Hertha vor dem Spiel gegen Augsburg - Auf der Suche nach der Spritzigkeit
Vor dem Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und dem FC Augsburg fragt sich so mancher Fußballfan, warum die Offensive der Berliner in den letzten Wochen schwächelte. Im Verdacht: Personalfragen - aber auch das Training.
Das Personal
Eigentlich hätte Herthas Sturmhoffnung Stevan Jovetic schon im Hauptstadtderby wieder mitmischen sollen. Doch dann war der Montenegriner nach einer zwischenzeitlichen Freitestung erneut positiv auf Corona getestet und isoliert worden. Das Mannschaftstraining hat der Traumtor-Schütze aus dem Leverkusen-Spiel zwar immer noch nicht aufgenommen, doch laut Trainer Pal Dardai wird Jovetic gegen Augsburg auf jeden Fall im Kader stehen. Ob das auch für den zuletzt an einer Oberschenkel-Verletzung laborierenden Vladimir Darida gilt, blieb hingegen offen. Ansonsten kann Hertha BSC personell fast aus dem Vollen schöpfen.
Es fehlen: Dedryck Boyata (Rot-Sperre), Rune Jarstein (Folgen einer Corona-Infektion), Lukas Klünter (Schulter-Verletzung)
Die Form
Nur ein Punkt holte die Hertha in den letzten drei Bundesliga-Spielen. Und auch wenn darunter zwei Auswärtsspiele waren und im Heimspiel gegen Leverkusen (vom späten Ausgleich einmal abgesehen) vieles stimmte, sorgte vor allem die 0:2-Niederlage im Berliner Derby für Ernüchterung.
Offensiv sei der Auftritt seiner Mannschaft wie schon beim Spiel in Hoffenheim "zu dünn" gewesen, so Trainer Pal Dardai. Auch habe ihm die Körpersprache nicht gefallen, zudem sei die Spritzigkeit "irgendwie nicht da" gewesen, um wirklich torgefährlich zu werden. "Ehrlich" wolle er bei der Analyse sein, so Dardai, der sich dabei nicht ausnehmen wolle und seine Spieler deshalb auch fragte, "ob wir zu viel trainiert haben".
Der Gegner
Wie auch immer sie in Augsburg zuletzt trainiert haben: Es scheint richtig gewesen zu sein. Mit 2:1 schlug die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl den FC Bayern München und holte damit den zweiten Sieg aus den letzten drei Spielen. Und auch bei der 0:1-Niederlage zuvor in Wolfsburg waren die Augsburger alles andere als chancenlos.
Danach hatte es zu Saisonbeginn lange nicht ausgesehen. Die Mannschaft verlor teils deutlich (0:4 gegen Hoffenheim, 1:4 gegen Leverkusen, 0:3 in Freiburg, 1:4 in Mainz) und fand sich rasch im Tabellenkeller wieder. Zu Saisonbeginn hatte Augsburg mit vielen Verletzungssorgen und Fitness-Rückständen zu kämpfen. Dazu kamen interne Querelen um Manager Stefan Reuter, dem von Klub-Chef Klaus Hofmann indirekt die sportliche Talfahrt der letzten Jahre angekreidet wurde. Dann habe es "richtig gekracht, in alle Richtungen", wie Hofmann sagte - und seither läuft es beim FCA.
Herthaner im Fokus
Es ist ein "Ausgerechnet"-Spiel, dieses Duell zwischen Hertha und Augsburg. Schließlich spielen mit Herthas Marco Richter und Augsburgs Arne Maier zwei Spieler auf, die vor der Saison noch beim jeweiligen Gegner unter Vertrag standen. Beide galten bei ihren Ex-Vereinen lange Zeit als große Talente. Beide warteten allerdings auch vergeblich auf den nachhaltigen Durchbruch. Bei der Hertha ist Marco Richter nun immerhin gesetzt. Drei Scorerpunkte in zwölf Spielen sind bei immer wieder ansprechenden Leistungen aber auch noch kein Ausrufezeichen. Dass sich der Lust- und Instinktfußballer Marco Richter gegen seinen Ex-Verein zu einer außergewöhnlichen Leistung aufschwingt, scheint allerdings zumindest gut möglich. Damit es anschließend heißt: "Ausgerechnet der Ex-Augsburger Marco Richter beschert Hertha einen wichtigen Sieg!"
Besonderheiten
Maximal 39.738 Fans dürfen das Spiel zwischen Hertha und Augsburg im Berliner Olympiastadion besuchen - unter 2G-Plus-Regeln. Darauf haben sich Verein und Berliner Senat verständigt. Allerdings lag der Zuschauerschnitt bei Gast-Spielen des FC Augsburg in Berlin auch schon vor Corona bei nur etwa 45.000, allzu viele enttäuschte Ticket-Wünsche dürfte es also - wenn überhaupt - nicht geben.
Aber es gibt auch gute Nachrichten von und für die Hertha-Fans, denn der Klub hat inzwischen die Marke von 40.000 Mitgliedern überschritten. Und ist zumindest in dieser Hinsicht die Nummer eins in der Stadt. Stadtrivale Union verzeichnete zum 30. September dieses Jahres 39.517 Mitglieder.
Sendung: rbb UM6, 25.11.2021, 18 Uhr