Union-Manager Ruhnert über Kruse-Abgang - "Wir waren 'not amused' und überrascht"

Di 01.02.22 | 18:27 Uhr
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Union-Manager Oliver Ruhnert vor einem Spiel. Quelle: imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Der Abgang von Top-Stürmer Max Kruse zum VfL Wolfsburg traf Union plötzlich und überraschend. In einer Medienrunde schildert Manager Oliver Ruhnert den Ablauf des Transfers. Er glaubt, dass Union sportlich auch weiterhin gut aufgestellt ist.

Oliver Ruhnert über …

... den Abgang von Max Kruse zum VfL Wolfsburg.

Wir waren von der Entwicklung selbst überrascht. Wir haben aber trotzdem gemeinsam als Verein mit dem Spieler die Entscheidung getroffen. Wir haben erst sehr spät - Ende letzter Woche - die Info bekommen, dass das Interesse besteht. Der Spieler hat uns mitgeteilt, dass er diese Möglichkeit hat und diese auch wahrnehmen möchte. Wenn dich ein Spieler zu diesem späten Zeitpunkt kontaktiert, sagst du ihm natürlich schon: Guck mal aufs Datum, was hier Sache ist und dass das für uns in der Gesamtheit eine Herausforderung ist.

Max und ich hatten allerdings immer ein relativ offenes Verhältnis dahingehend, dass wir gesagt haben, wenn ein Angebot kommt, müssen wir darüber sprechen. Es gab ja auch bereits die Möglichkeit, dass er in den USA weiterspielt und zu seinem Sohn zieht. Wir haben uns also immer offen ausgetauscht.

In diesem Fall haben wir zunächst aber schon gesagt: Bei allem Respekt, wie sollen wir das aufgrund der kurzen Zeit machen? Es kam dann aber eben diese Entwicklung rein. Max ist keine 20 mehr, wenn er mit sowas an uns herantritt, meint er es auch ernst. Er hat uns gesagt, dass das ein Angebot ist, was er zum derzeitigen Status seiner Karriere annehmen muss.

Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht bin. Mir gefällt einfach der Zeitpunkt nicht, der ist einfach unglücklich. Man ist dann in der letzten Woche am Rödeln und guckt, wie man seine Mannschaft auf Kurs hält.

… über die Gründe, warum Union den Transfer nicht blockiert hat.

Das war natürlich auch ein Thema. Für uns hat der Sport oberste Priorität. Also auch, wie wir im Kader aufgestellt sind. Wir wissen aber auch - und das ist für uns der entscheidende Faktor - dass wir nicht von einem Spieler sprechen, der drei Tage später ganz normal damit umgeht und sagt: Na, dann ist es halt so. Max ist ein Spieler, der am Ende seiner Karriere nochmal eine besondere Herausforderung und eine spezielle Möglichkeit finanzieller Art hat. Deswegen muss man alles gewichten und das haben wir gemeinsam getan. Natürlich haben wir mit ihm darüber gesprochen, ob es eine endgültige Entscheidung ist und er sich diese gut überlegt hat. Für ihn stand es aber fest und war ein klarer Entschluss. Für uns ging es dann darum, ob wirklich ein Angebot kommt - was einen Tag später der Fall war - und wie wir uns sportlich aufstellen können.

… die sportlichen Möglichkeiten von Union ohne Kruse.

Es hört sich vielleicht etwas plakativ an, aber wenn Max Kruse sich verletzt hätte - was ja in der Vergangenheit schon passiert ist - hätten wir weitergespielt und so müssen wir jetzt auch weiterspielen. Das ist für mich also keine Frage, die sich stellt. Selbstverständlich glauben wir, dass wir eine Mannschaft haben, die erfolgreich sein kann. Ich habe dem Team gestern gesagt: Wir sind Union Berlin und wir sind schon öfters mit Abgängen konfrontiert worden, was ja auch völlig normal ist. Und trotzdem geht es weiter.

