Schwere Aufgabe in Bochum - Die fünfte Partie in 16 Tagen

Fr 17.12.21 | 19:49 Uhr | Von Shea Westhoff
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Urs Fischer
Bild: imago images/Matthias Koch

Am Samstag will Union Berlin eine erfolgreiche Hinrunde krönen. Beim VfL Bochum müssen die Köpenicker dafür allerdings ihr kleines Formtief überwinden. Eine knifflige Aufgabe, zumal das Ruhrstadion als Festung gilt. Union-Keeper Luthe kennt sich da jedoch aus.

Personal

Trainer Urs Fischer kann sich seine Wunschformation frei zusammenstellen, ihm steht nahezu der komplette Kader für die Aufgabe am Samstag in Bochum zur Verfügung. Nur das 19-jährige Eigengewächs Laurenz Dehl fehlt weiterhin verletzt.

Die Form

Nüchtern betrachtet muss man es so sagen: Nach einer zunächst herausragenden Hinrunde der Köpenicker scheint zum Jahresende die Luft raus zu sein. Wettbewerbsübergreifend gelang der Mannschaft in den vergangenen fünf Partien lediglich ein Sieg – eine Ergebniskrise, gemessen an den neuen Ansprüchen der Unioner.

Tatsächlich aber sollte man die hohe Belastung nicht außer Acht lassen. Mit der Partie am kommenden Samstag beim VfL Bochum werden die Unioner bereits ihre fünfte Partie innerhalb von nur 16 Tagen bestritten haben.

Und dennoch muss der Mannschaft konstatiert werden, dass sie selbst während der Europapokal-Doppelbelastung immerzu engagiert und siegeshungrig aufgetreten ist, zuletzt zu begutachten beim sehr unterhaltsamen 0:0 gegen den SC Freiburg. Die Defensive stand größtenteils stabil. Allein in der Offensive fehlte es oft an Mut und kreativen Einfällen, teils auch an Kaltschnäuzigkeit. Und: Das Angriffsspiel ist zu abhängig von Topstürmer Taiwo Awoniyi. Der Nigerianer traf in besagten fünf Partien nur gegen RB Leipzig – es war der einzige Sieg für Union Berlin.

Um im Training mit den Offensivkräften am Thema Chancenverwertung zu arbeiten, dafür sei in den vergangen Wochen tatsächlich zu wenig Zeit gewesen, wie Urs Fischer auf der Pressekonferenz am Freitag betonte. Für die Spieler, die bei den Partien auf dem Platz standen, "stand die Regeneration im Vordergrund", sagte er.

Der Gegner

Trotz der überraschenden 0:2-Pleite gegen Arminia Bielefeld vom vergangenen Dienstag zählt der VfL Bochum genau wie Union Berlin für viele Beobachter zu den Überraschungen dieser Bundesligasaison. Sechs Siege hat der Aufsteiger bereits gesammelt, auch dank der sechs Treffer eines alten Berliner Bekannten: Sebastian Polter. Von 2017 bis 2020 stürmte der 30-Jährige für die Unioner.

Urs Fischer zollte den Bochumern am Freitag Anerkennung für die bisherige Leistung. "Die machen es einfach gut", sagt er. Trainer Thomas Reis habe eine Spielidee gefunden, die zur Mannschaft passe. Für die Gegner sei diese "nicht einfach zu bespielen, nicht einfach zu verteidigen. Da werden wir gefordert sein."

Insbesondere die Heimstärke des Tabellenzwöflten ist gefürchtet. Der VfL kassierte vor heimischer Kulisse in der gesamten Hinserie eine einzige Niederlage (4. Spieltag, 1:3 gegen Hertha BSC). Es sei "eine tolle und einzigartige Stimmung in Bochum", sagte Urs Fischer, der das Ruhrstadion noch von einer Begegnung aus der Zweitliga-Saison 2018/2019 kennt. Gemäß der Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen darf der VfL Bochum sein Stadion zur Partie gegen Union Berlin zur Hälfte auslasten, es werden also rund 13.500 Fans erwartet.

Unioner im Fokus

Das Spiel in Bochum ist für den Routinier Andreas Luthe eine Reise in die Heimat. 15 Jahre lang trug der Torwart das Trikot des VfL, zunächst in der Jugend, später für die erste und zweite Mannschaft. Er stand gemeinsam auf dem Platz mit Bochumer Ikonen wie Paul Freier und Vahid Hashemian – Namen, die für glanzvollere Zeiten des VfL stehen. Bochum sei "mein Verein", sagte Luthe im Vorfeld der Partie und betonte seine nach wie vor enge Bindung zum Klub aus dem Ruhrgebiet. Und trotzdem: "Wir wollen was mitnehmen", sagte der Torwart.

Schon am vergangenen Mittwoch unterstrich er mit seinen Leistungen, wie wichtig er derzeit für Union Berlin ist. Dass die Köpenicker gegen Freiburg ohne Gegentor blieben, war insbesondere dem Keeper zu verdanken. Mehrfach stürmte er gedankenschnell aus dem Tor und vereitelte unter vollem Einsatz seiner 1,97m-Körpergrößte Großchancen der Breisgauer. Das Publikum an der Alten Försterei quittierte seine Abwehraktionen mit frenetischen "Luthe"-Sprechchören. Zum fünften Mal behielt er in dieser Bundesligasaison die weiße Weste. Gut möglich, dass Luthe bei den heimstarken Bochumern erneut zum Schlüsselspieler wird.

Sendung: rbb24, 18.12.2021, 21:45 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

4 Kommentare

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  1. 4.

    Zitat: "5 mal 90 Minuten in 16 Tagen."

    Sie haben bei Ihrer Milchmädchenrechnung vergessen, dass die Spieler täglich zum Training antreten müssen. Das ist nämlich der Hauptbestandteil ihres Jobs - und nicht nur die 90+ min, die in Punktspielen zu absolvieren sind, Emil.

  2. 3.

    Das erschließt sich mir auch immer nicht richtig. Und doch scheint die physische und mentale Belastung in wichtigen Spielen so groß zu sein, dass selbst die Topspieler des FCB bei Mehrfachbelastung dieser Tribut zollen müssen. Trotzdem halte ich die Gesamtleistung von Fußballprofis für nicht so großartig wie ihre Bezahlung. Man kann es versöhnlicher sehen: Das sind Unterhaltungskünstler, die schon in jungen Jahren ihren Job beenden (bzw. wechseln) müssen und bis dahin möglichst viel Geld verdienen wollen. Auch riskieren sie natürlich stets ihre Gesundheit, da schwere Verletzungen durchaus häufig auftreten. Das sind halt moderne Gladiatoren, und das Volk will Brot UND Spiele.

  3. 2.

    5 mal 90 Minuten in 16 Tagen. In 16 Tagen arbeitet ein Vollzeitbeschäftigter mehr als 84 Stunden für einen geringen Bruchteil des Einkommens eines Fussballspielers.
    Ich kann die die beschriebene Belastung in diesem Bericht nicht erkennen.
    Oder umgekehrt: Welche Belastung muss eigentlich ein einfacher Arbeitnehmer auf sich nehmen?

  4. 1.

    Da müssen die Profis mal richtig ran. Es heißt nicht umsonst englische Woche. 3-Games-Week ist in der englischen Liga viel öfter. Auch deswegen die Liga dort die stärkste der Welt. Der Leistungsdruck ist höher als in Deutschland. Union packt das schon, sind ja keine Weicheier.

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