oft in Unterzahl, das kostet viel Kraft für die Übrigen auf dem Eis.

Sie selbst hatten sich vor dem Saisonauftakt wieder die "alte Atmosphäre" in der Arena gewünscht, mit Fans. Ist die alte Atmospähre hinderlich, damit sich das neu zusammengestellte Team in Ruhe finden kann?

Nein. Bei uns ist keiner dabei, der nicht schon vor voller Kulisse gespielt hätte. Das sollte kein Hindernis sein, um zusammenzufinden. Das liegt ja auch in unserer Hand. Wir sind immer eine Heim-Macht gewesen in den letzten Jahren. Für Auswärts-Teams war es unangenehm, nach Berlin zu kommen. Da müssen wir wieder hin.

Wie erleben Sie das neue Mannschaftsgefüge mit den vielen Abgängen und Zugängen im Vorfeld der Saison?

Ich glaube schon, dass wir noch Gewöhnungszeit brauchen, um zusammen dorthin zu gelangen, wo wir hinkommen möchten. Aber bislang sind ja auch erst neun Spieltage gespielt, die Saison ist noch lang.

Worauf kommt es jetzt an?

Wir müssen schauen, dass wir auch aus den Spielen, in denen wir nicht so gut spielen, Punkte mitnehmen. Es gibt Mannschaften, die schlecht spielen und trotzdem Punkte holen. Bei so einer langen Saison ist das extrem wichtig und zeigt auch den Charakter einer Mannschaft.

Auffällig ist auch: Gegen jedes Team, das aktuell vor den Eisbären in der Tabelle steht, hat Ihr Team verloren. Fehlt noch die Wettkampfhärte?

Die Liga ist generell sehr eng. Wir haben noch nicht gegen jeden gespielt, aber kein Spiel ist leicht in der Liga. Die Tabelle wird sich mehr und mehr festigen, es wird sich noch zeigen, wer oben mitspielt und wer nicht. Wir Eisbären haben natürlich den Anspruch, egal gegen wen zu gewinnen. Gegen München oder Mannheim ist es schwer, aber auch gegen Bietigheim-Bissingen oder Schwennigen ist es schwer.

Würden Sie das vor Saisonsbeginn ausgegebene Ziel Titelverteidigung aktuell noch unterschreiben?

Derzeit stehen wir nicht ganz vorne. Aber es ist noch viel zu früh, um irgendwelche Prognosen abzuschließen. Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann holen wir auch die Punkte.

Sie sind in der Meistersaison 2020/21 wieder zum DEL-Spieler des Jahres gekürt worden. Wie sehen Sie bei den Berlinern Ihre persönliche Aufgabe?

Ich bin einer derjenigen, die versuchen, voranzugehen und Führungsspieler sein. Ich gehe ungern als Verlierer vom Eis. Meine Mitspieler kennen meinen Ehrgeiz und wissen, dass ich immer meine Leistung abrufen will.

Zurück zur Champions Hockey League. Nur mit einem Erfolg gegen Lugano können die Eisbären ihre Hoffnungen auf das Erreichen der K.o.-Runde wahren. Ist der Sieg drin?

Ich glaube, dass wir die beiden anstehenden Spiele in der CHL nutzen sollten, um als Mannschaft zu wachsen (das Rückspiel gegen HC Lugano findet am 13.10. statt, d.Red.). Egal, wie das Ergebnis dann lautet. Aber wenn die Chance sich noch ergibt, dann wollen wir auch gerne eine Runde weiterkommen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Shea Westhoff.

Sendung: Inforadio, 04.10.2021, 13:15 Uhr

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