Neue Corona-Regeln in Berlin und Brandenburg - Sportfunktionäre kritisieren Deckelung der Zuschauerzahl auf 10.000

Mi 09.02.22 | 16:00 Uhr
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Stadion an der Alten Försterei in Berlin-Köpenick. (Bild: IMAGO / Contrast)
Audio: Dietmar Woidke, Inforadio, 08.02.2022 | Bild: IMAGO / Contrast

Die von Vereinen geforderten einheitlichen Publikums-Regelungen für den überregionalen Profisport gelten nun auch für das Land Berlin. Die Reaktionen fallen gemischt aus. Brandenburgs Sonderweg ruft scharfe Kritik aus der Opposition im Landtag hervor.

Hertha BSC und der 1. FC Union Berlin dürfen vorerst wieder bis zu 10.000 Zuschauer bei Heimspielen in ihren Stadien zulassen. Das hat der Berliner Senat am Dienstag beschlossen. Austragungsorte bei Großveranstaltungen dürfen zu 50 Prozent ausgelastet werden. Es gilt die 2G-Regel zuzüglich Test- und Maskenpflicht.

Doch einige Berliner Sport-Funktionäre kritisieren bereits die neuen Regelungen. Vor allem die Deckelung der Zuschauerzahl bei sportlichen Großveranstaltungen in Fußballstadien stößt auf Widerspruch.

Bobics Forderung: Prozentual an den Kapazitäten orientieren

Hertha-Manager Fredi Bobic hatte sich zuletzt gewünscht, dass der Berliner Senat schneller auf die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz reagiert. Noch vor den Beschlüssen am Dienstag hatte er kritisiert, dass es eine Deckelung bei der Zuschauerzahl geben soll: "Ich bin nicht zufrieden damit. Das kann nur der Anfang sein. Ich werde es immer wieder sagen: Wir müssen uns prozentual an den Kapazitäten der Stadien orientieren. Das muss die Politik auch besser reflektieren und dann auch so anpassen, wie es sich gehört, nämlich nach der Größe", so Bobic. Die erlaubten 10.000 Zuschauer würden für das Olympiastadion, die Heimspielstätte von Hertha BSC, lediglich eine Auslastung von 13,5 Prozent bedeuten.

Anders sieht das Auslastungsverhältnis bei Herthas Stadtrivale Union Berlin aus. Dort bedeuten die aktuellen Publikums-Regeln, dass etwa 45 Prozent der Tribünen im Stadion an der Alten Försterei gefüllt sein können. Unions Pressesprecher Christian Arbeit sieht die Lockerungen auch durchweg positiv: "Natürlich freut uns diese Entwicklung in der vergangenen Woche. Die Zeit reicht, um das gegen Dortmund schon nutzen zu können. Ein guter Schritt", sagte Arbeit im Gespräch mit der "Berliner Morgenpost".

Niroomand: "Müssen mit Augenmaß vorgehen"

Die großen Berliner Indoor-Sportvereine sind ebenfalls von der neuen einheitlichen Zuschauerregelung betroffen. So erhöht sich die maximale Zuschauer-Kapazität beim Basketball-Bundesligisten Alba Berlin sowie dem Eishockey-Erstligisten Eisbären Berlin auf je 4.000. In der Max-Schmeling-Halle, in der die BR Volleys sowie die Handballer der Füchse Berlin spielen, sind demnach rund 3.500 Zuschauer zugelassen.

Der Sprecher der Berliner Profiklubs und gleichzeitig Manager der BR Volleys, Kaweh Niroomand, sieht ein wichtiges Zeichen in den neuen Regelungen, "weil die Gesellschaft eine Antwort und Reaktion darauf erwartet, dass die Fallzahlen auf den Intensivstationen stabil bleiben". Dennoch sei er kein Verfechter von allzu schnellen Lockerungen, so Niroomand. Er wolle eine schrittweise Öffnung. "Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, jetzt mit Augenmaß vorzugehen. Zumindest habe man jetzt die richtigen Instrumente wie Abstand und Masken für die Zuschauer - "wenn man das alles konsequent umsetzt, glaube ich nicht, dass es gefährlicher ist, ins Olympiastadion zu gehen als zum Einkaufen in ein Warenhaus", sagte Niroomand.

Daneben kritisiert auch Niroomand die Deckelung der Zuschauerzahlen in den großen Stadien. "Ich verstehe nicht, warum man an dieser 10.000er Grenze festhalten muss." Für das Olympiastadion oder die Alte Försterei machen diese Regelung laut Niroomand nur bedingt Sinn. "Da kann man auch mehr zulassen. Da haben sie Abstand, da tragen die Leute Maske und sie haben die Impfung. Was soll heute noch mehr an Sicherheit geboten werden?"

Kritik der Linken an Brandenburger Sonderweg

Auch die Brandenburger Landesregierung entschied am Dienstag über Lockerungen der Corona-Regeln. Dort bleiben Großveranstaltungen wie Fußballspiele allerdings auf höchstens 1.000 Teilnehmer beschränkt. Unter freiem Himmel soll aber fürs Publikum sowie für Aktive auf dem Platz statt der 2G- nun die 3G-Regel gelten. Somit entfällt die Impfpflicht und es genügt ein tagesaktueller Negativ-Test. In Hallen gilt weiterhin das 2G-Modell.

