Gute Stimmung beim Regionalliga-Tabellenführer - "Kontrollierte Euphorie" beim Berliner AK
Der BAK ist richtig gut in Form. Nach 14 Spieltagen stehen sie an der Tabellenspitze der Regionalliga Nordost. Dafür sorgt vor allem eine besondere Idee bei der Kader-Zusammenstellung. Trainer André Meyer verrät, warum es so gut läuft.
Eine bessere erste Saisonhälfte hätten sie sich beim Fußball-Regionalligisten Berliner AK wohl kaum vorstellen können. Nach 14 Spieltagen steht der BAK mit 34 Punkten an der Spitze der Tabelle. Zuletzt gewannen die Berliner sogar acht Mal in Folge. "Mir wurde mal erklärt, dass das jetzt noch nicht so häufig vorgekommen ist, beim BAK," erzählt Trainer André Meyer im Interview.
Projektmannschaft Berliner AK
Der 37-Jährige übernahm vergangenes Jahr das Amt des Chef-Trainers bei den Berlinern. Aufgrund der Covid-Pandemie endete seine Debüt-Saison in der Hauptstadt allerdings vorzeitig nach dem zwölften Spieltag auf Platz Fünf. Damals setzte er gemeinsam mit dem Verein einen Prozess in Gang, der jetzt Früchte trägt. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir eine Entwicklungsmannschaft sind. Wir haben viele Projektspieler. Alle sind irgendwo gescheitert oder haben den Wunsch, nochmal höher zu spielen", erklärt der Trainer. Und genau das hält er für das Erfolgsrezept: "Wir haben hier halt ein Gemeinschaftsgefühl, mit dem die Spieler sich gegenseitig Tag für Tag besser machen und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Die Jungs sind brutal offen sich weiterzuentwickeln." Die Idee scheint zu funktionieren und die Zusammensetzung des Kaders für die nötige Motivation in der Mannschaft zu sorgen. Die Spieler wollen es noch einmal wissen und gemeinsam beweisen, was für eine Qualität sie auf den Platz bringen können.
Social-Media-Star wird zum Top-Torjäger
Einer dieser Projektspieler ist mittlerweile zum Top-Scorer der Liga geworden. Nader El-Jindaoui konnte in dieser Saison bereits zehn Tore und vier Vorlagen verzeichnen. Der gebürtige Berliner kam im Sommer letzten Jahres aus der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Bei den Rheinländern gelang es ihm aber nicht, in der Regionalliga West auch nur ein einziges Tor zu erzielen. Und auch in seinem ersten Jahr beim BAK lief es für den 24-Jährigen nicht besonders gut. "Er hatte eigentlich seine Karriere an den Nagel gehangen", erinnert sich André Meyer.
El-Jindaoui beginnt sich abseits des Fußball-Platzes ein Standbein aufzubauen. Er filmt sein Leben und seinen Alltag und teilt die Videos mit Fans in sozialen Netzwerken. Er wird zum Internet-Star mit über einer Million Follower. Doch Trainer Meyer sah in ihm weiterhin großes fußballerisches Talent: "Ich hatte ihn dann wieder zurückgeholt und habe ihn dazu überredet, nochmal auf den Platz zurückzukehren." Das sollte sich lohnen. Der Stürmer ist in dieser Saison kaum zu bremsen. "Für ihn freut es mich, weil er endlich sportlich auch angekommen ist. Und das in seiner Heimatstadt", sagt der Trainer. El-Jindaoui steht beispielhaft für die unterschiedlichen Biografien in der Mannschaft, die oft von sportlichen Niederlagen geprägt sind. Doch nun stehen sie alle gemeinsam an der Tabellenspitze.
Nicht zu euphorisch werden
Der Zusammenhalt im Team vom Berliner AK stimmt also. Genauso wie die Stimmung in der Kabine. "Da ist Euphorie. Aber eher eine kontrollierte Euphorie", sagt Meyer. Sie wollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, schließlich ist noch nicht einmal die Hälfte der Saison gespielt. "Die Jungs können das gut einschätzen. Wir wissen, was wir gut machen. Wir wissen aber auch, welche Dinge noch nicht so ganz funktionieren. Man muss es auch realistisch betrachten", analysiert der Trainer. In der Regionalliga Nordost ist die Konkurrenz hart. So sind für André Meyer vor allem Cottbus und Jena Mannschaften, die einen Aufstiegsplatz für sich beanspruchen würden. "Mit ihren Kadern und dem, was sie investiert haben, müssen die aufsteigen. Da führt eigentlich gar kein Weg dran vorbei." Allerdings steht Jena derzeit nur auf Tabellenplatz Vier und hat schon sieben Punkte Rückstand auf den BAK. Cottbus ist sogar nur Achter.
Freude über hohen Zuschauerschnitt
Die Berliner bleiben trotzdem bescheiden in ihrer Zielsetzung. Das Thema Aufstieg ist weiterhin kein ausgesprochenes Ziel. Die wichtigste Aufgabe haben sie hingegen in dieser Saison schon erfüllt: "Unser Ziel war es, den Verein anders nach außen hin zu präsentieren. Und das haben wir hinbekommen. Wir haben eine tolle und junge Mannschaft mit vielen interessanten Spielern. Die Rückmeldung von den Zuschauern und aus der Liga freut uns und war unsere Aufgabe für dieses Jahr. Wenn man sieht, was für einen Zuschauerschnitt wir haben, ist das natürlich eine klare Aussage", freut sich der Trainer. Laut Transfermarkt.de liegt der derzeit bei 1.500 Zuschauern.
Das heißt aber nicht, dass sie sich für den Rest der Spielzeit verstecken wollen: "Wir merken, dass wir mit allen mithalten und Spiele dominieren können. Also wollen wir auch so lange wie möglich da oben mit dabeibleiben. Keine Frage. Wie lange das klappt, werden wir dann sehen," blickt Meyer in die Zukunft.
Sendung: rbb UM6, 20.10.2021, 18 Uhr