Abzug falls Virusvariantengebiet - Union kritisiert Abläufe rund um Abstellung von Awoniyi für den Afrika Cup

Am 1. Januar startet der 1. FC Union in die Rückrunden-Vorbereitung. Fehlen wird Taiwo Awoniyi, der beim Afrika Cup weilt. Die Umstände der Abstellung kritisierte nun Manager Oliver Ruhnert. Zudem äußerte sich der Klub zur Zuschauerfrage.
Der 1. FC Union beklagt bei der Abstellung von Top-Stürmer Taiwo Awoniyi für den Afrika Cup eine schlechte Informationspolitik. "Die Vereine (die ihre Spieler zum Afrika Cup schicken, Anm. d. Red.) sind sehr, sehr unglücklich", sagte Manager Oliver Ruhnert bei einer digitalen Medienrunde am Mittwoch. So liege auch dem Fußball-Bundesligisten nach wie vor kein Hygienekonzept für das Kontinental-Turnier vor. Deshalb habe der Klub "immer noch Schwierigkeiten nachzuvollziehen, wie der Ablauf ist", so der 50-Jährige. Ruhnert kritisierte auch, dass die Nominierung Awoniyis für das Nationalteam Nigerias erst "sehr, sehr spät" erfolgt sei.
Awoniyi fehlt in bis zu fünf Pflichtspielen
Dennoch sei es ein offizielles Turnier und der Klub habe das "zunächst einmal zu respektieren". Bei der Verpflichtung von Awoniyi habe man gewusst, dass es im Januar einen Afrika Cup gebe. Die Kontinental-Meisterschaft in Kamerun beginnt am 9. Januar und endet knapp einen Monat später am 6. Februar. Awoniyi trifft mit Nigeria in der Gruppenphase zunächst auf Ägypten, Guinea-Bissau und den Sudan.
Schafft es die nigerianische Nationalmannschaft mit Awoniyi ins Finale, würde der 24-Jährige fünf Pflichtspiele der Köpenicker verpassen - neben vier Bundesliga-Duellen auch das Pokal-Derby bei Hertha BSC. Eine klare Schwächung für die Köpenicker. "Er fehlt uns. Das ärgert uns natürlich und ist nicht gut für uns, weil wir ihn im Januar ohne jede Frage vermissen werden", sagte Ruhnert. Mit neun Liga-Toren ist der Nigerianer aktuell der treffsicherste Unioner.
Virusvariantengebiet würde zu Abzug führen
Eine Wendung könnte erfolgen, sollte Kamerun vom Hochrisiko- zum Virusvariantengebiet werden. Die Folge: Alle Spieler müssten nach der Rückkehr vom Kontinental-Turnier für 14 Tage in häusliche Quarantäne. Ihre Ausfallzeit würde sich also weiter verlängern."Dann wird es schwierig, diesen Afrika Cup so durchzuführen, wie er bisher geplant ist", sagte Ruhnert.
Der Druck von den Vereinen auf die FIFA "würde dann sicher insgesamt so groß, dass man schauen müsste, wie damit umgegangen wird". Der 1. FC Union werde Awoniyi bei einem solchen Szenario abziehen. Das sei mit dem Spieler und seinem Berater besprochen. Nach der Einstufung eines Landes zum Virusvariantengebiet bleiben dafür 48 Stunden Zeit.
Auswirkungen auf Transfer-Verhalten
Aktuell stelle man sich aber auf ein Fehlen Awoniyis ein - und arbeite mit dem Status Quo, so Ruhnert: "Der Spieler steht nicht zur Verfügung, Kamerun ist Hochrisikogebiet, der Spieler ist geimpft und kommt nach dem Afrika Cup zurück und steht dann wieder zur Verfügung." Das könne auch Auswirkungen auf das Verhalten auf dem Transfermarkt haben, sagte der Manager. Das heißt: Möglicherweise abwanderungswillige Offensivspieler müssen sich wohl gedulden. Man brauche auf jeden Fall einen Kader, "der den Januar erfolgreich bestreiten kann".
Große personelle Veränderungen sind ohnehin nicht zu erwarten - zumindest nicht mit Blick auf auf neue Spieler: "Ich glaube, dass sich auf der Zugangsseite nicht viel ergeben wird", sagte Ruhnert. Bei Abwehr-Neuzugang Dominique Heintz habe man eine Gelegenheit ergriffen, "die sich für uns wahrscheinlich nur jetzt im Winter ergeben hat, weil wir ihn im Sommer wohl nicht mehr hätten bekommen können, da andere Vereine auch schon bemüht waren, den Spieler zu verpflichten". Es sei ein Wechsel, der direkt helfen könne, aber auch über die Saison hinaus.
Arbeit: "Wenn wir 3.000 reinlassen dürfen, lassen wir 3.000 rein"
Wie viele Zuschauer Heintz und Co. beim Heimauftakt des 1. FC Union verfolgen können, ist noch unklar. Fakt ist: Der Klub würde auch für nur 3.000 Fans die Stadiontore öffnen. Laut der aktuell gültigen Corona-Schutzverordnung in der Hauptstadt wären so viele Personen unter 2G-plus-Bedingungen plus FFP2-Maske erlaubt. "Wenn wir 3.000 reinlassen dürfen, lassen wir 3.000 rein", betonte Mediendirektor Christian Arbeit. Das sei "selbstverständlich".
Allerdings wird die erste Bundesliga-Partie im Jahr 2022 in Köpenick erst am 15. Januar angepfiffen, Gegner wird die TSG 1899 Hoffenheim sein. Eine Woche vorher beginnt der zweite Saisonabschnitt für die Eisernen auswärts gegen Bayer 04 Leverkusen. Ob es wirklich zu einer begrenzten Zahl von Fans oder doch womöglich einer Geisterkulisse kommt beim ersten Heimspiel des Tabellensiebten aus Berlin, vermochte Arbeit auch nicht einzuschätzen. "Es fällt uns allen recht schwer, eine Prognose zu machen, wann welche Regelung gelten könnte", sagte er.
Sendung: Inforadio, 29.12.2021, 13:15 Uhr