Jahres-Abschluss in Bochum - Union Berlin gewinnt emotionales Spiel an der Castroper Straße

Beim letzten Auftritt im Jahr 2021 sorgt Union Berlin für einen gelungenes Hinrunden-Finale. Beim unbequemen Aufsteiger VfL Bochum entführten die Köpenicker drei Punkte. Ex-Bochumer Luthe parierte glänzend. Der frisch vermählte Kruse entschied das Spiel.
In der letzten Partie des Jahres hat der 1. FC Union Berlin ein hart umkämpftes Auswärtsspiel für sich entschieden. Das Team von Trainer Urs Fischer bezwang den VfL Bochum vor rund 13.500 Zuschauern mit 1:0. Das Tor des Tages erzielte Max Kruse mit einem sehenswerten Dropkick in der 16. Minute. Mit dem Auswärtserfolg sorgten die Köpenicker, die zuvor nur einen Sieg aus fünf Spielen einfahren konnten, für einen gelungenen Jahres-Abschluss. In der Tabelle rückt Union Berlin auf den 6. Rang vor.
Ausgerechnet Luthe mit dem ersten Aufreger
Die rund 13.500 Zuschauer im Ruhrstadion an der Castroper Straße spendeten Unions Torwart Andreas Luthe vor Spielbeginn einen warmen Applaus. Der 34-Jährige wuchs nur eine halbe Autostunde von Bochum entfernt auf, war insgesamt 16 Jahre für den VfL aktiv. Und ausgerechnet Luthe war es dann, der für den ersten Aufreger der Partie sorgte: Der Bochumer Angreifer Christopher Antwi-Adjei stürmte über die linke Seite aufs Unioner Gehäuse zu, nur Verteidiger Paul Jaeckel war noch an ihm dran. Der aus dem Tor herausgeeilte Torhüter räumte beide Spieler ab – was ein gellendes Pfeifkonzert zur Folge hatte in dem Stadion, in dem Luthe als Kind gemeinsam mit seinem Vater in der Ostkurve stand und den VfL anfeuerte.
Nachdem die erste Viertelstunde ohne Torgelegenheit verstrichen war, brachte Bastian Oczipka von der linken Seite eine hohe Flanke auf den langen Pfosten, diese landete bei Grischa Prömel. Per Kopf legte er zurück auf Max Kruse, der komplett unbehelligt auf zentraler Position gewartet hatte. Kruse ließ die Kopfball-Ablage einmal aufprallen, dann schweißte er die Kugel aus 14 Metern hart und unhaltbar in den rechten Winkel. Ein Traumtor durch den Mann, der nur zwei Tage zuvor seine Traumfrau geheiratet hatte.
Soares verhindert 0:2
In der Folge erkämpften sich die Hausherren zunehmend mehr Spielanteile, waren vor lautstarker heimischer Kulisse zunächst die engagiertere Mannschaft. Doch Unions Abwehr stand gewohnt kompakt, sodass sich die Bochumer Angriffsbemühungen spätestens im letzten Spielfeld-Drittel auflösten in Fehlpässe oder Zweikampfverluste.
Eine zwingende Gelegenheit hatten zum Ende des ersten Durchgang wieder die Gäste aus Berlin, die eine sehenswerte Stafette über Taiwo Awoniyi, Max Kruse und Christopher Trimmel vollführten, wobei der Bochumer Soares den Abschluss von Kapitän Trimmel noch abblocken konnte.
In der zweiten Hälfte drückt Bochum
Direkt nach dem Seitenwechsel entwickelte sich eine kurzweilige Partie mit einer Reihe an Offensivaktionen beider Mannschaften. Die gefährlichste Chance verzeichneten zunächst die Bochumer nach 50 Minuten durch Konstantinos Stafylidis, der aus der Distanz draufhielt. Andreas Luthe, dem durch die eigenen Verteidiger die Sicht verdeckt war, hatte Glück, dass der satte Schuss nicht platziert genug war und der Keeper letztlich klären konnte.
Nach einer Stunde hätte der Ausgleich dann fallen müssen. Nachdem Rexhbecaj von außerhalb des Strafraums abzog und Luthe zu einer glänzenden Parade zwang, fiel der Abpraller direkt vor die Füse des Bochumers Milos Pantovic. Der Außenstürmer war offenbar zu überrascht, um zu verwerten – er setzte den Ball weit übers Tor.
Die Bochumer setzten sich nun fest in Unions Hälfte. In der 80. Minute hatte der kurz zuvor kläglich gescheiterte Angreifer Pantovic beinahe seinen großen Auftritt. Aus sieben Metern zog er ab, diesmal schien es, als wäre Andreas Luthe tatsächlich geschlagen, doch der Ball knallte an die Latte. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Bochumer ein Remis redlich verdient gehabt. Doch auch in den vier Minuten Nachspielzeit gelang den Bochumern keine zwingende Gelegenheit mehr. Es blieb beim 1:0 für die Gäste aus Berlin, die sich nach wettbewerbsübergreifend 27 Partien in der Hinrunde auf erholsame Weihnachtsferien freuen dürften.
Im Nachgang der Partie ließ Torschütze Max Kruse im ARD-Interview seinem Frust über das Verhalten der Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion freien Lauf. "Schon beim Aufwärmen wird man hier beleidigt", sagte er. Die Unioner Bankspieler seien mit "Bier beworfen" worden. Tatsächlich fingen TV-Bilder ein, wie zahlreiche Bierbecher von der Haupttribüne aus aufs Spielfeld flogen, als der Unioner Rani Khedira nach seiner Auswechslung an ihr vorbeiging.
Die Kurzanalyse
Passend zum Jahresabschluss verdeutlichte die Partie beim VfL Bochum, was die Unioner in der Hinrunde so stark gemacht hat - aber auch, woran die Mannschaft in der Winterpause unbedingt arbeiten sollte.
Bei den Stärken hervorzuheben war in Bochum einmal mehr die Teamleistung und der unbedingte Wille zum Erfolg. Vor der emotionalen Kulisse im Bochumer Ruhrstadion drei Punkte mitzunehmen gelang außer Union in dieser Saison bisher nur der Hertha. Auch die Fünfer-Abwehrreihe stand erneut dicht und ließ Bochumer Offensivaktionen in den meisten Fällen abprallen. Gelang dies nicht, war es wie bereits am vorigen Spieltag gegen den SC Freiburg der Torwart Andreas Luthe, der durch geistesgegenwärtiges Stellungsspiel und schöne Paraden seine Unioner im Spiel hielt.
Wahr ist aber auch: Dass die Partie bei den aufmüpfigen Bochumern bis zum Schluss so spannend blieb, lag wieder einmal an der mangelnden Offensivkraft von Union Berlin. Awoniyi, der erneut ohne Tor blieb, fehlte das Durchsetzungsvermögen. Unions Offensivspiel fehlte Kreativität und eine zugrundeliegende Idee.
Einer schönen Kombination zwischen Oczipka, Prömel und Kruse ist es zu verdanken, dass Union das Kalenderjahr mit einem Sieg beenden durfte.
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Sendung: rbbUM6, 18.12.21, 18 Uhr