Vor dem Spiel gegen Hertha - Darum gewinnt der 1. FC Union das Derby

Fr 19.11.21 | 06:26 Uhr
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Torjubel bei Union Berlin (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Gelassen, selbstbewusst und trotzdem fokussiert geht der 1. FC Union in das Hauptstadtderby gegen Hertha BSC. Es gibt einige Gründe, warum die Köpenicker auf einen Sieg gegen den blau-weißen Stadtrivalen hoffen dürfen. Von Jakob Rüger

Union verliert nur gegen Top-Teams

Nur ein paar Minuten fehlten dem 1. FC Union, um mit einem Sieg im letzten Spiel in Köln auf einen Champions-League-Platz zu klettern. Der späte Ausgleich durch Anthony Modeste verhinderte das. Doch allein die Möglichkeit zeigt: Die Dreifachbelastung aus Pokal, Liga und Europa stecken die Köpenicker erstaunlich gut weg. Die letzten fünf Bundesliga-Niederlagen haben die Eisernen ausnahmslos gegen Topteams kassiert. Diese Saison wurde nur gegen Tabellenführer Bayern und beim damaligen Tabellendritten in Dortmund verloren.

"Wir sagen jetzt nicht, wir sind haushoher Favorit", stellt Mittelfeldspieler Grischa Prömel im Gespräch mit dem rbb vor dem Derby klar. "Wir gehen aber schon selbstbewusst in das Spiel rein. Wir wissen, dass jede Mannschaft gegen uns Probleme hat, wenn wir unser Spiel spielen." Mentalität, Organisation und schnelles Umschalten, das macht den 1.FC Union in dieser Saison aus. Für Erfolgs-Trainer Urs Fischer kommt es im Derby auf die Kleinigkeiten an, wie "ein ruhender Ball, der letzte Pass, der konsequente Weg in den Strafraum".

Der Unterschiedsspieler ist zurück

Max Kruse ist bereit für das Derby. Ohne den kreativen Offensivspieler blieb der 1.FC Union dreimal in Folge ohne Sieg. Nach seinen Oberschenkelproblemen hat der Stürmer die Länderspielpause genutzt, um sich fit zu machen. "Ich habe die Qual der Wahl", sagt Trainer Urs Fischer, der mit den Leistungen seiner Offensivspieler zuletzt sehr zufrieden war. "Es gibt auch Unterschiede in der Spielweise der Jungs. Während Sheraldo Becker zum Beispiel über seine Geschwindigkeit gefährlich werden kann, ist Max Kruse eher jemand, der Situationen kreieren kann. Ich kann mich entsprechend entscheiden."

Max Kruse dürfte jedenfalls brennen, Unions Unterschiedsspieler (acht Spiele, ein Tor, drei Vorlagen) hat seine beiden bisherigen Berlin-Derbys verloren und im Hauptstadtduell noch nicht getroffen. Definitiv für seine Berlin-Derbypremiere ausfallen wird Stürmer Kevin Behrens. Nach einem positiven Corona-Test befindet er sich in Quarantäne. Und auch Innenverteidiger Paul Jaeckel zeigt Erkältungssymptome und wurde von der Mannschaft isoliert. Sein Corona-Testergebnis steht noch aus. Ansonsten stehen Urs Fischer alle Mann zur Verfügung.

Festung Alte Försterei

Nur ein einziges Team hat es in den letzten 22 Heimspielen geschafft, den 1. FC Union zu bezwingen - die Bayern. Gerade in den Heimspielen können die Eisernen dank ihrer Fans eine Wucht entfalten. "Alle Mannschaften, die schon hier gespielt haben, wissen, dass es nicht einfach ist, hier zu spielen", so Grischa Prömel. "Die Fans peitschen uns nach vorne, und dass wir daraus Kraft schöpfen, ist sicherlich auch jedem bewusst." Auch Hertha BSC hat diese Heimstärke zu spüren bekommen. Beim ersten Hauptstadtderby der Bundesligageschichte zwischen den Köpenickern und den Charlottenburgern siegte Union mit 1:0.

Die letzten drei Derbys mussten pandemiebedingt vor leeren Rängen stattfinden. Nun sind 22.012 Zuschauer für das Spiel gegen Hertha zugelassen. Es gilt die 2G-Regelung (Geimpft oder Genesen) und der Verein hat aufgerufen, dass sich die Besucher vorher freiwillig testen. Ein ausverkauftes, enges Stadion, dazu keine Maskenpflicht am Platz, da schütteln viele in Berlin bei steigenden Corona-Zahlen mit dem Kopf. "Wir halten uns an die Vorgaben", so Unions Trainer Fischer. "Es liegt nicht an mir zu sagen, ob das gut oder falsch ist, dafür sind andere Leute zuständig und die entscheiden." Die Eisernen haben aufgerufen, möglichst früh am Stadion zu erscheinen. Damit alle auch mit Anpfiff an ihrem Platz sind und für die Union-typische Atmosphäre sorgen können.

