Interview | Union-Verteidiger Marvin Friedrich - "Natürlich habe ich mich mit anderen Vereinen befasst"

Di 02.11.21 | 19:10 Uhr
Marvin Friedrich nach einem Spiel von Union Berlin. Quelle: imago images/Matthias Koch
Audio: Interview Marvin Friedrich | Stephanie Baczyk | Bild: imago images/Matthias Koch

Marvin Friedrich ist nach seiner Corona-Erkrankung zurück im Union-Aufgebot. Auf sein Comeback hofft er am Donnerstag in der Conference League. Im Interview spricht er unter anderem über das anstehende Spiel gegen Feyenoord und seine Vertragssituation.

rbb: Marvin Friedrich, erste Frage: Wie geht es Ihnen?

Marvin Friedrich: Wieder gut. Ich war in Quarantäne, hatte Corona. Ich bin seit Mittwoch aber wieder raus und stand auch schon wieder im Kader. So langsam bin ich wieder bei 100 Prozent.

Sie sind nicht der erste Fußball-Profi, der wegen einer Corona-Infektion pausieren musste. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

Ich hatte einen eher leichten Verlauf. Ich hatte Geschmacksverlust, habe nichts mehr gerochen und hatte ein bisschen Husten. Mehr aber auch nicht. Es war ein bisschen wie eine leichte Erkältung. Schmecken und riechen kann ich zum Glück jetzt wieder. Ich bin froh, dass ich nichts davongetragen habe und jetzt wieder auf dem Platz stehen darf.

Gegen die Bayern waren Sie schon wieder im Kader, haben aber noch nicht gespielt. War das noch eine Vorsichtsmaßnahme?

Der Trainer hat mich gefragt, wie es aussieht. Ich habe ihm gesagt, dass ich nach zwei Trainingseinheiten noch nicht wieder bei 100 Prozent bin. Ich habe in der Woche davor kaum etwas gemacht, lag fast nur rum. Ich hoffe, dass ich am Donnerstag wieder spielen darf.

Sind Sie von der Bank aus ein entspannter Zuschauer?

Nein, absolut nicht. Auch in den Spielen, die ich wegen Corona verpasst und im Fernsehen geschaut habe, nicht – das kann ich überhaupt nicht. Von der Bank aus fiebere ich schon extrem mit. Ich bin dann deutlich aufgeregter. Man will als Spieler immer mitwirken und der Mannschaft helfen. Von der Bank aus kann man das nicht. Ich stehe lieber auf dem Platz. Ich bin durch die Zeit gut durchgekommen, schaue jetzt wieder nach vorne und möchte neu angreifen.

Wie schätzen Sie die Leistung Ihrer Mannschaft gegen Bayern München von außen ein?

Die ersten 30 bis 40 Minuten waren wir nicht so auf dem Platz, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben es nicht hinbekommen, Bayern in Zweikämpfe zu verwickeln. Dann geht es gegen München einfach sehr schnell, es steht 0:3 und es wird brutal schwer. Der Anschlusstreffer war dann wichtig und wir haben in der zweiten Halbzeit eine Schippe draufgelegt. Wir hatten ja auch noch gute Torchancen und hätten mehr Tore erzielen können. Gegen eine sehr gute, eiskalte Mannschaft steht es dann aber trotzdem auf einmal 1:4. 2:5 ist dann am Ende ein bisschen hoch, aber auf die zweite Halbzeit können wir aufbauen.

Man hat in dieser Saison bei Union den Eindruck, dass - wenn es mal nicht so gut läuft - in der Halbzeit etwas passiert und nach der Halbzeit eine Reaktion kommt. Ist das etwas, was die Mannschaft in dieser Saison noch mehr auszeichnet?

Unser Ziel ist es, 90 Minuten und von Anfang an da zu sein. So gehen wir in jedes Spiel. Das haben wir in dieser Saison noch nicht so gut hinbekommen wie in der letzten. Deswegen sieht man in dieser Spielzeit vielleicht den Unterschied nach der Halbzeit eher, wenn es davor mal nicht so lief. Der Trainer spricht Dinge in der Kabine an und wir versuchen, es auf dem Platz besser zu machen.

In der letzten Saison haben Sie in der Liga fünf Tore erzielt und zwei weitere vorbereitet. In dieser Saison stehen Sie noch bei null. Man hat den Eindruck, dass es bei Standardsituationen in dieser Saison noch ein bisschen hakt.

Ich hatte zwei, drei Chancen. Gegen Augsburg hätte ich ein Kopfballtor machen müssen. Ich habe also Möglichkeiten und bald werden auch wieder Tore fallen. Grischa Prömel und Niko Gießelmann, der ja jetzt auch anfängt zu treffen, ziehen mich schon auf. Ich muss also definitiv wieder torgefährlicher werden. Das werde ich aber schnell wieder hinbekommen.

In der Conference League steht jetzt das Heimspiel gegen Feyenoord Rotterdam an. Was wird das für ein Spiel und wie stehen die Chancen für Union, die Gruppenphase zu überstehen?

Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns, wir wollen auf jeden Fall gewinnen – insbesondere, weil wir in Rotterdam kein gutes Spiel gezeigt haben. Dann würde es auch schon wieder viel besser aussehen als im Moment. Ich hoffe, dass wir am Donnerstag ein Feuerwerk abbrennen und die drei Punkte in Berlin behalten. Ich denke, dass wir die Gruppenphase definitiv überstehen werden. Wir hatten gegen jeden Gegner, außer jetzt in Rotterdam, unsere Chancen.

Was genau muss besser werden als im Hinspiel?

Insbesondere mit dem Ball sollten wir besser spielen und kompakter stehen. Das, was uns eigentlich ausmacht. Das hat in Rotterdam leider nicht so geklappt. Ich bin mir aber sicher, dass wir am Donnerstag sehr kompakte Unioner sehen werden und auch gefährlich nach vorne sein werden.

Vor der Saison war ein großes Thema: Wie geht es weiter mit Marvin Friedrich? Bleibt er? Wechselt er? Sie sind geblieben. Was hat dafür den Ausschlag gegeben?

Natürlich habe ich mich mit anderen Vereinen befasst. Ich würde lügen, wenn ich das verneinen würde. Insbesondere die Conference League wollte ich mit Union aber unbedingt mitnehmen. Deswegen habe ich auch gesagt, dass ich definitiv noch ein Jahr hierbleiben möchte. Ich habe ja auch noch einen Vertrag. Ich möchte mit Union international spielen, dafür haben wir alle letzte Saison hart gearbeitet. Ich habe noch für diese Spielzeit einen Vertrag, was danach passiert, werden wir sehen. Ich fühle mich im Verein sehr wohl.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Stephanie Baczyk, rbb Sport. Mit einem Klick ins Titelbild können Sie es als Audio nachhören.

Sendung: Inforadio, 03.11.21, 12:15 Uhr

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