Ich habe die Thematik jetzt ehrlich gesagt relativ schnell abgehakt. Mich stört gerade viel mehr, dass Grischa Prömel möglicherweise wegen seiner Corona-Erkrankung ausfällt. Wir wissen nicht, was in den nächsten Wochen noch kommt. Das sind die Dinge, die mich ehrlicherweise noch unglücklicher machen. Mit Sven Michel haben wir aber einen sehr guten und motivierten Spieler dazubekommen. Ich glaube schon, dass wir als Team weiter funktionieren werden.

… die Reaktion von Trainer Urs Fischer auf den Kruse-Abgang.

Der Trainer ist umgehend von mir über den Sachverhalt informiert worden. Er war genau so wenig begeistert wie ich. Der Trainer ist aber niemand, der hingehen und sagen würde, ohne den mache ich es nicht mehr. Er konzentriert sich auf die Spieler, die da sind. Er sagt auch: Wenn jemand nicht mehr möchte, dann ist das so. Ich trainiere Leute, die wollen und die bereit sind, alles zu geben. Wir waren alle 'not amused', überrascht und sind trotzdem gemeinsam zu der Entscheidung gekommen.

Sendung: rbb24, 01.02.22, 18 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Den letzten Satz haben sie nicht wirklich ernst gemeint, oder?
    Die Alte Försterrei ist eines der schönsten Stadien in Europa. Die langweilige Plastikarena in Wolfsburg taucht in dieser Statistik nicht mal auf.

  2. 15.

    Zitat: "Das war doch hoffentlich reiner Sarkasmus, oder?"

    Nee Stefan, es gibt hier Leute, die sowas wohl tatsächlich ernst meinen. Das hat aber weniger mit "Ostalismus" als vielmehr damit zu tun, dem FCU Scheinheiligkeit unterstellen zu wollen.

    So wie dieser User, der nach Kruses Abgang eine Umtextung der Nina Hagen Hymne 'verlangt':

    "K.A.BerlinSonntag, 30.01.2022 | 20:03 Uhr
    alles o.k., denn: Geld regiert die Welt,
    nur: FC Union Berlin, bitte ehrlich bleiben, eure Hymne muss nun im Text geändert werden !!!!! oder ihr macht aus dem NICHT ein DOCH
    Herrn Kruse alles Gute"

    Beitrag #20 unter der entsprechenden Meldung:
    https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2022/01/fussball-bundesliga-union-berlin-max-kruse-wechsel-wolfsburg.html

  3. 14.

    Zitat: "Wer will noch bei Union spielen , wenn man bei Wolfsburg . . . in einem vernünftigen Stadion spielt."

    Ich tue Ihnen mal den Gefallen und springe auf Ihre wiederholte Trollerei an. Das VfL Stadion hat auch nur 30k Plätze, ist also im BL-Vergleich nicht besonders groß, und hatte schon vor der Pandemie einen zunehmenden Zuschauerschwund zu verzeichnen: 18/19 waren es im Schnitt noch 24.552 ZS, die die Spiele dort verfolgt haben; von der lahmen Stimmung ganz zu schweigen.

    Was nun das Stadion An der Alten Försterei betrifft sei mal darauf hingewiesen, dass dieses z. B. in mehreren Rankings, die auf hunderttausenden Google Bewertungen beruhen, jedes mal in den Top 3 landete. Und dass Sie den FCU mit seinen ca. 41.000 Mitgliedern hier kürzlich als "Dorfverein" bezeichneten, ist schon mehr als absurd.

  4. 13.

    Zitat: "ist einfach ein dominoeffekt
    wolfsburg hat weghorst sehr spontan verloren . . ."

    Naja, ganz so spontan war der Abgang von Weghorst nicht, man hatte ihm schon länger die Freigabe erteilt. Es flatterten zwar zunächst kaum Angebote herein, aber dass erst kurz vor knapp zugeschlagen wird, ist ja nicht ungewöhnlich. Für ihn holte man dann den Mittelstürmer Jonas Wind aus Kopenhagen. Kruse hat eine etwas andere Aufgabe und spielt die kreative "hängende Spitze". ;)

  5. 12.

    "Union hätte sich doch nicht vom Westen kaufen lassen [müssen]..." OMG, Paul, was für eine Steinzeit-Ostalismus!
    Das war doch hoffentlich reiner Sarkasmus, oder?

