Dämpfer für Korkut - Hertha verliert deutlich gegen Mainz 05
Hertha BSC kassiert eine herbe Niederlage gegen 1. FSV Mainz 05. Die Mannschaft von Tayfun Korkut war eigentlich nach Mainz gereist, um ihren zaghaften Aufwärtstrend zu bestätigen. Doch die Abwehr erlaubte sich zu viele Aussetzer.
Hertha BSC hat am 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga eine herbe Pleite kassiert. Im Auswärtsspiel gegen 1. FSV Mainz setzte es am Dienstagabend eine 0:4-Niederlage. Die Tore für die Rheinhessen erzielten Lee (19. Minute), Hack (41.), Widmer (49.) und Boetius (80.).
Widmer steht völlig frei im Sechzehner
Das Spiel bei den heimstarken Mainzern sollte eine Antwort darauf liefern, ob der überzeugende Sieg gegen Arminia Bielefeld in der Vorwoche tatsächlich eine Trendwende bedeutete oder ob die Herthaner gegen die Ostwestfalen eher einen zwischenzeitlichen Gute-Laune-Erfolg abgestaubt hatten – beim Tabellenvorletzten.
Gegen Mainz veränderte Korkut die Anfangsformation im Vergleich zur Partie gegen Bielefeld nur auf einer Position: Lucas Tousart startete für Marco Richter im Mittelfeld. Im Sturm setzte der Trainer erneut auf das Duo Stevan Jovetic und Ishak Belfodil, das in den vorigen beiden Bundesligapartien so gut harmoniert hatte.
Die Hausherren begannen drückend, allerdings ohne nennenswerte Torgelegenheit. Die in die Defensive gedrängte Hertha stemmte sich den Mainzern kraftvoll entgegen. Das funktionierte bis zur 19. Minute, als die Gastgeber die erste zwingende Offensivaktion einleiteten. Diese mündete direkt in einen Treffer: Moussa Niakhaté flankte von der rechten Seite auf den langen Pfosten zum allein gelassenen Silvan Widmer. Der leitete per Kopf zielgenau weiter auf Jae-sung Lee, der ebenfalls mit einem Kopfball die Führung klarmachte.
Zweiter Treffer ebenfalls nach Flanke
Das in den letzten beiden Spielen über weite Strecken wohlorganisierte Hertha-Spiel wirkte plötzlich labil und fahrig. In der 23. Minute kamen die Mainzer zu mehreren Abschlüssen im Berliner Strafraum. Nachdem Dedryck Boyata und Darida sich jeweils erfolgreich in die Schusslinie geworfen hatten, kam Widmer an den Ball und setzte diesen aus 16 Metern nur knapp am Gehäuse vorbei.
Aufsehen erregte die Auswechslung des Mannes der Stunde: Bereits in der 31. Minute ging Stevan Jovetic vom Platz, in den vergangenen beiden Partien hatte er dreimal getroffen. Der Montenegriner hatte sich ohne Fremdeinwirkung eine Verletzung zugezogen, offenbar am Knie. Für ihn kam Davie Selke. Der sorgte gleich für die erste Chance der Gäste: relativ unbedrängt köpfte er aus sieben Meter knapp über das Tor von Robin Zentner.
Das 2:0 für die Mainzer folgte einer ähnlichen Dramaturgie wie das erste Tor: Von halbrechter Position flankte Anton Stach auf Alexander Hack, der vorher auf der linken Strafraumseite bereits heftig gestikulierend darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sich offenbar kein Herthaner für ihn verantwortlich fühlte. Der Ball landete nach einem Aufsetzer bei ihm, Hack hatte genug Zeit, um genau Maß zu nehmen, er schoss letztlich unhaltbar ins lange Eck.
Die Entscheidung fällt früh in der zweiten Hälfte
In der Halbzeitpause wechselte Korkut Marco Richter für Deyovaisio Zeefuik ein, dazu kam Routinier Kevin-Prince Boateng für Tousart. Doch auch die frischen Kräfte konnten einer sehenswerten Mainzer Kombination nichts entgegensetzen: Aaron Martin Caricol bekam den Ball auf der linken Seite nahe der Grundlinie und bediente mit scharfer Hereingabe den in den Fünfmeterraum rauschenden Widmer. Der Verteidiger nickte kraftvoll ein in den Winkel zum 3:0.
In der 56. Minute verließ Herthas Mittelfeldstratege Suat Serdar den Platz, er hatte sich wohl am Knie verletzt, für ihn kam Maolida. Zehn Minuten später holte Korkut Angreifer Ishak Belfodil vom Feld, für ihn kam Krzysztof Piatek. Dass mit Serdar und Belfodil zwei der Überflieger der letzten beiden Spiele kapitulieren mussten, stand dann auch sinnbildlich für den Abend.
In der 80. Minute versäumte Boateng, an der eigenen Strafraumkante konsequent gegen den eingewechselte Jean-Paul Boetius zu verteidigen. Dieser spielte einen unbedrängten Doppelpass mit Teamkollege Paul Nebel und schloss dann traumhaft aus 16 Metern in den langen Winkel ab zum 4:0-Endstand.
Die Kurzanalyse
In der dritten Partie unter Trainer Tayfun Korkut ließen es die Spieler auf dem Platz an nahezu allen Tugenden vermissen, die die Mannschaft in den vergangenen beiden Partien noch ausgezeichnet hatte: Suat Serdars kreative Zuspiele und überraschenden Laufwege, Herthas druckvolle und hochstehende Defensive, das neue Angriffs-Traumduo aus Belfodil und Jovetic - von alledem war wenig bis nichts zu sehen.
Stattdessen hatten die Mainzer über weiter Strecken größte Entfaltungsmöglichkeiten auf den Flügelpositionen, sorgten dann mit hohen Bällen für Gefahr und konnten sich zusätzlich immer wieder problemlos an den Sechzehner herankombinieren. Am Ende konnte Hertha dankbar sein, nicht noch mehr Tore kassiert zu haben.
Sendung: rbb24, 14.12.2021, 22:15 Uhr