Branche im Wachstum - Wie Berlin vom E-Sports-Boom profitieren will

Die deutsche E-Sports-Branche wächst und das mitten aus der Hauptstadt heraus. Für Berlin kann das wirtschaftlich profitabel sein. Deswegen hat auch die Politik E-Sports auf dem Schirm. Von Maike Gomm
Ausgerechnet aus Spandau kommt der neueste Zuwachs in der Berliner E-Sports-Szene. Der Gaming-Influencer Maximilian Knabe, aka HandOfBlood, ist Gründer und Gesicht des neuen E-Sports-Clubs Eintracht Spandau. Antreten will Eintracht Spandau vor allem in dem beliebten Computerspiel "League of Legends". Gerade sind sie dabei, ihr Team aufzubauen.
Doch hinter der Eintracht steckt mehr. Die Marketingagentur Jung von Matt NERD und die Influencer-Agentur Instinct3 sind darin involviert. Eine aufwendig produzierte Videokampagne auf Youtube zeigt schon jetzt, dass es der Eintracht um mehr geht, als nur darum Wettkämpfe zu gewinnen. "Wir wollten, was Content und Storytelling angeht, den deutschen E-Sports ein bisschen revolutionieren, weil wir finden, dass uns andere Länder da etwas voraus sind", sagt Christian Baltes, Projektmanager von Eintracht Spandau.
Der E-Sports-Markt wächst weltweit
Vor allem aus wirtschaftlicher Perspektive ist das clever. Die E-Sports-Branche wächst weltweit. Nach Angaben des Verbands der deutschen Games-Branche ist der deutsche E-Sports-Markt von 2019 auf 2020 um 32 Prozent gewachsen [game.de]. Laut Prognosen von Statista soll sich der Umsatz bis 2025 sogar fast verdoppeln [statista.com].
Davon könnte auch Berlin profitieren. Denn nicht nur Eintracht Spandau sitzt in Berlin. Viele kleinere, aber auch größere international agierende E-Sports-Unternehmen haben sich in der Hauptstadt angesiedelt. Darunter auch G2, ein global Player in der Branche, und Berlin International Gaming, die weltweit erfolgreich an Wettkämpfen teilnehmen. Auch Riot Games hat in Berlin einen Sitz. Das Unternehmen bringt das beliebte Game "League of Legends" heraus und veranstaltet jährlich in Berlin die LEC, die europäische "League of Legends"-Meisterschaft.
Auch Christian Baltes von Eintracht Spandau hat erkannt, dass das Berlin als Standort attraktiv macht: "Ein Großteil der besten 'League of Legends'-Organisationen der Welt haben hier in Berlin ihren Standort. Das zieht natürlich Talente an, das zieht Spieler an, sodass man hier eine gute Infrastruktur hat, was E-Sports angeht."
E-Sports bringt Geld in die Stadt
Doch nicht nur für "League of Legends“-Spieler ist Berlin interessant. Hertha BSC baut zum Beispiel schon sein eigenes Fifa-Team auf. Und 2019 fand in der Mercedes Benz Arena die Weltmeisterschaft von "Counter Strike: Global Offensive" (CS:GO) statt. Spieleentwickler Riot Games führt mittlerweile sogar ein internes Bewerbungsverfahren für Städte durch, die Austragungsort einer Weltmeisterschaft oder eines Finalspiels sein wollen. Denn so ein E-Sports-Turnier zieht viele Menschen in die Stadt und bringt somit auch Geld ein.
E-Sports ist kein offizieller Sport - und damit nicht gemeinnützig
Im E-Sports entwickeln sich also schon Strukturen, wie man sie sonst aus dem internationalen Fussball kennt. Dabei ist E-Sports vom Deutschen Olympischen Sportbund nicht offiziell als Sport anerkannt. Der Landessportbund Berlin schließt sich dem an. Friedhard Teuffel, Präsident des LSB, sagte gegenüber dem rbb: "Für uns gehört E-Gaming nicht zu dem, was wir unter Sport verstehen. Da gehören für uns nur die Spiele dazu, die eine Sportart wirklich abbilden mit der körperlichen Betätigung."
Solange E-Sports nicht als Sport anerkannt ist, gilt er auch nicht als gemeinnützig. Das könnte sich aber bald ändern. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag schon angekündigt, E-Sports gemeinnützig machen zu wollen. Das könnte auch den Unternehmen einen weiteren Wachstumsschub bescheren. Die Gemeinnützigkeit wäre ein starkes Signal für den Breitensport und würde so auch die Nachwuchsförderung einfacher machen.
Auch die Berliner Politik zeigt Interesse an E-Sports
Die Berliner Politik hat E-Sports auf jeden Fall schon auf dem Schirm. Auf eine Anfrage des ehemaligen Abgeordneten Bernd Schlömer (FDP), welche Bedeutung der Senat E-Sports als Faktor für den Wirtschafsstandort Berlin beimisst, teilte die Senatskanzlei im November 2020 mit: "Alles in allem wird E-Sport ein großes Potential zugeschrieben u. a. auch durch Sekundäreffekte durch touristische Einnahmen bei Großevents."
Der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller hat sich 2020 sogar mit der Branche zu einem Runden Tisch getroffen. Laut Koalitionsvertrag plant auch die neue Berliner Regierung dies fortzusetzen.
Schon jetzt ist Berlin innerhalb Deutschlands einer der attraktivsten Standorte für die E-Sports-Branche - und das, obwohl auch sie von der Pandemie eingeschränkt ist. Doch sollte wieder Normalität einkehren und E-Sports tatsächlich gemeinnützig werden, dann könnte dem E-Sports-Standort Berlin ein große Zukunft bevorstehen.
Sendung: rbb|24 Explainer, 12.01.2022, 17:00 Uhr