Reformpläne des NOFV - Genug vom Schattendasein

Mi 16.02.22 | 17:32 Uhr | Von Shea Westhoff
BFC Dynamo gegen Hamburger SV
Andere Zeiten: Das heutige NOFV-Mitglied BFC Dynamo 1982 im Europokalspiel gegen HSV. | Bild: imago/Horstm¸ller

Der Nordostdeutsche Fußballverband hat eine dauerhafte Expertenrunde installiert, um sein Prestigeobjekt zu stärken: die Regionalliga Nordost. Dort tummeln sich erfolglose Traditionsvereine. Damit soll nun Schluss sein, findet NOFV-Präsident Hermann Winkler.

Trainer-Legende Ede Geyer leidet mit dem Fußball im Osten. "Die Lage des Ostfußballs ist eigentlich katastrophal", sagte der 77-Jährige vorige Woche im Gespräch mit rbb|24. "Der internationale Fußball, von dem man in den Zeitungen liest, der ist vom Ostfußball so weit weg wie die Erde vom Mond."

Von internationalen Wettbewerben wie der Euroleague oder gar der schillernden Champions League spricht Hermann Winkler zwar nicht. Doch zum Glänzen bringen möchte der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) seine Regionalliga-Nordost schon. Es ist die Liga, in der sich klangvolle Traditionsklubs nur so tummeln, beispielsweise FC Energie Cottbus, BFC Dynamo, Lok Leipzig oder Carl Zeiss Jena. Vereine mit einer breiten Fanbasis. Eigentlich ein gewaltiges Potenzial.

Winkler sagt: "Ich möchte, dass aus der Regionalliga perspektivisch – das ist meine große Vision – irgendwann wieder ein Erstligist hervorgeht."

Expertise aus Wissenschaft, Wirtschaft, Sport und Politik

Sein Zauberwort dafür ist der neue "Expertenrat", den er nach gemeinsamen Überlegungen mit dem ehemaligen DDR-Nationalspieler Lutz Lindemann installieren ließ. Der Rat setzt sich zusammen aus Fachleuten aus verschiedenen Richtungen, die dem Verband ehrenamtlich in beratender Funktion weiterhelfen, ihn stärken sollen.

Sie sollen ihre Expertise aus Wissenschaft, Wirtschaft, Sport und Politik einbringen [nofv-online.de]. So wurde in der ersten Sitzung in Leipzig im Februar etwa über neue Finanzquellen für die einzelnen Vereine gesprochen, und wie in einer sich anbahnenden Zeit nach Corona die Zuschauer wieder zurück ins Stadion geholt werden können. Thematisiert wurden aber auch medizinische Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt.

Eine der Fragen, die in kommender Zeit von den Expertinnen und Experten diskutiert werden solle, sei ein neues Lizensierungsverfahren für die Regionalliga. "Wer sich dort bewirbt, muss auch gewisse Dinge nachweisen", um sicherzustellen, dass die Klubs auch über entsprechende Finanzmittel verfügen. Es sei leider vorgekommen, dass Vereine "zu große Brötchen gebacken haben", wie Winkler sagt, ohne die Klubs beim Namen zu nennen.

Deutsche Regionalligen sind Rivalen

Die Fachleute sollen von nun an regelmäßig zusammenkommen, um Vorschläge zu erarbeiten, wie man den Ost-Verband professionalisieren könne. Denn klar ist: Die fünf verschiedenen Regionalligen in Deutschland ko-existieren nicht autark, sondern sie stehen in unmittelbarer Konkurrenz zueinander. Nicht alle Regionalliga-Meister können fest mit dem Ticket zum ersehnten Profifußball der dritten Liga rechnen, müssen teilweise noch in die Playoffs, die jährlich rotieren. In diesem Jahr sind es die Staffel-Sieger der Regionalliga Nordost und der Regionalliga Nord, die sich in zusätzliche Relegationsspiele begeben müssen.

Winkler plädiert für eine Änderung dieser Regelung, fordert fünf feste Aufsteiger und fünf Drittliga-Absteiger. Das sei allerdings mit den Klubs der dritten Liga derzeit "überhaupt nicht zu machen", bemängelt er. "Die wollen sich so ein bisschen als closed Shop betrachten und sagen, fünf Absteiger wären zu viel, das ist zu viel Fahrstuhl."

Ich behaupte, wir sind die stärkste Regionalliga von allen fünfen in Deutschland.

Hermann Winkler

Aufgrund dieser Gemengelage beim Thema Aufstieg wolle er zumindest stets einen "starken Regionalliga-Meister" ins Relegations-Rennen schicken. Auch das solle durch die Professionalisierung der Liga gefördert werden.

Trotzdem beharrt Winkler auch heute: "Die Regionalliga ist kein Problemfall, sondern bereits jetzt unser Premiumprodukt. Ich behaupte, wir sind die stärkste Regionalliga von allen fünfen in Deutschland."

Einen konkreten Zeitrahmen für die Erneuerung nennt Winkler nicht. Im "laufenden Prozess" wolle man die besten Vorschläge der Runde etwa in die Spielerordnung einarbeiten. Natürlich sollen auch alle Vereine selbst mitgenommen werden in dem Erneuerungsprozess, sagt er. Schon für die nächste Sitzung im März sind alle Klubs aus der Regionalliga Nordost eingeladen, um ihre Bedarfe und Herausforderungen beim Rat einzubringen.

Sendung: Inforadio, 16.02.2022, 13:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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