Eiskunstlauf - Eine zweite Chance für Fentz

Di 11.01.22 | 06:10 Uhr | Von Shea Westhoff
Paul Fentz im Sprung
Video: rbb24, 10.01.2022, Torsten Michels | Bild: imago images/Bildbyran

Der Eiskunstläufer Paul Fentz hat ein schwieriges, verletzungsgeplagtes Jahr hinter sich. Mit Glück hat er dennoch die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Die anstehende Europameisterschaft soll darüber Auskunft geben, wie fit er wirklich ist.

Beim Training in der Halle des SC Berlin kurvt Paul Fentz geschmeidig übers Eis, die Bewegungen wirken wieder rund. Dann lässt er seinen Körper plötzlich hochschnellen, Fentz dreht sich in der Luft viermal um die eigene Achse, die Figur hat er perfektioniert, den Vierfach-Toeloop.

Wie weit brigen ihn Figuren wie der Drehsprung bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Tallinn, in die er am Mittwoch im Einzelwettbewerb einsteigt? Die Titelkämpfe in der estnischen Hauptstadt sind der letzte internationale Test vor den Olympischen Winterspielen vom 4. bis 20. Februar 2022 in Peking. Und sollen für den Berliner Paul Fentz auch einen Hinweis darauf geben, wie gut er sich von seinen Blessuren erholt hat, ob seine Fitness wieder ausreichend hergestellt ist.

An die Schmerzen gewöhnt

Im vergangenen Jahr schlug er sich mit einer Adduktorenzerrung, einer Hüft- und Schambeinentzündung herum. Er werde die Schmerzen immer noch lange mit sich herumtragen, sagt er rbb|24. "Aber die machen mir jetzt erst mal keine Probleme, da sie behandelt wurden, was wichtig war." Er habe sich daran gewöhnt.

Die Verletzungen drohten ihm einen Strich durch seine zweite Olympiateilnahme zu machen. Die Qualifikation für die Einzel-Disziplin hatte er im vergangenen September bei der renommierten Nebelhorn Trophy in Oberstdorf vergeigt, nur die Plätze 11 und 13 waren es im Quali-Ranking. Das erste Mal seit 2002 konnte die Deutsche Eislauf-Union (DEU) keinen Einzelläufer zu den Olympischen Spielen entsenden. "Die Enttäuschung war sehr groß", sagt der gebürtige Berliner. "Es lag vor allem an der Verletzung, weil ich drei Wochen zuvor so gut wie gar nicht trainieren konnte. Und ohne Vorbereitung in so einen Wettkampf reinzugehen, der so immens wichtig ist, ist sehr schwer."

Das Glück des 29-Jährigen: Die DEU will ihn mitnehmen zum olympischen Teamwettbewerb, für die Deutschland teilnahmeberechtigt ist – für Fentz wie eine zweite Chance. Die Mannschafts-Disziplin gehört erst zum zweiten Mal zum Programm der Winterspiele. Ein Team bilden eine Einzelläuferin, ein Einzelläufer sowie ein Paar und ein Eistanzduo. Vor vier Jahren in Pyeongchang war Deutschland siebter geworden - mit dabei war auch Fentz. "Das hat super viel Spaß gemacht, das war eine ganz neue Erfahrung", sagt er. "Ich freue mich, dass ich diese Erfahrung jetzt noch mal machen kann."

Stehen könne er alles

Zunächst steht in Tallinn die Generalprobe für Peking an, zur Europameisterschaft fährt er unter anderem mit den Berliner Paarläufern Minerva Hase und Nolan Seegert, mit beiden wird Fentz außerdem bei den Olympischen Spielen im Teamwettbewerb zu tun haben. Bei der letzten EM vor zwei Jahren in Graz wurde Fentz achter, sorgte mit einer gelungenen Kür für Aufsehen. "Das große Ziel für Tallinn ist wieder die Top Ten", sagt Fentz.

Seine Trainerin Romy Oesterreich traut ihm einen Erfolg zu - in Tallinn im Einzel, aber auch bei den Olympischen Spielen im Teamwettbewerb. Sie selbst bei den Olympischen Spielen teilgenommen, gewann 1976 die Silbermedaille im Paarlauf. Ein erfolgreiches Abschneiden der beiden wichtigen anstehenden Turniere hält sie bei ihrem Schützling für möglich: "Also körperlich auf jeden Fall", sagt sie. Es sei aber vor allem auch eine "geistige Angelegenheit. Dass man sich mehr auf das Wesentliche konzentriert, sich nicht zu viel Druck macht." Für erfahren genug hält sie den viermaligen deutschen Meister allemal.

Fentz, der als Kämpfer gilt, will in Tallinn einen Erfolg feiern. Das Gefühl ist wieder da. Stehen könne er jede Figur, sagt er selbstbewusst. Und im Gegensatz zum enttäuschenden Turnier in Oberstdorf konnter er sich ja nun auch darauf vorbereiten.

Sendung: rbb24, 10.01.2022, 22 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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