Union ist längst die Nummer eins in Berlin

Der 1. FC Union hat in der letzten Saison etwas Besonderes geschafft: Erstmals schloss ein Berliner Verein eine Bundesliga-Saison vor Hertha BSC ab. Seit dem Bundesliga-Aufstieg 2019 haben die Köpenicker stolze 19 Punkte mehr gesammelt (108) als die Hertha (89).

Während die Eisernen sich in aller Ruhe entwickeln und in der Liga etablieren, kommt Hertha nicht wirklich zur Ruhe. Die Machtverhältnisse in der Hauptstadt verschieben sich gerade in Richtung Osten. Aktuell ist der 1.FC Union zumindest sportlich die Nummer eins der Stadt. Das müssen die Köpenicker im Hauptstadtderby dann aber auch untermauern.

Sendung: rbb24, 18.11.2021, 22 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ein Stadion voll mit Menschen und mein Mann darf mich und mein Neugeborenes nicht im Krankenhaus besuchen, obwohl geimpft und wir uns immer an alle Regeln halten.
    Das sind also die Prioritäten in Deutschland.
    Danke für nichts!

  2. 12.

    Sehe ich auch so, hatte ich im anderen "darum gewinnt"-Thread auch ähnlich geschrieben.
    Bester Beleg gegen Frollis Theorie ist der Sieg der Augsburger gestern abend. Niemand würde doch jetzt behaupten wollen, dass Augsburg in Bayern jetzt die sportliche Nummer eins vor dem FC Bayern ist! :-D

  3. 11.

    Es gewinnt der ,der ein Tor mehr schießt. Egal was orakelt wird.Geht gleich los ,

  4. 10.

    Solidarität sieht anders aus und soziale Intelligenz auch. Kann man halt nicht erwarten rund um den Fußball.

  5. 9.

    Zitat: "Nummer eins wird allein im direkten Duell entschieden."

    Das ist so nicht haltbar, da hier von der sportlichen Nr. 1 die Rede ist, Frolli. Denn mal angenommen, beide Duelle gehen Unentschieden aus. Dann wäre die Nr.1 der Verein, der am Ende vor dem anderen in der Tabelle steht. Und um es mal extrem zu kontrastieren: wenn die Bilanz bspw. 0:0 und 1:0 für Hertha ausfallen würde, die C-Burger aber absteigen und der FCU wieder International spielt, könnte man bei Hertha wohl kaum von der "sportlichen Nummer Eins der Stadt" reden.

    Sie beziehen sich einzig auf den Titel des "Stadtmeisters", der aber nicht unbedingt etwas mit der sportlichen Nr.1 der Stadt zu tun haben muss, wie sie im Artikel gemeint ist.

  6. 7.

    Rund 20.000 Zuschauer in Corona-Hochzeiten. Hat halt jeder so seine Prioritäten. Und ich bin beileibe kein Paniker.

  7. 6.

    >> "Wir halten uns an die Vorgaben", so Unions Trainer Fischer. "Es liegt nicht an mir zu sagen, ob das gut oder falsch ist, dafür sind andere Leute zuständig und die entscheiden." <<

    Immer schön die Verantwortung auf andere schieben. Das die Politik versagt ist ja bekannt.
    Was hindert die Anderen eigentlich daran von sich aus dieses Spiel unter 2G+ durchzuführen?
    Dann hätte vlt. auch ich mal Respekt gezollt. Die wollen auch bloß Kohle machen und die Zuschauer sind ihnen egal.
    Unverantwortlich so etwas.

  8. 5.

    Eben, im Zug, einem geschlossenen Raum, ohne zu wissen, ob die dich Umgebenden überhaupt getestet sind.

    Ich finde, das ist schon ein erheblicher Unterschied zu einem Stadion (an frischer Luft) mit Immunisierten.

    Dass man allein bei der Masse an Menschen so seine Bauchschmerzen hat, kann ich jedoch voll verstehen. Vor allem weil auch viele von den Besuchern ja ebenfalls anschließend gemeinsam in einen Zug steigen. Aber wie gesagt, nicht gänzlich ohne jeglichen Nachweis.

  9. 4.

    „ dazu keine Maskenpflicht am Platz,“
    Und ich sitze morgen 4,5 Stunden mit Maske im Zug - ich könnte mich immer noch aufregen !!!

  10. 3.

    Ich warte auf den dritten Teil:

    Darum gewinnt das Virus das Derby!

  11. 2.

    "Aktuell ist der 1.FC Union zumindest sportlich die Nummer eins der Stadt." Auch bei diesem Text gilt: Nummer eins wird allein im direkten Duell entschieden. Nicht anhand der Tabelle, nicht anhand von Mitgliederzahlen, Stadiongröße oder Grashalmhöhe. Offenbar hat man in der Sportredaktion noch nie davon gehört.

  12. 1.

    Als Köpenickerin sage ich natürlich: Eisern.
    Und: Es ist schön, die Fans wieder hier zu haben.

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