Union Berlin vor dem Jahresabschluss - Zwischen Bilanz und Bochum
Zum Ausklang der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga werden die Fans nochmals mit einer englischen Woche belohnt. Bei Union Berlin zogen sie vor dem Spiel in Bochum trotzdem schon vorsichtig Bilanz.
Am Tag nach dem 0:0 gegen den SC Freiburg hieß es Bilanz ziehen beim 1. FC Union Berlin. Zwar steht am Samstag (15.30 Uhr) noch eine Partie beim VfL Bochum an, ehe die Fußball-Bundesliga in die Weihnachtspause geht. Am Gesamtbild dieser Hinrunde würde aber wohl selbst eine Niederlage wenig verändern.
So schieden die Berliner bei der Rückkehr auf die internationale Bühne zwar bereits in der Gruppenphase der Conference League aus. Trotzdem, so Kapitän Christopher Trimmel im Rahmen einer Medienrunde, sei vor allem das Abschneiden in der Bundesliga aller Ehren wert: "Wir spielen in der Bundesliga eine Bomben-Hinrunde, trotz der ungewöhnlichen, internationalen Belastung. Wir sind absolut im Soll und sogar besser unterwegs, als wir gedacht hätten. Die Rotation vom Trainer greift."
Unions Kader ist zu groß
Dabei hat die Rotation auch Christopher Trimmel immer mal wieder aus der Startelf gespült. Auch weil sein Konkurrent auf der Rechtsverteidiger-Position, Julian Ryerson, sich weiterentwickelt habe, wie Trimmel anerkennt. "Konkurrenzkampf belebt das Geschäft und wenn man den annimmt, dann entwickelt sich auf jeder weiter", so Trimmel. Doch die Medaille hat auch ihre Kehrseite. Angesichts des Umbruchs im Kader vor der Saison sei es klar gewesen, dass es schwer werde, die Stimmung in der Kabine hochzuhalten, so Trimmel: "Wir haben viele unzufriedene Spieler und einen großen Kader."
Ein Punkt, den auch Sportdirektor Oliver Ruhnert klar ausgemacht hat. Im Interview mit dem "Kicker" sagte der 50-Jährige, die optimale Kader-Größe liege für ihn bei einer Anzahl von 27,28 Spielern. Aktuell liegt Union bei einer Kadergröße von 31 Profis. Als mögliche Abgänge führt der "Kicker" die Namen von Anthony Ujah (31), Suleiman Abdullahi (25), Pawel Wszolek (29), Keita Endo (24), Rick van Drongelen (22), Jakob Busk (28) und Youngster Fabio Schneider an, die allesamt auf wenig bis gar keine Einsatzzeiten gekommen sind.
Union hat etwas "liegenlassen"
Unangefochtener Stammspieler und Leistungsträger hingegen ist Max Kruse. Auch wenn der nach Taiwo Awoniyi zweitbeste Scorer (sechs Torbeteiligungen) Unions gegen den SC Freiburg 90 Minuten auf der Bank schmorte. Ein Schicksal, das Trimmel allein in der Bundesliga sechs Mal durchleiden musste und über das er in Hinblick auf Kruse sagt: "Max ist wichtig für die Mannschaft, vor allem durch seine Kreativität. Es ist auch normal, dass er mal geschont wird." Und immerhin wurde selbst auf der von Rotation zumeist verschonten Position des Torhüters munter getauscht bei Union. So absolvierte Stammtorwart Andreas Luthe zwar alle Bundesliga-Partien, aber nur drei von sechs Europapokal-Spielen.
Dabei ist Luthe keiner, der freiwillig auf Einsätze verzichtet. "Ich freue mich über jedes Spiel, was ich machen kann", so Luthe im Zuge der Medienrunde, der auf "eines der erfolgreichsten Jahre meiner Karriere" zurückblicken kann. Auch, wenn man sagen könne, so Luthe, "dass wir ein bisschen was haben liegenlassen". Angesichts von Tabellenplatz acht und nur drei Punkten Rückstand auf eine Platzierung, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde, eine erstaunliche Aussage und Ausweis dafür, auf welchem Niveau sich der 1. FC Union Berlin inzwischen bewegt.
Luthes Wiedersehen mit der eigenen Vergangenheit
Um Anschluss zu halten an die vorderen Plätze, wäre ein Sieg am letzten Hinrunden-Spieltag äußerst hilfreich. Dabei ist Gegner und Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum mit Rang zwölf selbst eine Art Überraschungsteam der Saison. Für Andreas Luthe ist die Partie aber auch ansonsten eine besondere. Luthe spielte zwischen 2001 und 2016 für den VfL, er hat dort "mit sechs oder sieben" sein erstes Bundesligaspiel gesehen.
Auch deshalb, so Luthe, hätte er gern alle Karten für die Partei im Ruhrstadion gehabt, "zumindest lautete meine Anfrage, dass ich so viele bekomme wie es geht". Der VfL sei sein Verein. Gewinnen will Andreas Luthe trotzdem. "Wir wollen was mitnehmen", so der 34-Jährige. Allein schon, damit auch die Bilanz nach der Bilanz noch positiv ausfällt. Gerade in der alten Heimat.
Sendung: rbb UM6, 16.12.2021, 18 Uhr