  6. 11.

    Ja stimmt , die auf die es wirklich ankommt finden es so ganz besonders toll , das sie Teile davon ( Imbiss ) selbst in Brand stecken , was für famose Leute … Respekt !

  7. 10.

    Komisch, dass bei Menschen, auf die es im Gegensatz zu Ihnen ankommt, so ein "unvernünftiges" Stadion wie die Alte Försterei zu den beliebtesten und am meisten geschätzten Stadien in Deutschland gehören.

  8. 9.

    Anders herum: man muss schon viel bieten, um einen aus der Alten Försterei "wegzuholen"... Hut ab, wie geschickt und schnell man auf Unerwartetes reagiert...Da verstehen einige etwas vom "Handwerk". Und wenn neben Können und Fleiß auch noch Glück dazu kommt... spätestens jetzt weiß man, dass Glück kein Zufall ist, der von alleine daherkommt, sondern eine (Fleiß)Vorgeschichte hat. Gilt übrigens überall....

  9. 8.

    Das ist Profifußball, es geht ums Geld, sportliche Werte sind nur Beiwerk. Der oft betonte Edelsinn der Eisernen ist nicht bundesligatauglich, diese Erkenntnis dürfte auch an der Alten Försterei angekommen sein. Es ist sicher besser am Wochenende den Amateurverein um die Ecke zu besuchen. Der Profisport ist an seine Grenzen geraten, von mir kein Euro für die Bezahl-TV.

  10. 7.

    Wer will noch bei Union spielen , wenn man bei Wolfsburg das doppelte verdienen kann und in einem vernünftigen Stadion spielt.

  11. 6.

    Ich finde das Verhalten von Kruse äußerst charakterlos zumindest was den Zeitpunkt angeht. Ansonsten kann sich Union über die vermutlichen 5Mio freuen und absteigen wird man aller Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr.

  12. 5.

    ist einfach ein dominoeffekt
    wolfsburg hat weghorst sehr spontan verloren und ne dicke ablöse kassiert
    damit wurde kruse gekauft und union hat auch wieder verhältnismäßig tief in die tasche gegriffen um Michel zu holen...

  13. 4.

    Vielleicht mal aufwachen und nachdenken.
    Es ist ein Geschäft mit der Ware „Fußballer/Mensch“. Nicht mehr und nicht weniger geworden. Vereinstreue etc.wird immer unwichtiger. Und ein Hr.Kruse ist da kein Einzelfall. Abhaken,feddisch.

  14. 3.

    hat es ja nicht. Es ist aber das Los von Klubs, die nicht über das große Geld verfügen und aus dem vollen schöpfen können, nicht alles bezahlen zu können. Dazu kommt noch, dass der Vertrag sowieso zum Ende der Saison ausgelaufen wäre und kruse ablösefrei hätte wechseln können. Verlängerung offen. Warum soll man also einen Spieler der wechseln will mit macht halten? Wolfsburg hat 5 Millionen ablöse bezahlt und bietet, lt. Bild, 3,5 Millionen Gehalt. Das kann und will union nicht bezahlen. Also nimmt man die ablöse und lässt den Spieler ziehen. Am Ende der Saison wäre er gewechselt zum nulltarif, denn länger als 2 Jahre hat er noch nie in einem Verein ausgehalten.

  15. 2.

    Union hätte sich doch nicht vom Westen kaufen lassen und hätte einfach Nein sagen können. Jetzt haben sie sich fürdie Kohle entschieden und gut ist.

  16. 1.

    Ich mutmaße einfach mal, dass da schon zuvor was zwischen dem VfL und Kruse lief - und man erst sehr spät in der Transferperiode auf den FCU zugegangen ist, um das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Der VfL Wolfsburg hat ja praktisch den kompletten Sturm ausgewechselt, sowas plant man nicht in einer Nacht- und Nebelaktion. Zudem hatte Kohfeldt seine erfolgreichste Zeit, als er Kruse im Werder Bremen Kader hatte; er wird also wohl nicht erst 'gestern' an Schmadtke mit dem Vorschlag/Wunsch nach einer Kruse Verpflichtung herangetreten sein . . .

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