Neue Regelung des NOFV - Verband erlaubt politische Trikotwerbung in bestimmten Fällen

Do 09.12.21 | 18:12 Uhr
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Tebe Berlin
Bild: imago images/opokupix

Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) will politische Trikotwerbung ab sofort nicht mehr grundsätzlich verbieten. Laut neuer Fassung seiner Spielerordnung ist Werbung "für politische Gruppierungen und mit politischen Aussagen" zwar auch weiterhin nicht gestattet. Von nun an soll es allerdings Ausnahmen geben, wie der Verband am Donnerstag mitteilte.

Diese sollen unter anderem dann gelten, wenn die Werbung geeignet sei, "rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie anderen homophoben, diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entgegenzuwirken", so der NOFV.

Schon im Oktober Ausnahmegenehmigung gewährt

Anlass der Modifizierung war der Trikotstreit des Verbandes mit Tennis Borussia Berlin. Der Regionalligist wollte die vakante Trikot-Werbefläche dem Opferfonds Cura zu Verfügung stellen, der Betroffene rechter Gewalt finanziell unterstützt. Der NOFV hatte das Vorhaben unter Hinweis auf die Spielordnung, Paragraf 25 Ziffer 8 abgelehnt, unter der "Werbung für politische Gruppierungen und mit politischen Aussagen nicht genehmigt" werden. In dem Zusammenhang hatte der Verband bereits angekündigt, den Passus in der Spielordnung zu modifizieren.

Schon im Oktober hatte der NOFV eine Ausnahme gewährt. Beim Regionalligaspiel gegen Lok Leipzig im Oktober durfte der Potsdamer Klub SV Babelsberg 03 mit dem Schriftzug "Toleranz seit 1685" auf den Hosen auflaufen. Der Schriftzug bezog sich auf das Edikt von Potsdam aus dem Jahr 1685, nach dem der Kurfürst von Brandenburg den Hugenotten Toleranz einräumte.

Tebe glücklich über Änderung

NOFV-Vizepräsident Bernd Schultz betonte in der Mitteilung vom Donnerstag, dass sowohl Tennis Borussia als auch der SV Babelsberg 03 beim Prozess eingebunden wurden: "Beide Vereine stimmten dem ausgearbeiteten Entwurfsvorschlag zu und begrüßten die schnelle Änderung und Klarstellung für Werbung mit politischen Aussagen."

Tebe Berlin hat die neue Fassung positiv aufgenommen. "Wir finden die Änderung sinnvoll", sagte Tebe-Vorstandsmitglied Tobias Schulze gegenüber rbb24. "Es freut uns, dass der Verband eingelenkt hat." Nach dem Verbot der "Cura"-Trikotwerbung seien die Gespräche mit dem NOFV konstruktiv verlaufen, betonte Schulze.

Sendung: Inforadio, 09.12.2021, 17:15 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    "Jeder mag selbst einschätzen, wie diese Situation auf die heutige Migrationsproblematik anzuwenden sind." Nana, Sie Schlingel. Denn die Antwort ist doch evident.

  2. 8.

    Der SV Babelsberg 03 bewirbt den Verein "Seebrücke" (Motto "Leave No One Behind "). Gegenteiliges beabsichtigt der französische Präsident. Er will an den EU-Aussengrenzen im Rahmen seiner EU-Ratspräsidentschaft gegen die illegale Migration massiv materiell und personell investieren, . Von der EU sollen mehr Grenzwächter bezahlt werden, Frontex soll Drohnen oder Hubschrauber zur Grenzüberwachung einsetzen, denn „Freizügigkeit im Schengenraum kann nur unter der Bedingung eines kohärenten Schutzes der EU-Außengrenzen ge­währt werden“, sagte der Präsident.

  3. 7.

    Da wird der Hassverbreitung in jeder Weise Art Tor und Tür geöffnet. Was der Eine nicht darf, soll der Andere auch nicht. Aber die Uefa hat dem ja schon das Scheunentor geöffnet. Geht nur: Alles auf Null zurück!

  4. 6.

    Mein Statement ist, dass Sportverbände politische Neutralität wahren sollten um Integrität zu fördern und keine Spaltung voranzutreiben.
    Und aus bekannten historischen Gründen, wie u.a. der IOC oder der DFB dies sehen.
    Jetzt besser verstanden?

  5. 5.

    Das "Toleranzedikt 1685" hatte m.E. überwiegend wirtschaftliche Aspekte. Weite Teile Brandenburgs waren durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstet, das Herzogtum Preußen (Ostpreußen) durch die Pest und den Schwedisch-Polnischen Krieg (1655-1660) in Mitleidenschaft gezogen worden. Überall fehlte es an Menschen, so dass die „Peuplierung“, die Besiedlung seiner Länder dem Kurfürsten sehr erwünscht war. Zudem waren die Hugenotten der einheimischen Bevölkerung in manchen Aspekten in der kulturellen und technischen Entwicklung deutlich überlegen, so dass auch in dieser Hinsicht ein Gewinn für Brandenburg-Preußen zu erwarten war.
    Jeder mag selbst einschätzen, wie diese Situation auf die heutige Migrationsproblematik anzuwenden sind.

  6. 4.

    Hmmm.... ich finde es eindeutig formuliert. Klar muss die Umsetzung entsprechend sein.
    Oder wo sehen Sie ein Problem?
    Nur solch ein Statement wie Ihres in den Raum zu werfen, bringt irgendwie nix...

  7. 3.

    "Applaus für Babelsberg und Tennis Borussia!"
    Und auch für den FC Internationale Berlin 1980 e.V., der durch seine Selbstanzeige bezüglich seines "no racism"-Trikotslogans dem NOFV vor Augen geführt hat, wie rückständig und unhaltbar dessen erste Reaktion in dieser Angelegenheit war.
    Schlimm genug, dass die Änderung der eigenen Haltung (hat man beim NOFV überhaupt eine?) so lange gedauert hat.

  8. 2.

    Damit entscheidet nun ein Sportverband was politisch korrekt ist und was nicht...sehr sehr dünnes Eis.

  9. 1.

    Es war längst überfällig nicht mehr vor der rechten Blase zu kuschen!
    Ein gutes Zeichen in diesen Zeiten!
    Applaus für Babelsberg und Tennis Borussia!

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