Die sportpolitische Sprecherin der Linken in Brandenburg, Alexa Lamberz, zeigte sich enttäuscht über den Beschluss, an der Zuschauerbegrenzung von 1.000 Personen festzuhalten. "Seit Beginn der Pandemie erleben wir eine Überprivilegierung der wenigen Topvereine in der Bundesliga", teilte sie am Donnerstag mit. "Die Regionalligisten, die im Übrigen auch Profisportler sind, geraten dabei ins Abseits." Die Regionalliga Nordost zählt aktuell fünf Klubs aus Brandenburg, darunter Energie Cottbus und Babelsberg 03.

In Richtung des Ministerpräsidenten Dietmar Woidke forderte Lamberz, "dass er sich für die Interessen der eigenen Vereine einsetzt. Das heißt in diesem Fall: eine 50 Prozent Auslastung zuzulassen."

Großveranstaltungen in Innenräumen: 2G-Regel plus FFP2-Maskenpflicht

Bereits in der vergangenen Woche hatten Bund und Länder bei ihrem Gipfel zur Corona-Pandemie festgelegt, dass eine einheitliche Publikums-Regelung bis zum 9. Februar getroffen werden soll. Darin enthalten ist, dass die Kapazität im Freien zu maximal 50 Prozent ausgelastet werden darf - allerdings gedeckelt bei 10.000 Besuchern. In Hallen sind maximal 30 Prozent zulässig, bei höchstens 4.000 Zuschauern. "Zudem gilt bei solchen Großveranstaltungen in Innenräumen die 2G-Regel plus FFP2-Maskenpflicht", betonte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) auf einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag.

Dieser Beschluss war für die Bundesländer bindend, musste aber noch in die jeweiligen Corona-Verordnungen der Länder übernommen werden, was für Berlin im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie etwa Bayern erst jetzt geschehen ist.

Sendung: Inforadio, 08.02.2022, 14:45 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Deswegen sind absolute Zahlen eigentlich Unsinn. Sinnvoller wären relative Zahlen bezogen auf die jeweilige Stadiongröße.

  2. 12.

    Es gibt die Meinung, dass man jetzt eine schnelle Durchseuchung der Bevölkerung braucht. Denn Omikron soll relativ ansteckend und relativ harmlos sein. Es hinterlässt aber einen guten Immunschutz. So gesehen brauchen wir volle Stadien.

  3. 11.

    Sie bringen es genau auf den Punkt. Da fällt mir ein Zitat von Heinz Erhardt ein: Der Fuchs der ist ganz schlau und stellt sich dumm, beim Deutschen ist es andersrum

  4. 10.

    Das wird sich doch alles ändern wenn die Impfpflicht kommt.
    Dann sind alle geimpft, also auch die im Stadion.
    Und dann braucht man nur noch Abstand und Maske und Kontaktbeschränkungen.... bis tja das weiß man ja nicht denn die Impfung allein hilft ja nicht....
    Sarkasmus ende

  5. 8.

    Wenigstens hat der Berliner Senat sich an die vorgeschlagene, bundeseinheitliche Regelung mit 10.000 Zuschauern gehalten. In Brandenburg leben die Abgeodneten und besonders Ministerpräsident Woidke, wohl auf einem anderen Planeten. Dort will man bei der Regelung von max eintausend (!) Zuschauern bleiben. Diese Abgeordneten haben jeden Bezug zum regionalen Sport und den Einwohnern verloren!

  6. 7.

    Da fragt man sich wo hier der Fehler ist. Ein Stadion 20.000 Plätze, ein Stadion 70.000 Plätze! Das erste Stadion jeder 2. Platz besetzt, das zweite Stadion jeder 7. Platz besetzt. !? Meine Antwort denn sie wissen nicht was sie tun. Aktionismus ohne zu denken.

  7. 6.

    Wer guckt sich dieses sinnfreie gebolze von zusammengekauften Millionaeren denn noch freiwillig an.. Und zahlt dafür auch noch ein Haufen Geld fuer ein Ticket.. Die Obergrenze von 10000 ist realistisch...

  8. 5.

    Das versteht kein Mensch mehr was hir passiert. Als die Regeln verschärft wurden der Impfstoff knapp war hieß es wir sind ein Europa und wir müssen alles zusammen tun. Nun wo die meisten Europäischen Länder alles öffnen, hinken wir weit hinterher und es wird diskutiert ohne ein Ergebnis. Wo bleibt den beim Öffnen die Einigkeit in Europa, dass steht wahrscheinlich nur auf dem Papier und das ist bekanntlich geduldig und so lacht ganz Europa wieder über die Deutsche Politik.

  9. 3.

    Ich frage mich nur was dieses Kaos nur soll entweder alles auf machen oder zu lassen. Die Sportvereine werden doch nur verarscht von unseren Unfähigen aus Bund und Länder. Wir haben 24 Monate Corona und nichts wird ordentlich hin bekommen von Bund und Ländern in Sachen Corona.

  10. 2.

    Ja die Gesundheit ist ja wohl wenn der Försterei viel mehr gefährdet als im Olympiastadion in der Försterei sitzen sie doch alle für dich da beisammen wenn die Hälfte des Stadions besetzt ist dann dürfte im Olympiastadion gut 30.000 Leute sitzen

  11. 1.

    Klar, Geld ist wichtig
    Aber die Gesundheit???

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