Interview | Berliner Fußballer in Thailand - "Ein Schritt zurück, um zwei Schritte vorwärts zu kommen"

So 13.02.22 | 10:28 Uhr
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Max Steinbauer bei der Vorstellung durch seinen thailändischen Verein Sukhothai FC (instagram/max.stbr6)
Bild: instagram/max.stbr6

Er spielte in der Jugend für Union und Viktoria Berlin und in der Regionalliga für Tennis Borussia. Im Januar 2021 wechselte Max Steinbauer dann nach Thailand, in die Heimat seiner Mutter. Es lief anders als gedacht - und doch nach Plan.

rbb|24: Maximilian Steinbauer, wer in Bangkok auf dem Flughafen landet, läuft als erstes in eine gefühlte Wand aus Luftfeuchtigkeit. Auch Sie haben zu Beginn Ihres Thailands-Abenteuers mit den klimatischen Bedingungen zu kämpfen gehabt. Wie sieht das etwas mehr als ein Jahr später aus?

Maximilian Steinbauer: Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Es gab jetzt auch schon Trainingseinheiten, bei denen mir fast schon etwas kalt war.

Mittlerweile haben Sie auch schon Ihren ersten Vereinswechsel innerhalb Thailands hinter sich. Seit Mai vergangenen Jahres spielen Sie für den Sukhothai FC.

Muangthong United stand in der Tabelle nicht gut da, als ich im Januar 2021 gekommen bin. Zudem war der Trainer neu — da habe ich als junger Spieler gar nicht die Chance bekommen, zu spielen. Bei Sukhotai hat alles gepasst. Angefangen beim deutschen Trainer (Dennis Amato, Anm. d. Red.).

Das ist Max Steinbauer

Der 2001 geborene Sohn eines Deutschen und einer Thailänderin spielte in der Jugend für Eintracht Südring und die Reinickendorfer Füchse, ehe es zu Union Berlin ging. 2018 folgte der Wechsel zu Viktoria Berlin, zwei Jahre später der Wechsel zu Tennis Borussia Berlin. Für die "Veilchen" absolvierte der 1,86 Meter große Abwehrspieler acht Partien in der Regionalliga Nordost, ehe er im Januar 2021 zu Muangthong United in der Peripherie Bangkoks wechselte.

Allerdings ist Ihr neuer Klub im Gegensatz zu Muangthong United ein Zweitligist.

Es sieht nach einem Schritt zurück aus. Aber langfristig gesehen wird das ein Schritt zurück sein, um zwei Schritte vorwärts zu machen.

Kann man denn davon leben, in der zweiten Liga Thailands Fußball zu spielen?

Ich kann davon sehr gut leben, auf jeden Fall. Auch, weil die Lebenshaltungskosten vergleichsweise günstig und die Steuern gering sind.

Sukhothai liegt zwischen den Metropolen Bangkok und Chang Mai und ist was für eine Stadt?

Es ist das komplette Gegenteil zu Bangkok. Hier wird man von gar nichts abgelenkt. Das ist vergleichbar mit einem Dorf. Hier gibt es für mich nur Fußball.

Ist das für einen 20-Jährigen nicht ein bisschen wenig?

Ich habe hier in der Mannschaft gute Freunde gefunden. Auch, weil der Verein die Unterkünfte stellt und wir alle Nachbarn sind.

Kommen wir zur ewigen Frage für Profis im Ausland: Wie ist der dortige Fußball im Vergleich zum deutschen Fußball einzuschätzen?

Es ist schwer zu vergleichen mit dem deutschen Fußball. In Sukhothai spielen wir mit viel Ballbesitz. Die erste Saisonhälfte aber zum Beispiel fiel in die Regenzeit. Da sind die Plätze oft überflutet und nicht leicht zu bespielen.

Ist der Fußball in Thailand denn ähnlich populär wie in Deutschland?

Auf jeden Fall. Das merkt man auch auf der Straße. Da wird man häufiger erkannt, nach Fotos gefragt. Vielleicht ist das Thai-Boxen noch populärer, aber der Fußball ist ganz weit oben mit dabei.

Die thailändische Nationalmannschaft ist auch durchaus erfolgreich, hat 2021 die Südostasienmeisterschaft gewonnen. Zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Turniere. Trainiert wird das Team seit September 2021 von einem Deutschen - Alexandré Pölking. Haben Sie schon Kontakt gehabt?

Er hat zwei meiner Spiele gesehen, mit meinem Vereinstrainer gesprochen. Aber wahrscheinlich soll ich erstmal in der U23 spielen.

Haben Sie einen Karriereplan?

Nächstes Jahr will ich wieder erste Liga spielen. Am besten, nachdem ich mit Sukhothai aufgestiegen bin. Das sieht momentan auch gut aus, wir liegen auf Platz zwei und damit auf einem Aufstiegsplatz. Und dann kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, noch ein paar Jahre in Thailand zu spielen.

Und die Motivation dahinter?

Ich bin nach Thailand gekommen, weil die Bühne hier größer ist für mich. Ich möchte für die Nationalmannschaft spielen und wollte überhaupt erstmal zeigen, dass es mich gibt. Ich habe gehört, dass man vorher gar nicht wusste, dass ich Thailänder bin.

Auf was für einen Spielertypen dürften sich die Fans der thailändischen Nationalmannschaft denn freuen?

Im Verein spielen wir aktuell ein 3-5-2 und ich auf der rechten Außenbahn. Ich bin da sehr offensiv unterwegs, habe fünf Tore und fünf Vorlagen gesammelt in dieser Saison.

Klingt ja eher nach einem Stürmer.

Die fünf Tore waren allesamt Elfmeter. Aber es ist schön, dass der Trainer mir da vertraut. In der Regel schießen ja eher ältere Spieler.

Und die Vorlagen?

Ich gelte als relativ spielintelligent, bin ruhig am Ball. Und meine Flanken sind ganz gut.

Was sind Ihre Schwächen?

Ich will körperlich gern stärker sein. Daran muss und will ich noch arbeiten.

Angesichts von Corona war man in Deutschland zwischendurch froh, dass überhaupt Ligaspiele stattfanden.

Auch in Thailand wurde eine Zeit nicht gespielt. Der Saisonstart wurde immer wieder nach hinten verschoben, ich hatte mit drei Monaten die längste Vorbereitungszeit meines Lebens. Und dann gab es auch hier Geisterspiele. Inzwischen sind wieder begrenzt Zuschauer zugelassen. Die allerdings müssen vollständig geimpft sein. Deshalb kommen derzeit nur circa 500 Fans statt der ansonsten üblichen 5.000.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview wurde geführt von Ilja Behnisch, rbb-Sportredaktion.

Sendung: Inforadio, 11.02.2022, 9.15 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Prima Artikel und sehr interessant! Bitte mehr davon!

  2. 1.

    Interessanter 'kleiner' Bericht. Danke dafür, Ilja Behnisch.

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